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HASSBERGKREIS
Spiel mit der Angst am Gruselfest
Kinder feiern Halloween       -  Unheimliche Spukgestalten werden am Montagabend auch im Landkreis Haßberge die Straßen „unsicher machen“.
Foto: Symbolbild: DPA | Unheimliche Spukgestalten werden am Montagabend auch im Landkreis Haßberge die Straßen „unsicher machen“.
Von unserem Redaktionsmitglied Alexandra Wirth
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:13 Uhr

Gespenster, Zombies und Hexen werden sich bald auf die Straßen des Landkreises begeben. Mit der Drohung „Süßes, sonst gibt's Saures“ auf den Lippen werden die kleinen Spukgestalten Leckereien fordern. Und wer sich ihnen widersetzt, den erwartet Grausames.

„Ich finde Halloween gut, weil's Spaß macht, sich zu verkleiden“, meint die zwölfjährige Paula Smuda, Schülerin der Realschule in Haßfurt. Sie wird dieses Jahr als Zombie auf eine Halloweenfeier gehen. Auch die zehnjährige Laura Kramper mag das Gruselfest, doch dieses Jahr möchte sie nicht um die Häuser ziehen. „Ich laufe heuer wegen den Horrorclowns nicht rum“, sagt sie.

Wo der Brauch Halloween seinen Ursprung hat, lässt sich nicht einfach erklären. „Es ist kein Fest, für das es einen Anlass gibt“, sagt die 19-Jährige Maria aus Knetzgau und teilt diese Sichtweise mit einigen anderen Befragten aus der Umgebung, die sich den Sinn hinter dem aus den USA herübergeschwappten Fest nicht erklären können. Es gäbe doch genug eigene, deutsche Bräuche, die man pflegen könne, meinen sie. „Alles, was in Amerika vorgemacht wird, kommt zu uns und wird künstlich nachgemacht und das, was wir an Halloween feiern hat für uns keine Bedeutung“, kritisiert ein 43-Jähriger, der nicht namentlich genannt werden will. Doch den Spaß lässt er sich durch diesen Hintergedanken nicht nehmen „Zum Feiern ist es gut geeignet, wenn man Leute hat, die es schön aufziehen.“

Doch was feiern wir an Halloween und welche Wurzeln hat dieser Kult? Gerda Krämer aus Zell meint in ihrem Leserbrief, der am vergangenen Donnerstag erschien, dass Halloween keltischer Herkunft sei. Dies ist jedoch umstritten. Druiden, keltische Priester, hätten demnach die Bevölkerung einmal jährlich aufgefordert, Kinder auszuliefern, die dann als Menschenopfer verbrannt wurden. Durch dieses Ritual hätten sich die Druiden vor umherirrenden Seelen geschützt. Als „Götzendienst“ bezeichnet Gerda Krämer den Brauch und sieht in ihm eine Gefahr für die seelische Reinheit der Christen.

Dass Halloween ursprünglich dafür gedacht gewesen sei, böse Geister und Dämonen zu vertreiben, hat auch ein Altenpfleger aus Eltmann schon gehört. Der 24-Jährige findet den Brauch bedenklich, vor allem für Jüngere. „Kinder beginnen, an Horrorgestalten zu glauben. Sie fühlen sich in das Böse ein und wenn wir uns dem Bösen widmen, beleidigen wir unsere katholische Religion“, meint er.

Anders sieht es eine Englischlehrerin der Realschule Haßfurt. „Halloween ist weder schlimm noch bedenklich“, meint sie. Jedoch sollte den Kindern sein Ursprung erklärt werden. „Man müsste das Thema aufarbeiten, da die Kinder den Hintergrund nicht verstehen“, äußert sie sich. Ansonsten sei es eine schöne Sache, weil es harmonisch sei und Gemeinschaft entstehe, sagt eine ihrer Kolleginnen.

Ob in Supermärkten, in Werbebroschüren oder auf Plakaten, die zu Gruselpartys einladen – Halloween ist am 31. Oktober allgegenwärtig. Dabei werde die Bedeutung des Reformationstags, der Gründungsgeschichte der evangelischen Kirche, überdeckt, bedauert Pfarrerin Doris Otminghaus von der evangelisch-lutheranischen Kirchengemeinde in Haßfurt.

Ähnliche Einwände hat der katholische Religionslehrer Klaus Bauernschubert vom Regiomontanus Gymnasium in Haßfurt. Er ist der Meinung, dass das Anliegen des Allerheiligenfestes verdunkelt werde. „Das Allerheiligenfest ist ein Tag der Freude, denn es weist darauf hin, wofür wir bestimmt sind, dass wir Heilige, Gerettete, Erlöste sind und dass wir die Erlösung bei Gott finden. Es ist ein glücklicher Gedanke.“ Der Gedanke, Dämonen vertreiben zu müssen, sei im Gegensatz zur Erlösung Gottes ein unglücklicher Gedanke und ein Rückfall ins Mittelalter. Man blicke nicht zeitgemäß nach vorn, meint er.

Auch Pfarrer Stephan Eschenbacher von der katholischen Pfarrei St. Kilian in Haßfurt verweist auf das Allerheiligenfest am 1. November. Dieses solle uns daran erinnern, dass wir Kinder Gottes sind. „Wenn man tief im Glauben steht, braucht man diese Mode nicht. Die christliche Religion hat dem was besseres gegenüberzustellen.“

Alle drei sehen in Halloween jedoch keine existenzielle Bedrohung für die Religion. Der Trend werde wieder abflauen, vermutet Klaus Bauernschubert. Auch für die Seele der Gläubigen sei er nicht gefährlich „Es ist nur ein reizvolles Spiel mit der Angst und nicht gleichzusetzen mit dem Pflegen einer Gegenmacht“, bewertet Doris Otminghaus.

Für die meisten jedoch spielt der Spaß an Halloween die wichtigste Rolle. „Es ist ganz cool. Ich habe mich früher auch mit meinen Jungs verkleidet und wir sind um die Häuser gezogen“, erinnert sich der 20-jährige Lukas Gebauer aus Haßfurt. Heute geht er an dem Tag vor dem Feiertag in die Disco. Ähnlich sieht es bei der 16-jährigen Luisa Böhm aus Knetzgau aus. Wie oder ob sie den 31. Oktober in diesem Jahr begehen wird, weiß sie aber noch nicht. „Ich bin nicht so der Gruselfan“, sagt sie.

Bei all dem Spaß, den Halloween mit sich bringt, sollten die Feiernden jedoch darauf achten, keine Grenzüberschreitungen zu begehen. Zwar sei es in den vergangenen Jahren an Halloween ruhig gewesen im Haßbergkreis, doch trotzdem kämen immer wieder Ruhestörungen und Sachbeschädigungen vor, informiert Joachim Wolf von der Polizeiinspektion in Haßfurt.

 
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