„Bis Schulbeginn wird die Straße wieder befahrbar sein, vielleicht werden noch Ampelregelungen nötig, aber unser Ziel ist es, die Vollsperrung Mitte September aufzuheben.“ Das stellte Bauoberrat Manfred Rott beim Ortstermin zwischen Unterschleichach und Tretzendorf fest. Hier ist nur eine von vielen, aber vielleicht eine der außergewöhnlichsten Baustellen des Staatlichen Bauamts Schweinfurt. Im Rahmen des Amphibienschutzprogramms der Bayerischen Straßenbauverwaltung werden hier in die Staatsstraße über 30 Amphibientunnel eingebaut. Die Straße ist seit dem 1. August voll gesperrt.
Das Naturschutzgebiet „Tretzendorfer Weiher“ ist eines der artenreichsten Amphibienvorkommen in Nordbayern. Da ein Teil der Amphibien, die die Teiche zum Laichen aufsuchen, die Staatsstraße überqueren muss, wird seit Jahren zu Zeiten der Wanderung die Straße nachts mit Schranken gesperrt. Das soll ab 2013 Vergangenheit sein, durch das neue Tunnelsystem.
Im Vorfeld wurden im vergangenen Jahr die Tiere bei der Wanderung gezählt. Die Landschaftspflegerin des Staatlichen Bauamts, Brigitte Settele, zeigte das Gutachten. Demnach wurden fast 4500 Erdkröten, 1272 Grasfrösche, 402 Teichmolche, 227 Bergmolche und 44 Laubfrösche gezählt. „Aber Laubfrösche gibt es viel mehr, das hört man am Abend überdeutlich“, erzählte sie. Sie kennt das Aurachtal, lebt sie doch selbst mit ihrer Familie gleich nebenan in Neuschleichach. Sie wird auch mit Interesse verfolgen, ob die Tunnel – wie geplant – von den Amphibien angenommen werden.
Das Gutachten für das Vorhaben ist umfangreich, die Baumaßnahme auch. Bis zu 1,5 Meter tief sind die Gräben, die für die Tunnel ausgehoben werden mussten. Je nach Wasseranfall vom Wald her ist der Unterbau unterschiedlich ausgestaltet. Rund 70 Zentimeter hoch sind die Betontunnel selbst, die dann eingebaut werden. Und hier hakt es derzeit ein bisschen, denn der Hersteller hat Lieferprobleme. „Wir könnten schneller, aber die Tunnel kommen nicht in der gewünschten Zahl“, so Manfred Rott. Weil einige der hier vorkommenden Amphibien besondere Kletterkünstler sind, gab es nicht viel Auswahl bei den Herstellern. „Diese Spezialtunnel baut praktisch nur diese eine Firma“, so Brigitte Settele.
Dennoch sind die Verantwortlichen des Staatlichen Bauamts zuversichtlich, dass die Vollsperrung zum Schulbeginn aufgehoben werden kann. Die Tunnel sollten dann eingebaut sein, die Baumaßnahme dauert aber noch länger, denn jeder Tunnel erhält auf beiden Seiten ein Leitsystem, das die Amphibien auf den rechten Weg bringt. Wenn alles fertig ist, auch die Böschungen neu angelegt sind, wird das 900 000 Euro gekostet haben.
Das Geld kommt aus dem Bayerischen Staatsstraßenhaushalt. Alle Bauämter haben einen Abzug erhalten, um diesen Sondertopf zu füllen. Das Staatliche Bauamt Schweinfurt hat relativ viel daraus erhalten, weil es hier viele Amphibienvorkommen gibt. Die Baumaßnahme in Oberaurach ist jedoch bis dato die mit Abstand größte.
Sehr interessiert begutachteten die Baustelle auch Förster Klaus Schulz von der Bürgerspitalstiftung Bamberg und Oberaurachs Bürgermeister Thomas Sechser. Der hofft, dass die Vollsperrung wirklich in einigen Wochen aufgehoben werden kann. Und er erinnert an das Versprechen von Staatssekretär Gerhard Eck: „Nächstes Jahr bekommen wir auf dieser Strecke eine neue Fahrbahndecke.“