"Insgesamt haben wir Wert darauf gelegt, recht seltene, aber auch viele neu beschriebene und bekannte Arten zu präsentieren", erklärt Manfred Wolff. Der Orchideen-Almanach erscheint im Ulmer Verlag in Stuttgart, einem Botanik- und Zoologieverlag. Er wird das Buch zur Buchmesse im Oktober dieses Jahres als einen seiner Haupttitel herausbringen.
Wenn Manfred Wolff über seine Arbeit an dem Buch spricht, das wissenschaftlichen Ansprüchen genügen wird, gerät er ins Schwärmen und offenbart die Liebe zu den oft eher unscheinbaren Pflanzen, die aber die schönsten Blüten hervorbringen.
Doch Begeisterung allein reichte nicht aus, um literarisch tätig zu werden. Es braucht eine Menge Wissen und den Austausch mit anderen. "Ich trat in den 70er Jahren in die Deutsche Orchideen-Gesellschaft ein, um Gleichgesinnte zu treffen und um Informationen von anderen Orchideen-Liebhabern zu erhalten", erzählt Wolff, der dort ein riesiges Reservoir an Wissen fand. Während der diplomierte Verwaltungswirt in Frankfurt am Main für die Bundesanstalt für Angestellte tätig war, arbeitete er nebenbei in der Bibliothek der D.O.G.
Artikel für Fachzeitschrift
Er hatte unter anderem die Aufgabe, Literatur aus aller Welt zu sichten und einzukaufen, eignete sich aber auch so viele Kenntnisse wie möglich an. Damals erkannte man sein Talent, fundierte Artikel über Orchideen schreiben zu können. Kurze Zeit später wurde er Mitglied des Redaktionskollegiums, das die Zeitschrift "Die Orchidee" herausgibt.
1995 erschien sein erstes größeres Werk, das Buch "Phalaenopsis", das er ebenfalls mit Olaf Gruß gemeinsam im Ulmer Verlag herausgab. "Die aufgelegten 3 000 Bücher sind mittlerweile fast alle verkauft", ist Manfred Wolff stolz auf den Erfolg des Buches. Es enthält eine wissenschaftliche Darstellung über die Naturformen der Gattung Phalaenopsis mit einem Ausblick auf verwandte Gattungen und Hybriden und fand auch in den USA Anklang.
Umfangreiche Recherchen
Mittlerweile führt der "Royal Botanic Gardens, Kew" in London, der weltweit renommierteste und einer der ältesten Botanischen Gärten Manfred Wolff als Mitglied der "International Panel of Orchid Experts" (Internationale Kommission der Orchideenexperten). Als solches ist er an der Herausgabe der "Cites orchid checklist" beteiligt, einer Buchreihe, die einzelne Gattungen der Orchideen mit dem Grad ihrer Gefährdung in der Natur aufführt.
Sein jetziges Gemeinschaftswerk mit Olaf Gruß basiert vor allem auf seiner umfangreichen Recherche während der vergangenen 30 Jahre. Rund 1500 Bücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert stehen mittlerweile in seinem Arbeitszimmer, hinzu kommen tausende Artikel oder Zeitschriften - alle gelesen.
Ein weiteres wichtiges Handwerkszeug ist seine humanistische Ausbildung am Gymnasium in Haßfurt: "Heute erst weiß ich, was ich meiner Griechisch- und Lateinlehrerin Else Winterholler zu verdanken habe, die immer an mich geglaubt hat. Denn Latein ist die Grundvoraussetzung für meine wissenschaftliche Arbeit und Griechisch ist von großem Vorteil."
Zuletzt ist er selbst ein weltweit anerkannter Züchter von Orchideen und besitzt mit seinem Kollegen fast alle der im Buch abgebildeten Orchideen, die sie für ihr Werk auch fotografiert haben. "Die Arbeit war manchmal spannend wie ein Krimi", beschreibt Wolff seine aufwändigen Recherchen, "vor allem, was die Beschreibung der Pflanzen und ihre Klassifizierungen betrifft."
Jetzt ist er vor allem erst einmal glücklich, die Arbeit abgeschlossen zu haben, alles weitere ist Sache des Verlags. Zunächst soll das Buch in einer Stückzahl von 5 000 Exemplaren in deutscher Sprache erscheinen, der Verlag hat sich aber auch die Rechte für die englische, französische und niederländische Veröffentlichung gesichert.
Manfred Wolff hegt derweil die Hoffnung, dass dieses Buch nur der "Band 1" wird, und noch ein weiterer Band erscheinen kann. "Wir arbeiten bereits daran, Material ist genug vorhanden - schließlich gibt es rund 30 000 Orchideenarten."