
Als Alt-Oberbürgermeister Herbert Lauer im vergangenen Jahr plötzlich verstarb, waren die Trauer und Anteilnahme der Bamberger Bevölkerung groß. Ein sozial und loyal eingestellter Mitbürger ohne jeden Standesdünkel, ein engagierter und gläubiger Katholik war gegangen. Doch Herbert Lauer hat Spuren in den Herzen vieler Menschen und in der Stadt Bamberg hinterlassen. So war es schlüssig, dass die örtlichen Wohlfahrtsverbände ihm in einer Feierstunde im Jugendgästehaus am Unteren Kaulberg posthum den Sozialpreis 2022 verliehen.
Herbert Lauers Witwe Theresia nahm die Auszeichnung – eine Glasskulptur in Form eines Felsens und die Urkunde – entgegen. „Mein Mann war nicht auf Ehrungen aus. Doch er hätte diesen Preis als Anerkennung gesehen und ihn angenommen“, sagte sie in ihren Dankesworten an die Stifter. Theresia Lauer dankte besonders dafür, dass „an Herbert erinnert wird und er nicht vergessen ist; er hätte sich über diese Wertschätzung gefreut“.
Wahl ist schnell auf Lauer gefallen
Die Bamberger Wohlfahrtsverbände Arbeiterwohlfahrt, Bayerisches Rotes Kreuz, Caritas und Diakonie vergeben seit 20 Jahren den Sozialpreis an Personen, die sich „wie wir für das Wohl und Wehe anderer Menschen haupt- und ehrenamtlich einsetzen“, begrüßte Diakonie-Vorstandsvorsitzender Norbert Kern die Gäste der Feier. Bei den Überlegungen, wer diese Auszeichnung 2022 bekommen solle, wäre die Wahl sehr schnell auf Herbert Lauer gefallen. In einem längeren Telefonat mit Theresia Lauer sei auch ihre Zustimmung eingeholt worden: „Der Preis ist im Sinne meines Mannes“, zitierte Norbert Kern die Witwe.
Caritas-Geschäftsführer Peter Ehmann würdigte in seiner Laudatio auf Herbert Lauer dessen zahlreichen, guten und sehr fruchtbaren Verbindungen mit den Wohlfahrtsverbänden. „Ertragreiche partnerschaftliche Zusammenarbeit in mehreren Jahrzehnten für die soziale Entwicklung unserer Stadt Bamberg“, bilanzierte Ehmann das Wirken des „ausgewiesenen Experten im Bereich der Sozialwirtschaft, Sozialpolitik und im gesamten Sozialwesen“. Das habe auch daran gelegen, dass Herbert Lauer bereits 1989 Sozialreferent dieser Stadt gewesen sei und sich dann ab 1994 als Oberbürgermeister mit den vielen Herausforderungen im Sozialen konfrontiert gesehen habe.
Vertrauenswürdiger Kompetenzpartner
Peter Ehmann: „Herbert Lauer war in dieser Zeit des markanten Umbruchs für die Akteure im Sozialwesen ein sehr gut vorbereiteter Kenner und ein vertrauenswürdiger Kooperationspartner.“ Auch habe er eine besondere soziale Sensibilität für die Neuschaffung von Einrichtungen und Institutionen in der Stadt Bamberg gezeigt. Stellvertretend nannte der Caritas-Vertreter den Bau der Kita der Diakonie an der Auferstehungskirche für 100 Kinder, die Gründung der Selbsthilfekoordinationsstelle der Arbeiterwohlfahrt in den Theatergassen oder das Obdachlosenprojekt „Menschen in Not“ in der Siechenstraße, welches in ökumenischer Trägerschaft der Initiative Matthäus 25, der Caritas und der Diakonie unterhalten werde.
Nicht nur in seinem Hauptberuf Oberbürgermeister habe Herbert Lauer soziale Entwicklungen auf den Weg gebracht, so Ehmann. Auch in seinen vielen Ehrenämtern und Engagements sei ihm die soziale Frage, die Herausarbeitung neuer sozialer Anforderungen und deren Bewältigung ein wichtiges Anliegen gewesen. Als ein Beispiel nannte der Laudator die Alzheimer-Gesellschaft in Bamberg, dessen Gründungs- und später Vorstandsmitglied Herbert Lauer war.
Flüchtlingsfamilie eine Wohnung beschafft
„Er war sich für nichts zu schade“, erklärte Ehmann und verwies darauf, wie der Alt-Oberbürgermeister ganz unspektakulär bei Kirchweihvorbereitungen in seiner Gemeinde St. Urban geholfen habe. Oder mit Sorge dafür trug, dass die Kirchenverwaltung, der er angehörte, einer syrischen Flüchtlingsfamilie eine Wohnung beschaffte. Herbert Lauer sei Christ und Gottesdienstbesucher gewesen, der einmal selbst bekannt habe, dass „die Bibel unverändert Impulse und Orientierung für mein Leben gibt“.
Eine musikalische Verneigung vor Herbert Lauers Wirken zugunsten seiner Mitmenschen vollzog in der Feierstunde Mick Mack. Der Musiker entlockte dem E-Piano leise, harmonische Töne.