Der Gegenwind, der dem Recyclingbetrieb Loacker in Wonfurt entgegenschlägt, gewinnt nun auch jenseits des Mains an Stärke. Der Bürgerinitiative (BI) „Lebenswertes Wonfurt“ haben sich mittlerweile etwa 60 bis 70 Einwohner aus Haßfurt und Wülflingen angeschlossen. Denn: Der Staub, der bei Loacker aufgewirbelt wird, macht über dem Main nicht Halt. Wülflingen liegt direkt auf der anderen Mainseite. Immer mehr Bürger fragen sich dort – wie die Bewohner Wonfurts: „Wie giftig ist der Loacker-Staub wirklich?“.
Nachdem sich Anfang Dezember in Wonfurt die BI gegründet hat, seien viele Bewohner Wülflingens und Haßfurts überhaupt erst auf das Staub-Problem in ihrer unmittelbaren Umgebung aufmerksam geworden, stellt Bernhard Walter fest. Der pensionierte frühere Leiter der Haßfurter Polizei, der in Wülflingen lebt, gehört als Beirat der BI an. Er fungiert für diese als lokaler Ansprechpartner in Wülflingen. „Ich sehe das Betriebsgelände von Loacker jeden Tag von meinem Haus aus“, sagt er. Auch er sei damals hellhörig geworden.
Infoabend und Infostand
Um Fragen der Bewohner aus Wülflingen und Haßfurt zu beantworten, lädt die BI am Donnerstag, 9. Februar, zu einem Infoabend nach Wülflingen ein. Beginn der Veranstaltung in der Feuerwehrhalle ist um 19 Uhr. „Noch ist Loacker kein breites öffentliches Thema in Wülflingen“, meint Walter. Doch dies könnte sich nach dem Infoabend ändern. Bereits am Samstag, 4. Februar, wird die BI am Rewe-Markt am Haßfurter Ortsrand einen Info-Stand aufbauen.
Die mögliche Erweiterung der Betriebsgebäude bei Loacker auf einem bereits gekauften Nachbargrundstück – die laut Unternehmen aktuell jedoch nicht zur Debatte steht – und die damit verbundene Vermutung, dass sich der Ausstoß von giftigem Feinstaub trotz Einhaltung der Grenzwerte in der Summe noch deutlich erhöhen wird, bereitet den Bewohnern Sorgen, erklärt Walter. Er und weitere Wülflinger würden sich daran erinnern, dass in der Vergangenheit, besonders nach Bränden auf dem Betriebsgelände von Loacker, immer wieder Rußpartikel und Staub auf Anwesen im Ort niedergesunken sind.
Bernhard Walter macht dem Landratsamt Haßberge konkret den Vorwurf, dass dieses die Bevölkerung nicht ausreichend darüber informiere, welche Gefahr von Loacker tatsächlich ausgeht. Das Landratsamt sei als Genehmigungsbehörde unmittelbar auch für die Überwachung der Betriebsabläufe bei Loacker verantwortlich. Walter kritisiert weiter, dass das Landratsamt die Öffentlichkeit mit keinen brauchbaren Informationen versorge. Die unter anderem im Internet veröffentlichten Messergebnisse von Staub- und Bodenuntersuchungen seien nicht aussagekräftig genug, um daraus klar zu erkennen, welche Gifte und welche Mengen davon in der Vergangenheit in die Umwelt gelangt sind.
Während einer Bürgerversammlung in Wülflingen habe zudem Haßfurts Bürgermeister Rudi Eck die Bürger dazu animiert, bei Fragen zu Loacker direkt das Landratsamt in Haßfurt zu kontaktieren, das bei Bürgerfragen zuständig sei. Die Stadt Haßfurt könne hier nicht weiterhelfen. Anders die Gemeinde Wonfurt. Diese sieht Bernhard Walter als zuständige Sicherheitsbehörde für die Vorgänge bei der Firma Loacker ebenfalls verantwortlich, zur Klärung der offenen Fragen beizutragen.
Landrat Rudolf Handwerker hält BI-Beistand Walter vor, dass er in der vergangenen Woche in einer Presseerklärung kategorisch ausgeschlossen hat, dass neben Wonfurt auch die jenseits des Mains liegenden Ortschaften Wülflingen und Obertheres oder die Kreisstadt Haßfurt durch Staub von Loacker gefährdet sein könnten. Walter hegt den „Anfangsverdacht“, wie es der langjährige Chef der Haßfurter Polizei nennt, dass bei Loacker nicht alles mit rechten Dingen zugeht.