Bürgermeister Markus Oppelt machte während der Gemeinderatssitzung seinem Ärger Luft: "Hier wurden gerade 1,1 Millionen Euro zum Fenster rausgeworfen", ärgerte er sich. Zuvor hatte der komplette Gemeinderat, außer dem Bürgermeister selbst, gegen den Startschuss für die knapp fünf Hektar große Freiflächenphotovoltaikanlage bei Lichtenstein gestimmt.
Die Firma Südwerk aus Burgkunstadt hatte den Antrag auf die Errichtung der Anlage erstellt. Einige Gemeinderätinnen und -räte befürchteten, dass so eine regionale Wertschöpfung nicht garantiert sei und forderten eine Anhörung des GUT-Geschäftsführers (Gesellschaft zur Umsetzung Erneuerbarer Energietechnologien im Landkreis Haßberge) Marco Siller.
Dass die Region und insbesondere die Gemeinde durchaus profitieren würden, erläuterte Südwerk-Chef Manuel Zeller-Bosse in seinem Vortrag. Die Anlage sollte im Gebiet "Kaltstauden" auf einer Fläche von knapp fünf Hektar errichtet werden. Dort befindet sich momentan noch ein Fichtenwald, der durch Dürre und Borkenkäfer stark geschädigt ist. Sowohl das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) als auch die Untere Naturschutzbehörde hatten daher keine Einwände gegen den Bau des Solarparks.
Der sollte rund 8,9 Millionen Kilowattstunden Sonnenstrom jährlich produzieren. Die Einspeisung ins Stromnetz sei – im Gegensatz zu manch anderen Solarparkprojekten - bereits gesichert, da in diesem Bereich bereits Erdkabel der Firma Enerparc verlegt sind. Der Strom würde in ein Umspannwerk in Ebern fließen, das ebenfalls von der Firma Enerparc gebaut wurde.
Firma Südwerk hat bereits ein Kabel für mehr als 500.000 Euro verlegt
Pfarrweisach habe durch die Anlage wirtschaftliche Vorteile, die Betreiberfirma würde dort angesiedelt. Die Gemeinde erhielte somit die komplette Gewerbesteuer, das seien rund 191.000 Euro in 20 Jahren. Durch die Beteiligung der Standortkommunen nach dem Erneuerbaren-Energie-Gesetz flössen zusätzlich zirka 358.000 Euro in 20 Jahren in die Gemeindekasse. Der 20-Jahres-Ertrag für die bereits bestehende Anlage "Heckenbrunn" in Höhe von rund 781.000 Euro komme erst zum Tragen, wenn auch die neue Anlage in Lichtenstein gebaut würde. Erst dann würde die Gemeinde durch die bestehende und die geplante Anlage mehr als 1,1 Millionen Euro in 20 Jahren einnehmen.
Der Gemeinderat hatte in einem Aufstellungsbeschluss einen Solarpark bei Lichtenstein bereits begrüßt. Daraufhin hat die Firma Südwerk ein Kabel für mehr als 500.000 Euro verlegt, im Vertrauen darauf, dass dort auch ein Solarpark errichtet wird. "Das Geld ist jetzt zum Fenster rausgeworfen", sagte Zeller-Bosse im Gespräch mit unserer Zeitung. Daher könne es sich die Firma Südwerk nicht mehr leisten, die 781.000 Euro für die Anlage "Heckenbrunn" an die Gemeinde zu zahlen. Denn die freiwillige Leistung von 0,2 Cent pro Kilowattstunde an die Gemeinde muss Südwerk teilweise aus eigener Tasche zahlen, da der Strom aus Heckenbrunn teilweise direkt an Firmen und Stromlieferanten verkauft werde. Für dieses Modell bekomme der Betreiber kein Geld vom Staat.
Der Südwerk-Chef gibt sich trotzdem zuversichtlich, denn die Kabel lägen in der Erde und das Umspannwerk sei gebaut. "Vielleicht will die Gemeinde Pfarrweisach an anderer Stelle einen Bürgersolarpark umsetzen, um von dem fairen Angebot von Südwerk zu profitieren", sagte Zeller-Bosse. Durch Bürgerbeteiligungsmodelle mit jährlichen Zinszahlungen könnten Bürgerinnen und Bürger profitieren und eine regionale Wertschöpfung werde so gesichert, fügte er hinzu.
Eigentümer des Waldstücks ist Alexander Freiherr von Rotenhan
Alexander Freiherr von Rotenhan ist Eigentümer des Waldstücks, auf dem der Solarpark entstehen soll. Nach seiner Aussage handelt es sich um einen Südhang, bei dem eine Wiederaufforstung schwierig sei. Er besitze Flächen im Nordhangbereich, wo er auf einer Fläche von rund 1,5 Hektar standortgerechte Bäume als Ausgleichsfläche anpflanzen könne.
Weiter Punkte in der Sitzung waren: Die Gemeinde schüttet im Rahmen der Jugendförderung insgesamt 937,50 Euro aus. Das Geld erhalten die Jugendfeuerwehr Pfarrweisach, die Blasmusik Kraisdorf sowie der TSV Pfarrweisach. Die anderen Vereine stellten keinen Antrag. Die Feuerwehr Kraisdorf bildet sechs neue Atemschutzträger aus, die Gemeinde zahlt die nötige Schutzausrüstung im Wert von rund 4800 Euro. Für die Kläranlage Kraisdorf werden zwei Strahlbelüfter im Wert von knapp 19.700 Euro angeschafft.