Großeinsatz für die Rettungskräfte am Sonntagabend in Sailershausen. Stundenlang bekämpft die Feuerwehr die Flammen bei einem Wohnhausbrand. Feuerwehr, Rotes Kreuz und THW waren mit über 200 Helfern vor Ort.
Das Feuer war nach Angaben der Polizei kurz nach 19.30 Uhr im Dachstuhl eines Wohnanwesens in der Ortsmitte ausgebrochen. Nachbarn hatten das Feuer entdeckt und setzten einen Notruf ab. Die beiden Bewohner retteten sich ins Freie, nachdem erste eigene Löschversuche erfolglos blieben. Die Ursache für das Feuer war zunächst unklar, die Kriminalpolizei hat Ermittlungen aufgenommen.
Es war genau 19.38 Uhr, als am Sonntag die Alarmierung erfolgte, berichtet Einsatzleiterin Julia Volpert von der Haßfurter Feuerwehr gegenüber der Redaktion. Beim Eintreffen fanden die ersten Feuerwehrleute den Dachstuhl in Vollbrand vor. Insgesamt waren laut Volpert 226 Einsatzkräfte vor Ort, davon 182 Feuerwehrleute von den Feuerwehren Sailershausen, Haßfurt, Augsfeld, Prappach, Sylbach, Obertheres, Untertheres, Wonfurt, Zeil und Sand, elf Einsatzkräfte vom THW und acht Polizei- und Kripobeamte. Vom BRK waren zwei Rettungswagen aus Haßfurt und Hofheim, ein Notarzt aus Haßfurt, ein Rettungswagen der BRK-Bereitschaft Zeil, SEG Betreuung Haßfurt, SEG Verpflegung Hofheim und der Einsatzleiter Rettungsdienst – rund 30 BRK-Kräfte – im Einsatz, berichtet das BRK.
Zudem waren mehrere Mitarbeiter des Bauhofs (Streuen der rutschigen Straßen), vom Stadtwerk Haßfurt sowie der Werksfeuerwehr ZF Sachs vor Ort. Der Stadtteil von Haßfurt hat 222 Einwohner, somit waren mehr Einsatzkräfte vor Ort, als Sailershausen Einwohner hat.
Enge Straßen erschweren Einsatz
Die Besonderheit für die Einsatzkräfte: Das betroffene Gebäude sowie das zweite in Mitleidenschaft gezogene Haus befinden sich in einer Hanglage. Enge Straßen und wenig Platz für große Fahrzeuge erschwerten die Zugänglichkeit zur Brandbekämpfung.
Der Einsatz war nicht nur für Volpert im Vergleich zu den zahlreichen Bränden „sehr schwierig, mühevoll und arbeitsintensiv. Die ungünstige Lage, die besondere Isolierung aus Hanf und Hohlräume, in die sich der Brand reinfraß, und sich auf das zweite Gebäude ausweitete, bescherte uns einen langwierigen Einsatz“, so die erschöpfte Einsatzleiterin am Montagvormittag am Telefon. Über 30 Atemschutztrupps wechselten sich in der „Nachtschicht“ ab.
Während die Feuerwehren unnachgiebig gegen den Brand kämpften, stellten die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt eine weitere Herausforderung für die Helfer dar. Der BRK-Einsatzleiter Rettungsdienst Ingo Stöhlein ließ deshalb die beiden BRK-Schnelleinsatzgruppen „Betreuung“ aus Haßfurt und Verpflegung aus Hofheim nachalarmieren, berichtet das BRK in einer Pressemitteilung. Die ehrenamtlichen Helfer sorgten für die Verpflegung der Einsatzkräfte und kümmerten sich insbesondere medizinisch um die Atemschutzgeräteträger. „Für Feuerwehrleute ist der Einsatz unter schwerem Atemschutz körperlich extrem anstrengend“, sagt Michael Will, Pressesprecher des BRK-Kreisverbandes Haßberge. Sie müssten nicht nur bei starker Hitze und mitunter null Sicht in unbekanntem Terrain agieren, sondern würden physisch in besonderer Weise gefordert. Als Beispiele seien die Entfernung von Dachziegeln oder Dämmmaterialien genannt. Diese anstrengende Arbeit könne nur eine begrenzte Zeit durchgeführt werden, ohne dass es womöglich zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen komme.
Das Rote Kreuz Haßberge unterstützte deshalb mit seiner SEG „Betreuung“ aus Haßfurt in einer Kooperation mit der Feuerwehr die medizinische Überwachung der Atemschutzgeräteträger. So werden diese nach ihrem Einsatz, auf mögliche gesundheitliche Probleme hin untersucht. Im Vordergrund steht dabei vor allem die Überwachung des Blutdrucks, der Herzfrequenz und der Sauerstoffsättigung im Blut, so Pressesprecher Michael Will.
„Je nach Fitness leisteten viele Kameraden mehrere Schichteinsätze“, berichtet Volpert. Unterstützung fanden auch die Einsatzkräfte von einem digitalen Einsatztablet mit GPS-Ortung aller Hydranten, die die Organisation um eine Vielzahl erleichterte. Neben der schnellen Ortung und einfacheren Planung für die Entnahme des Löschwassers hatten die Einsatzleiter leichte Entscheidung, die Hydranten zu den Einsatzfahrzeugen mit unterschiedlichen Pump-Stärken zu bestimmen und festzulegen. Und da es „keine offene Löschwasserversorgung gab, verständigten wir die Stadtwerke Haßfurt, um den Hochbehälter in Sailershausen ausreichend mit Wasser zu befüllen. Eine zweite Pumpe wurde aktiviert und sicherte somit den Löschwasserbedarf aus der öffentlichen Wasserversorgung“, sagte Volpert.
Nach Abrücken der meisten Einsatzkräfte gegen 8 Uhr am Montag, blieb die Feuerwehr Sailershausen mit Wärmebildkameras vor Ort. Unmittelbar nach dem Abrücken ihrer Kameraden aus der Umgebung hatte sich wieder ein kleines Glutnest entzündet, wurde aber problemlos und schnell unter Kontrolle gebracht. Bis 11.30 Uhr kontrollierte die Feuerwehr die beiden Objekte.
Nicht nur Einsatzkräfte leisteten unter schwersten Bedingungen große Hilfe, sondern auch Nachbarn und Freunde der Betroffenen. „Ich bin zwar erst seit einem halben Jahr hier in Sailershausen, aber die Hilfsbereitschaft wird sehr groß geschrieben“, sagte die Pächterin der Wanderstube Elvira Häußinger. Für die Gastwirtin war es „kein Thema, die Räumlichkeiten der Stube für die Einsatzkräfte zur Verfügung zu stellen.“ Die Haßfurterin war bis 4 Uhr wach, kochte nach wenig Schlaf Kaffee und besorgte auch frische Brötchen für das Frühstück. „Auch die Nachbarn haben Kaffee gekocht, da hat jeder irgendwie seinen Teil dazu beigetragen. Das Wichtigste ist, dass alle wirklich da sind, wenn man gebraucht wird“, sagte Häußinger.
Bewundernswerte Unterstützung
Für die Nachbarin und enge Freundin von den Betroffenen, Elke Ortloff, war es bewundernswert, dass „unsere sehr junge Feuerwehr von den nicht mehr aktiven, aber erfahrenen Senioren, Unterstützung mit Ratschlägen und Motivation bekommen haben, ein eindrucksvoller Zusammenhalt“. Nachdem sich die Betroffene in der Wanderstube aufgewärmt hatte, nahm Ortloff ihre Freundin bei sich zu Hause auf. „Es ist ganz normal, dass man Klamotten und Zahnbürsten zusammensucht und das Gästebett herrichtet. Und das soll einfach auch so sein, dass Alt und Jung mit anpacken. Es wird nicht lang rumgeredet, es wird einfach gemacht“, sagte die gebürtige Sailershäuserin am frühen Montagnachmittag während der Ausräumaktion an den beschädigten Häusern.
Laut Ortloff haben sich schon fünf Nachbarn angeboten, den Betroffenen Unterschlupf zu bieten. Auch ein Fuhrunternehmer bot spontan einen Lagerplatz in der Firmenhalle an, um die Möbel trocken zu stellen. Weitere Nachbarn lassen ihre Autos für das Privatgut der Geschädigten draußen stehen, andere Freunde bringen Balken und Stahlrohrstützen, um die nassen Decken zu stützen.
Auch die örtliche Wehr half beim Ausräumen: „Das sind so Dinge, da muss man nicht lange reden, sondern einfach nur machen, und das ist gut so“, sagte Ortloff. „Für alle Helfer ist ein derartiges Einsatzgeschehen, noch dazu bei Minustemperaturen in der Nacht, eine enorme Belastung“, so Pressesprecher Will weiter.