In eine andere Rolle zu schlüpfen, ist für mich immer wieder interessant und spannend“, schwärmt Antje Hein. Sie liebt die Herausforderung, sich in eine andere Person hineinzuversetzen. Genießt es, für ein paar Stunden jemand ganz anderer zu sein. Antje Hein gehört zu den Urgesteinen der Theatergruppe Rügheim. Seit die Truppe 1991 zum ersten Mal im Martin-Luther-Haus auf der Bühne stand, ist die Erzieherin mit dabei. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Leiterin des Rügheimer Kindergartens Theater spielt.
Ein Kindergarten braucht immer Geld – vor allem für Dinge, die nicht im regulären Haushalt eingeplant sind. So fanden sich damals Eltern und Erzieherinnen zusammen, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Die Menschen gut unterhalten und Geld für die Kindergartenkasse erspielen. Aber auch für die Sanierung des Jugendtreffs „Plotty“ und andere soziale Zwecke im Ort spendete die Theatergruppe den Erlös aus den Vorstellungen. Inzwischen ist die Schauspielgruppe am Sportverein Rügheim angesiedelt und greift diesem mit den Einnahmen unter die Arme.
Fröhliche Freizeitbeschäftigung
„Das Theaterspielen ist eine Freizeitbeschäftigung, bei der man viel lacht“, erklärt Antje Hein, warum sie nach fast dreißig Jahren immer noch mit viel Spaß dabei ist. Das bestätigen auch Walter Schell und seine Tochter Stephanie Niedt. Beide gaben 1997 im Stück „Turbulenzen im Dreimädelhaus“ ihr Debüt auf der Rügheimer Bühne. „Große Klappe und Bierlaune“, waren die „Übeltäter“ bei Walter Schell. Leichtfertig äußerte sich auch seine Tochter nach einer besuchten Vorstellung: „Wenn mal jemand gebraucht wird – ich würde auch mal mitmachen.“ Schon war es geschehen. Seither mischen die beiden mit anhaltender Begeisterung kräftig mit. Den Text einstudieren, ausprobieren, Kostüme und Bühnenbild vorbereiten und proben, proben, proben.
Klar, sei es eine anstrengende Zeit, bis zu den Vorstellungen, gestehen die Laienspieler ein. Und Reibungspunkte gebe es natürlich zwischendurch auch mal. „Wenn man von der Arbeit gestresst zur Probe kommt und sich nicht mehr so konzentrieren kann, dann lässt man schon mal seinen Frust raus. Aber das verübelt keiner dem anderen“, sagt Schell. Nach einem Knall sei auch rasch alles wieder gut. „Und wenn die drei Spielwochenenden rum sind, könnte es ruhig noch weitergehen“, fügt seine Tochter hinzu.
Wenn alle Stricke reißen, muss auch schon mal der Mann von Stephanie Niedt herhalten. Das Stück „Alles bestens geregelt“ hatten die Schauspieler vor zwei Jahren einstudiert. Eine Viertelstunde vor Vorstellungsbeginn ereilten Mitspieler Winfried Ullrich Kreislaufprobleme. Während Notarzt und Sanitäter gerufen wurden, aktivierte Stephanie Niedt ihren Ehemann Thorsten. Er hatte das Stück bereits einmal gesehen und konnte den ersten Akt noch zur Vorbereitung nutzen - das musste genügen. Mit dem Buch in der Hand, meisterte er die Rolle und rettete die nächsten drei Vorstellungen. „Er musste stottern und hat sich ein paar Ohrfeigen auf der Bühne eingefangen Aber er hat es super gemacht“, ist Niedt noch immer von der Leistung ihres Mannes begeistert.
Bei der Wahl der Stücke gehen die Rügheimer nach dem Motto vor: Erst die Spieler, dann das Stück. Nach der jährlichen Fragerunde, wen es diesmal auf die Bühne zieht, werden verschiedene Stücke passend zur Zahl der Spieler zum Lesen bestellt. Die Entscheidung für ein Stück treffen alle Spieler gemeinsam. „Wir versuchen von Jahr zu Jahr zu variieren“, sagt Niedt. Auf einen Bauernschwank folgt eine eher moderne Komödie. Im Jahr darauf darf es dann vielleicht eine spannende Krimikomödie sein. „Und wir achten darauf, die Spieler nicht auf bestimmte Charaktere festzulegen.“ Wer welche Rolle bekommt, entscheiden alle gemeinsam bei der ersten Leseprobe.
Regie führt bei den Rügheimer Theaterleuten niemand. „Antje spielt zwar mit, aber sie notiert schon vor den Proben Anweisungen ins Stück“, bestätigt Sonja Niedt ihrer Kollegin einen guten Blick für die Bühne. Während der Proben trage aber jeder Mitspieler dazu bei, dass die Szenen gut rüberkommen. Und bei Texthängern hilft Souffleuse Marina Ullrich weiter.
Auf professioneller Bühne
Nach der Sanierung der ehemaligen Schule zog die Bühne vom Martin-Luther-Haus ins das neue Dorfgemeinschaftshaus um. Während man früher auf zusammengeschusterten Paletten auftrat, wird nun die Bühne mit Elementen der Konzertbühne aus dem benachbarten Schüttbau gebaut. „Das hat der Vorsitzende unserer Dorfgemeinschaft Siegfried Burger mit dem Bezirk als Hausherrn so ausgehandelt“, erläutert Schell.
An Kostümen hat sich im Laufe der Jahre ein reichlicher Fundus angesammelt. „Außerdem haben wir so unsere Quellen im Dorf, die man bei Bedarf anzapfen kann“, freut sich Stephanie Niedt über die Unterstützung. Jedes Detail muss stimmen. „Wer einen Unverheirateten spielt, muss seinen Ehering ablegen. Das Aussehen muss zur Rolle passen und die Bühnendeko zum Stück“, achtet Schell auf jede Kleinigkeit. Der harte Kern von acht Spielern heißt Neulinge in seiner Mitte gerne willkommen. „Heuer hat sich die Spielergemeinschaft der Fußballer aus Rügheim und Mechenried schon bezahlt gemacht“, freuen sich Walter Schell und seine Tochter über Neuzugang Christian Klopf alias „Jimmy“. Der Mechenrieder bringe Talent mit, „er ist auf der Bühne, wie er im richtigen Leben auch ist.“
Heuer: „Der Grillclub mit dem roten Auto“
Davon, wie die Mechenrieder Leihgabe mit den Rügheimer Spielern harmoniert, kann man sich selbst ein Bild machen. Gespielt wird die Feuerwehrsatire „Der Grillclub mit dem roten Auto“ Sonntag, 24. März, 14 Uhr, Freitag, 29. März, 19.30 Uhr, Samstag, 30. März, 19.30 Uhr, Sonntag, 31.März, 17 Uhr, Freitag, 5. April, 19.30 Uhr, Samstag, 6. April, 19.30 Uhr, Sonntag, 7. April, 17 Uhr, Freitag, 12. April, 19.30 Uhr und Samstag, 13. April, 19.30 Uhr.
Karten können bei Britta Lutz unter Tel. (0 95 23) 50 12 17 bestellt werden.