„Das Spannungsfeld zwischen der Landwirtschaft und der Gesellschaft wird immer stärker, zumal immer weniger Menschen und vor allem auch die Jugend einen echten Bezug zur Landwirtschaft haben. Wir sind darauf angewiesen, dass wir Vermarktungsstrukturen haben, wo wir unseren Preis erzielen können und deswegen sind wir auf den Export angewiesen. Unsere bayerischen Agrarexporte genießen dabei ein hohes Ansehen in der Welt.“ Dies betonte der stellvertretende Landesvorsitzende der CSU-Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft, Artur Auernhammer, bei einem Expertengespräch von Landwirten im „Hotel Goger“ in Sand.
Staatssekretärin und stellvertretende CSU-Kreisvorsitzende MdB Dorothee Bär, auf deren Initiative zahlreiche Landwirte und Experten aus dem Wahlkreis nach Haßfurt gekommen waren, meinte, dass es in der Landwirtschaft doch bei so manchem Thema „brummele“. Natürlich sei es oft auch nicht einfach, Tierschutz- und Erzeugerbelange unter einen Hut zu bringen. Deswegen sei ein solcher Meinungsaustausch mit einem richtigen Fachmann notwendig.
MdB Artur Auernhammer ließ auch keinen Zweifel daran, dass er gerne hierher gekommen sei, „weil ich mich am liebsten mit Bauern darüber unterhalte, wie unsere Politik, die wir oben machen, unten ankommt. Ich bin dabei in ganz Bayern unterwegs.“ Dabei sei es ganz wichtig, die Interessen der Landwirtschaft in den Focus der Politik zu rücken. Allerdings sollte man auch wissen, dass von den 631 Bundestagsabgeordneten nur zwölf aus der Landwirtschaft kämen. Alle seien im Agrarausschuss, aber elf davon stammten aus der CDU/CSU und nur einer von den Grünen. Natürlich sei man jetzt in der Regierungsverantwortung mit dem „Lebensabschnittspartner SPD“, aber eine besondere Herausforderung wäre der Bundesrat, dem sieben Länderminister aus den Reihen der Grünen angehören.
Dem CSU-Politiker merkte man an, dass er aus der Landwirtschaft kommt und noch einen Hof mit 50 Hektar und 40 Rindern in Mittelfranken hat. „Diese Bodenhaftung ist mir ganz wichtig und ich weiß noch, wie ein Schlepper funktioniert und wie Kühe ticken. Wir sind nun auch auf verschiedenen Gebieten wie der Milch in diesem Jahr oder dem Zucker im Jahr 2017 auf dem Weltmarkt angekommen“ und ohne Zweifel sei man auch sehr auf den Export angewiesen. Zum Glück hätten die bayerischen Agrarexporte hohes Ansehen im Ausland und in China werde bayerische Milch händeringend gesucht.
Und damit war er schon bei den Handelsbeziehungen und dem Freihandelsabkommen, anlässlich dessen er sich schon zweimal in den USA aufgehalten habe. „Gerade bei diesem Thema ist viel unterwegs an Emotionen und Halbwahrheiten. Uns muss dabei klar sein, dass sich die weltwirtschaftlichen Strukturen sehr verändern, vor allem auch Richtung Asien. Dies gilt nicht nur für die Automobilindustrie, sondern auch die Landwirtschaft ist sehr daran interessiert, zu exportieren.“ Wenn es in den USA nur einen weißen und einen gelben Käse gebe, dann seien eben „viele von unserem bayerischen Käse mit seinen vielen Sorten begeistert“. Das sei aber kein einseitiges Geschäft. Man habe in dieser Diskussion aber Leitplanken gesetzt und sei auf einem guten Weg, denn man sei auf die Weltmärkte angewiesen.
Ein weiteres Thema waren die Nitratrichtlinien und die schärfere Düngeverordnung. „Ich kann noch nicht mit dieser Düngeverordnung leben und wir müssen dabei auch zu differenzierteren Diskussionen innerhalb der Landwirtschaft kommen.“ Manche Regionen seien vielleicht auch zu intensiv in der Viehproduktion oder anderen Bereichen. „Soll oder kann man überhaupt auf importierte Futtermittel verzichten oder muss man den Tierbestand um 30 Prozent reduzieren, sind Fragen, die noch lange nicht ausdiskutiert sind“, meinte der CSU-Agrarexperte.
In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen seien die Nitratwerte auf jeden Fall zu hoch, aber auch in Bayern und Unterfranken gebe es ein paar rote Flecken, nicht aber im Allgäu. MdB Auernhammer erwähnte dabei die Regenmenge von 600 mm in Unterfranken, während man im Allgäu mit 1800mm einen ganz anderen Verdünnungseffekt habe. Deswegen müsse man auch auf regionale Besonderheiten Rücksicht nehmen und dürfe vor allem Kleinbetriebe nicht überfordern. Eine Düngeverordnung müsse also so ausgestaltet werden, dass sie für alle verträglich sei.
Das „Tierwohl“ war ein weiteres Schlagwort, wobei der CSU-Bundestagsabgeordnete einen Blick auf die modernen Kuhställe oder den „Kuhkomfort“ hinwies. „Für eine Kuh ist es doch ein Glücksfall, wenn sie in so einem Stall liegen darf. Früher war doch auch nicht alles besser und in den Ställen herrschten ganz andere Zustände. Wenn wir zu sehr über das Tierwohl diskutieren, werden uns viele kleine Betriebe abbrechen und mancher hat eben auch keine Möglichkeit, seine Kuh auf die Weide zu stellen.“ Deswegen müsse man an den Verbraucher appellieren: „Wer mehr Tierwohl will, muss dafür auch bezahlen. Vor allem aber muss die Wertschätzung für die Lebensmittel mehr in den Vordergrund gerückt werden. Wir werden immer mehr Menschen auf der Welt haben, die Hunger leiden und sich die Lebensmittel nicht leisten können. Dies ist eine Aufgabe für uns. In der Landwirtschaft zu arbeiten und Lebensmittel zu produzieren, ist immer noch der schönste Beruf.“