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HAßFURT
Sieben Jahre für einen einzigen Roman
Benedict Wells erhielt für seinen Roman „Vom Ende der Einsamkeit“ den Literaturpreis der Europäischen Union 2016.
Foto: Bogenberger | Benedict Wells erhielt für seinen Roman „Vom Ende der Einsamkeit“ den Literaturpreis der Europäischen Union 2016.
Von unserem Redaktionsmitglied Frederik Sauer
 |  aktualisiert: 15.12.2020 15:11 Uhr

Am 27. April bietet das Haßfurter Literaturfestival um 19.00 Uhr einen weiteren hochkarätigen Autor, der jedoch als einziger eingeladener Schriftsteller nicht zu einem Interview mit dem HT bereit war. Da der Künstler grundsätzlich die Medien meidet, kann hier nur eine kurze Charakterisierung folgen:

Der Autor ist Benedict Wells. Er wurde mit dem „Bayerischen Kunstförderpreis“ in der Sparte Literatur, dem „Buchpreis Familienroman“ der Stiftung Ravensburger Verlag sowie dem „European Union Prize for Literature Deutschland“ ausgezeichnet. Die beiden Letzteren erhielt er für sein neuestes Buch „Vom Ende der Einsamkeit“, das sich in Deutschland als Bestseller erwies.

Der aktuelle Roman des 32-Jährigen wird auch bei der Lesung in Haßfurt im Mittelpunkt stehen. In dem Werk geht es um drei Geschwister, die als Kinder ihre Eltern bei einem Autounfall verloren. Jules, die Hauptperson, zieht sich aufgrund dieses Ereignisses immer mehr in seine Traumwelt zurück. Wells stellt die Erzählung nicht chronologisch dar, sondern in Rückblenden aus Sicht des mittlerweile über 40-jährigen Jules, der seine Vergangenheit nach einem Motorradunfall im Krankenhaus reflektiert. In seinem Werk thematisiert der Schriftsteller, wie sich Tod und Verlust in der Kindheit auf das Erwachsenendasein auswirken, aber auch Liebe, Seelenverwandtschaft und natürlich Einsamkeit.

Wells, der aus München stammt, ging nach dem Abitur nach Berlin, um Bücher zu schreiben, anstatt eine Ausbildung oder ein Studium zu absolvieren. Er finanzierte sich dabei mit Gelegenheitsjobs und blieb seinem Ziel, Schriftsteller zu werden, immer treu. Der Erfolg blieb zunächst aus. Erst als der renommierte schweizerische Diogenes-Verlag seinen Roman „Becks letzter Sommer“ herausgab, war das der Durchbruch für Wells. Zu diesem Zeitpunkt war er 23 Jahre alt. Seitdem ist er bei dem namhaften Verlag unter Vertrag und verfasste mehrere erfolgreiche Romane.

Unter Literaturkritikern rief der Wahlberliner zum größten Teil sehr positive Reaktionen hervor. In der Süddeutschen Zeitung hieß es in der Ausgabe vom 09. April 2016, dass er trotz seines geringen Alters eine große Reife habe, da er „so viel von den Sehnsüchten der Menschen“ verstehe. Claudio Armbruster vom ZDF urteilte über den aktuellen Roman: „,Vom Ende der Einsamkeit' ist eine fesselnde, berührende, traurige Geschichte, die den Leser aber nicht traurig entlässt. Dieser neue Roman ist sein Meisterstück.“

Im Jahr 2015 wurde sein Erstlingswerk „Becks letzter Sommer“ mit Christian Ulmen in der Hauptrolle sogar verfilmt. Ein wichtiges Charakteristikum Wells' ist darüber hinaus, dass er für seine Romane nicht nur eine Fassung erstellt, sondern zum Teil sogar bis zu zehn, aus denen dann das sprachlich und stilistisch ausgefeilte endgültige Exemplar entsteht. Da dies viel Zeit in Anspruch nimmt, dauerte es sieben Jahre, bis der Autor „Vom Ende der Einsamkeit“ verfasst hatte. Sogar nachträgliche Überarbeitungen, die in zukünftigen Auflagen berücksichtigt werden, nimmt Wells an seinen Büchern vor, wenn er Ideen zur Verbesserung hat. So geschehen bei seinem Roman „Fast genial“, der in seiner ursprünglichen Fassung aus dem Jahr 2011 stammt.

In den wenigen Interviews, die Wells überhaupt gegeben hat, wird deutlich, dass er seine Person nicht in den Mittelpunkt rücken möchte. Aus diesem Grund gab er vermutlich auch dem HT kein Interview. Die Lesung mit Benedict Wells findet am Donnerstag, 27. April, um 19.00 Uhr in der Haßfurter Stadthalle statt.

Kartenvorverkauf in der Geschäftsstelle des Haßfurter Tagblatts, Brückenstraße 14, Tel. 09521/1714

Festivalprogramm

• 20. April, 19.30 Uhr, Stadthalle: Martin Walser, „Statt etwas oder Der letzte Rank“

• 21. April, 16.00 Uhr, Stadthalle: Paul Maar „Schiefe Märchen und schräge Geschichten“

• 21. April, 19.30 Uhr, Stadthalle: Klaus Peter Wolf, „Ostfriesentod“

• 22. April, 19.30 Uhr, Stadthalle: Bas Böttcher, „Die verkuppelten Worte“

• 23. April, 15.00 Uhr, Stadthalle: Finn-Ole Heinrich, „Frerk der Zwerg“

• 24. April, 10.00 Uhr, Grundschule: Finn-Ole Heinrich, „Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt“

• 25. April, 10.00 Uhr, Grundschule: Ursula Poznanski, „Elanus“

• 25. April, 19.30 Uhr, Stadthalle: Axel Hacke, „Das kolumnistische Manifest“

• 26. April, 19.30 Uhr, Stadthalle: Heiner Geißler, „Was müsste Luther heute sagen“

• 27. April, 19.30 Uhr Stadthalle: Benedict Wells, „Vom Ende der Einsamkeit“

• 28. April, 19.30 Uhr, Stadthalle: Amelie Fried, „Ich fühle was, was Du nicht fühlst“

• 29. April, 19.30 Uhr, Stadthalle: Fritz Egner, „Mein Leben zwischen Rhythm & Blues“

• 30. April, 15.00 Uhr, Stadthalle: Alexandra Helmig, „Kosmo und Klax“

Karten für alle Veranstaltungen im Rahmen des Literaturfestivals gibt es in der Geschäftsstelle des „Haßfurter Tagblatt“, Brückenstraße 14, in Haßfurt, Tel. 09521/17 14.

 
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