Als Stefan Wittmann, Rektor der Jacob-Curio-Realschule in Hofheim, im Jahr 2018 erfuhr, dass nur 24 Schülerinnen und Schüler die 5. Klasse seiner Schule im neuen Schuljahr besuchen werden, bekam er nach eigener Aussage Kopfschmerzen – denn es kam zu einschneidenden Veränderungen: Befristete Lehrerverträge mussten gekündigt, beziehungsweise durften nicht mehr verlängert werden.
Etats für die Schule wurden erst einmal eingefroren und der Bestand der Realschule Hofheim stand auf der Kippe. "Uns wurde unmissverständlich vom Kultusministerium klar gemacht, dass wir uns kein zweites Jahr mit 24 Schülerinnen und Schülern in einer Jahrgangsstufe leisten können", sagte Wittmann in seiner Rede während der Abschlussfeier am Freitag im Pausenhof der Schule, wo es dann doch noch ein happy end gab. Denn alle 24 Jugendliche erhielten ihr Abschlusszeugnis. Niemand fiel durch. Und auch die Schülerzahlen stiegen nach 2018 wieder. Die Kopfschmerzen von Rektor Wittmann sind mittlerweile verflogen.
Kritischer Blick auf das Thema Mobbing
Der Schulleiter freute sich, dass "aus teilweise ängstlichen und zurückhaltenden Fünftklässlern selbstbewusste junge Erwachsene geworden sind." Der technologische Fortschritt habe auch in der Realschule Hofheim Einzug gehalten. Panels haben Grüntafeln ersetzt. Tablets wurden im Unterricht Normalität. Gleichzeitig seien die Fälle von Mobbing angestiegen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2022 haben 14 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Deutschland mit Mobbing zu kämpfen und sieben Prozent mit Cybermobbing.
Rein rechnerisch müssten also in der Realschule Hofheim mit zirka 300 Schülerinnen und Schüler 42 von ihnen betroffen sein. Dies sei eine "besorgniserregende" Zahl, meinte Wittmann und verwies auf weitere Auswirkungen der Sozialen Medien: Nach Angaben des Kultusministeriums erfüllten fast ein Drittel der Viertklässler in Deutschland nicht mehr die Mindestanforderungen beim Lesen und Zuhören. Vielen Kindern sei die Fähigkeit abhanden gekommen, Langeweile auszuhalten. Sie wollten "dauerbespaßt" werden. Diese Tatsache führe dazu, dass inzwischen in einigen Klassen nur noch Unterrichtsfilme von geringer Länge gezeigt werden können, da ansonsten die Kinder abschweifen, so Wittmann.
Er rief die Zuhörenden dazu auf, die Welt positiv zu verändern. Dies beginne mit kleinen Schritten im Alltag, wie bewusster Konsum, umweltfreundliches Verhalten, Engagement in der Gesellschaft und die Bereitschaft, voneinander zu lernen.
Stellvertretende Landrätin Birgit Bayer verwies auf die "sehr guten Chancen im Arbeitsmarkt", die der Landkreis bietet. "Bleiben Sie neugierig und wissbegierig", empfahl sie den Absolventinnen und Absolventen. Für Bürgermeister Alexander Bergmann war es ein Heimspiel: Er hatte während seines Lehramtsstudiums ein dreiwöchiges Praktikum in der "Jacob-Curio" absolviert. Er lobte die Schulband, die "ihresgleichen suche".
"Wähle den Beruf, den du liebst und du musst nie mehr arbeiten", gab Elternbeiratsvorsitzende Stephanie Niedt den Jugendlichen mit auf den Weg. Schülersprecher Szymon Pawelczyk erinnerte sich gerne an die Abschlussfahrt nach München oder den Schüleraustausch in Rumänien. Umrahmt wurde die Abschlussfeier vom Schulorchester unter Leitung von Wolfram Hirsch.