Weil es gegenüber dem geplanten Mobilfunkmast in Trossenfurt vor allem bei den nächsten Nachbarn Vorbehalte gab, hat die Gemeinde Oberaurach ein Gutachten bezüglich der bestehenden und zu erwartenden Immissionen durch Hochfrequenz in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse stellte Gutachter Prof. Dr.-Ing. Matthias Wuschek am Dienstag dem Gemeinderat und zahlreichen Zuhörern vor. Wuschek ist Fachmann in allen Bereichen, die sich im weitesten Sinne mit „Elektrosmog“ umschreiben lassen.
„Sie haben hier offenbar kein besonders gutes Netz“, las Dr. Wuschek aus den erhobenen Ist-Werten ab. Diese sind in der Skala fast nicht darstellbar, liegen sie doch zwischen 0,04 und 0,3 Prozent des erlaubten Grenzwerts. Telefonieren mit dem Handy ist in Trossenfurt und Tretzendorf schwierig, mit dem Smartphone ins Internet zu gehen, fast unmöglich – außer am Sportplatz, wo der SC Trossenfurt-Tretzendorf kostenloses W-Lan anbietet. Vor über zehn Jahren wurde ein Sendemast per Bürgerinitiative abgewehrt, jetzt machte die Telekom nochmal einen Vorstoß, auch die Kunden in Trossenfurt und Tretzendorf besser zu versorgen. In zwei Bürgerversammlungen wurde die Bevölkerung informiert, bei der letzten dann ein Gutachten vereinbart, um den Nachbarn teils diffuse Ängste zu nehmen.
Dr. Wuschek verstand es, sehr klar Fakten und Daten zu erläutern. Nach den Messungen habe sein Institut bei der Telekom die Daten der beantragten Anlage angefordert und auf dieser Basis die künftige Immission berechnet. Beantragt ist eine Anlage für GSM 900 und LTE 1800 Wenn die Anlage realisiert wird, werde noch eine Bestandsmessung anschließend erfolgen, kündigte er an.
Dokumentiert werde immer die Maximalleistung, die eine Anlage liefern könne, auch ohne Bäume oder Wände zwischen Mensch und Sendeanlage. In der Realität werde das selten erreicht „vielleicht an Silvester um Mitternacht“, erklärte er. Neben den Balken für diese „Worst-Case-Berechnung“ stand immer ein zweiter Balken mit einem realistischen Durchschnittswert. Verschiedene Messpunkte wurden ausgewählt – natürlich Häuser in der direkten Nachbarschaft (ab 120 Metern Entfernung), außerdem beispielsweise der Pausenhof der Grundschule oder der Kindergarten in Tretzendorf und Häuser am gegenüberliegenden Hang in Trossenfurt und Tretzendorf. Nirgends ergab sich ein Wert über 14 Prozent der Grenzwertausnutzung bei maximaler Leistung. Die Immission werde sich also erhöhen, aber im untersten Bereich der erlaubten Werte, so Dr.
Wuschek. Was allerdings geringer werde sei die Belastung der Handynutzer im Bereich Trossenfurt und Tretzendorf. In dem derzeit schwachen Netz laufen die Smartphones nämlich ständig auf maximaler Leistung, um eine Verbindung aufzubauen. „Das merken Sie vielleicht auch daran, dass Ihr Akku schnell erschöpft ist“, erklärte der Fachmann.
Ausnahmsweise waren in der Sitzung auch Fragen der Zuhörer gestattet. Auf diese antwortete Dr. Wuschek beispielsweise, dass der geplante Standort am Ortsrand sinnvoll sei, weil in der Tallage an beiden Hängen die optimale Versorgung erreicht werden könnte. Noch „idealer“ wäre für die Versorgung ein Standort mitten im Ort wie in den Städten. In Bamberg beispielsweise, erklärte er auf Anfrage, befinde sich etwa alle 400 Meter eine Sendeantenne auf einem Hausdach. „Aber die sieht man halt nicht so deutlich wie diesen Mast am Hang.“ Aber auch in einem solchen städtischen Netz werde nur eine 20- bis 25-prozentige Ausnutzung des Grenzwerts erreicht. Dr. Wuschek erklärte auch, dass nur die Höhe der Immission ausschlaggebend sei, nicht die Dauer. Wenn ein weiterer Anbieter auf den Mast wolle, dann werde seine Leistung aufaddiert und die Summe müsse natürlich innerhalb des Grenzwerts bleiben. „Das ist wie bei Lärmemissionen auch“, erklärte der Sachverständige.
In der November-Sitzung wird der Gemeinderat dann über den Bauantrag der Telekom entscheiden.
Zwei sehr begrüßenswerte Initiativen von Privatleuten hatte der Gemeinderat außerdem zu behandeln. Eine ist das Vorhaben eines Investors, in Tretzendorf eine seniorengerechte barrierefreie Wohnanlage zu errichten. Um diese zu realisieren, müsste der Bebauungsplan „Löhlein“ in Tretzendorf erweitert werden. Die Vorplanung dafür stellte dem Gremium Dipl.-Ing. Erika Stubenrauch vor. Mit dieser Erschließung könnte auch eine bessere Lösung für die Entwässerung des erst zum Teil bebauten Siedlungsgebiets gefunden werden. Der Gemeinderat stimmte der Erweiterungsplanung grundsätzlich vor. Mit dem Staatlichen Bauamt muss jetzt geklärt werden, ob weitere Änderungen nötig sind. Wenn ja, dann will der Gemeinderat auch die Festlegungen des Bebauungsplans „modernisieren“.
Beifall aus dem Gremium bekam auch die Familie Hümmer aus Fatschenbrunn, die dort im ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen an der Rieneckstraße ein „Hutzelkulturzentrum“ mit Gastronomie aufbauen möchte. Die landwirtschaftlichen Nebengebäude auf dem Grundstück mitten im Ort werden nicht mehr genutzt, hier sollen ein Veranstaltungs- und Seminarraum, Hofladen, Kaffee und Ausschank entstehen. Dazu braucht es eine Küche und Nebenräume. Auch ein Ausstellungsraum ist geplant sowie weitere Einrichtungen zur Hutzelherstellung. Im teilweise nutzbaren Dachgeschoss sind Ferienwohnungen geplant. Franz Hümmer stellte das Projekt vor, das eine Initiative seiner Kinder sei. „Wir wollen damit einen Akzent setzen im südlichen Landkreis Haßberge“, erklärte er. Der Gemeinderat steht einstimmig hinter dem Vorhaben.
Schon seit einiger Zeit arbeitet die Gemeinde Oberaurach daran, ihren Flächennutzungsplan zu überarbeiten. Ein Teil davon ist es, in Oberschleichach weitere Gewerbeflächen auszuweisen. In einem Antrag machte Gemeinderat Manfred Eichhorn deutlich, dass dieses Anliegen dringlich ist, wenn man örtlichen Gewerbetreibenden Platz geben möchte. Verwaltungsleiter Bernhard Denner erklärte dem Gremium, dass die Überarbeitung des Flächennutzungsplans derzeit wohl daran hängt, dass die aktuellen Pläne nicht zur Verfügung stehen.
Es mache ja keinen Sinn, wenn das Büro auf der Basis von Plänen von vor der Flurbereinigung arbeite. Bis zur nächsten Gemeinderatssitzung soll geklärt werden, welche Probleme hier vorliegen. Dann will der Gemeinderat entscheiden, ob eventuell das Gewerbegebiet Oberschleichach aus dem ganzen Verfahren herausgelöst wird in der Hoffnung, hier schneller zu einem Ergebnis zu kommen.
Auf Nachfrage von Georg Jäger teilte Bürgermeister Thomas Sechser mit, dass die Hecken im Friedhof Trossenfurt nun doch erst nach Allerheiligen entfernt werden. Christine Stark bat darum, den Unterausschuss Gemeindeentwicklung wieder zu aktivieren.
Auch mit dem Jahresbetriebsplan für den Gemeindewald befasste sich der Gemeinderat. Die Planungen stellte Förster Albrecht Hartung vor. Für seine künftige Arbeit nahm er auf Anregung von Julian Bayer den Wunsch des Gemeinderates mit, den Anteil liegenden Totholzes im Gemeindewald etwas zu erhöhen, allerdings abhängig von der Nachfrage nach Selbstwerber-Brennholz. An Steillagen, wo Selbstwerber ohnehin nur unter großen Problemen Brennholz machen können, sei das sicherlich gut möglich, stimmten Hartung und die Mitglieder des Gremiums überein.