
Was eine Mehrlingsgeburt bedeutet, das wissen Christiane und Klaus Dietz aus Bundorf – sind sie doch selbst Eltern von Zwillingen. „Ein Stress, vor allem für den Vater“, sagt Klaus Dietz und lacht. Nun wahrscheinlich entspricht das bei den Menschen auch der Wahrheit. Im Kuhstall hingegen hat der Vater mit dem Nachwuchs nichts zu tun.
Es war erst die zweite Kalbung für Mareike. Mareike ist eine „Schwarzbunte“ und seit dem 9. Oktober stolze Mutter von Drillingen. Als Christiane Dietz am Morgen in den Stall kam, waren zwei der Kälbchen schon geboren. Dann sah sie, dass noch eine Blase im Stroh lag. Noch ein Kälbchen. Schnell half sie dem kleinen Anton aus der Blase, damit er nicht erstickt.
„Da war ich schon im ersten Moment fassungslos“, erzählt die Bäuerin. Allen Vieren ging es da zunächst nicht besonders gut. Allerdings hätten sich die Kälbchen relativ schnell erholt. Mareike hingegen hat eine Gebärmutterentzündung und ist immer noch nicht ganz auf dem Damm. Inzwischen frisst sie aber wieder und kümmert sich auch um den Nachwuchs.
Die ersten Drillinge
Alina, Alexi und Anton heißen die drei Neuzugänge im Kuhstall. Alle in der Familie freuen sich und sind begeistert – schließlich ist eine Drillingsgeburt bei Rindern eher ein seltenes Glück. Vor allem, da es auf dem Biohof recht natürlich zugeht. Da wird nicht künstlich besamt und Hormonbehandlungen sind ausgeschlossen. Zwillinge, das käme schon mal vor, aber Drillinge hätten sie noch nie gehabt, berichtet die Bundorfer Landwirtsfamilie.
Ein wirklicher Grund zur Freude sind die Drillinge, wenn man es wirtschaftlich betrachtet, nicht. Gerade bei gemischten Mehrlingsgeburten sind die weiblichen Tiere in den meisten Fällen unfruchtbar. Die Kälbchen bleiben zunächst bei ihrer Mutter und sie müssen zugefüttert werden, denn zumindest derzeit reicht die Milch von Mareike nicht für alle drei hungrigen Mäuler. Doch trotz Mehrarbeit und wirtschaftlichem Verlust – die Dietzens freuen sich und sind stolz auf die Drillinge, die es relativ unproblematisch auf diese Welt geschafft haben.
Doch das ist der Grundgeist in der Familie. Natürlich müsse man leben können – aber alles dem finanziellen Profit unterzuordnen, das ist nicht ihre Lebensmaxime. Die Landwirtschaft und ihr Biohof seien für sie nicht nur Beruf, sondern Berufung und Leidenschaft, betont das Ehepaar Dietz. Eine Besonderheit bei der Milcherzeugung auf dem Biohof ist die Milch. Die in der Milch enthaltenen Eiweißbausteine (größtenteils das Casein) sind je nach Rasse der Rinder unterschiedlich aufgebaut. Während fast die komplette handelsübliche Milch der A1-Gruppe angehört, ist die gesündere, verträglichere und ursprünglichere Gruppe jedoch die A2-Milch.
Bei Laktoseintoleranz geeignet
Verdauungsbeschwerden und Unverträglichkeiten im Zusammenhang mit dem Verzehr von Milch und Milchprodukten sind weltweit verbreitet. A2-Milch wird allerdings vom menschlichen Organismus so gut aufgenommen, dass selbst Menschen mit einer ausgeprägten Laktoseintoleranz A2-Milch und die daraus erstellten Produkte in vielen Fällen beschwerdefrei genießen können. Blähungen, Übelkeit, Verdauungsstörungen gehören mit der A2-Milch meist der Vergangenheit an, erklärt Dietz. Man habe sich zum Ziel gesetzt, reine Bio-A2-Milch zu erzeugen – aktuell liege der Anteil bei 70 Prozent des Gesamtertrags.
Auf ihrem Hof leben neben den 70 Milchkühen und dem jeweiligen Nachwuchs, Hühner, Schafe, Hasen, Hund und Katzen. Vor vier Jahren haben sie auf Bio umgestellt. „Ich habe zwei wichtige und gute Entscheidungen in meinem Leben getroffen“, sagt Dietz. „Die erste war, die Christiane zu heiraten, und die zweite, die Landwirtschaft auf Bio umzustellen.“ Zwar gäben die Kühe weniger Milch, aber sie könnten viel länger im Betrieb gehalten werden und seien viel seltener krank. Das habe die Tierarztkosten deutlich gesenkt. Hinzu kommt, dass sich die engagierte Bäuerin inzwischen in Sachen Homöopathie weitergebildet hat und somit kleinere Wehwehchen der Tiere selbst behandeln kann.
Von dieser Art der Hofbewirtschaftung sind offensichtlich auch die Kinder begeistert. Theresa, Julia, Luisa und Simon helfen alle auf dem Hof mit. Und die Familie trägt sich mit dem Gedanken, vielleicht irgendwann einen Hofladen aufzumachen. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Jetzt gilt es zunächst einmal, dafür zu sorgen, dass Mareike sich gut erholt, richtig gesund wird und den Test von Alicia und Alexi abzuwarten. Mit etwas Glück sind sie ja doch fruchtbar und dann können sie natürlich auf dem Hof bleiben.