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KREIS HASSBERGE
Selbstständig leben und am Leben teilhaben
Von unserer Mitarbeiterin Sabine Meissner
 |  aktualisiert: 26.04.2023 21:34 Uhr

„Wie koche ich? Wie trenne ich Müll? Wie pflege ich meinen Körper?“ Für viele Menschen ist die Beantwortung solcher Fragen nicht besonders schwierig oder sie wissen, woher sie Ratschläge bekommen, die ihnen weiterhelfen. Aber es gibt auch Personen, die in ihrer Entwicklung Beeinträchtigungen erfahren haben und die nicht in der Lage sind, selbstständig zu leben. Ihnen helfen die Mitarbeiter der „Offenen Behindertenarbeit“ “ (OBA) Haßberge. Die ist ein Teilhabedienst unter dem Dach der Rummelsberger Diakonie. Als Ansprechpartnerin fungiert Angelika Seifert. Bisher war sie in Maroldsweisach zu erreichen, ab 6. Mai wird ihr Beratungsbüro in Haßfurt, Hauptstraße 11, geöffnet sein. Auch die Bewohner von Schloss Ditterswind kommen in absehbarer Zeit in das Maintal, wo in Zeil und Ebelsbach Objekte mit Wohnungen für je 24 Personen entstehen.

Für die Menschen mit Unterstützungsbedarf gibt es seit Oktober eine Fortbildungsreihe zum Thema „Selbstständig leben“. 15 Teilnehmer haben sich für den ersten Kurs dieser Art gemeldet. Sie treffen sich seitdem einmal im Monat in den Räumen der Lebenshilfe Altershausen, um von Dozent Frank Zimmermann ganz praktische Dinge zu erfahren und um Handhabungen zu trainieren.

Praktische Übung

„Was mache ich, wenn ich mich verletze? Was mache ich bei der Verletzung eines Anderen?“, so lauteten die Fragestellungen des April-Termins am Freitag. Mit einer praktischen Übung ging es los, und die „Rollen“ waren schnell vergeben. Denise Benischek, die gegenwärtig noch in Ditterswind wohnt und ab Mai in einer Außengruppe in Ebern leben wird, ließ sich vom Dozenten den Arm verbinden. Klaudia Karg ließ sich wie eine Verletzte auf dem Boden in stabile Seitenlage bringen und wurde von Sarah Rinkowitz mit der Frage „Geht‘s Dir gut, Klaudi?“ liebevoll betreut. Obwohl den Klienten der tiefere Sinn der Maßnahme bewusst war, wurde viel gelacht an diesem Vormittag.

„Wer allein in einer Wohnung leben möchte, muss auf bestimmte Dinge vorbereitet sein“, sagte Seifert. Schon das Wäschewaschen, der Einkauf oder der Hausputz könnten zum Problem werden. „Alle Menschen sollen das Recht haben, ihr Wissen zu erweitern“, betonten beide Betreuer und erläuterten den Bildungscharakter der Fortbildung. Zimmermann ergänzte: „Wir wollen weg von der sogenannten Institutionssicht.“

Nicht alles läuft perfekt

Ziel sei für alle, unter anderen Menschen leben und am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Ziel sei es, das Leben allein meistern zu können. „Dabei geben wir Unterstützung, wohl wissend, dass nicht alles perfekt funktionieren wird. Aber wer ist schon perfekt?“ Gerade diese Menschen seien sehr wissbegierig, meinte Seifert.

Teilnehmerin Denise Benischek bestätigte, dass der Kurs „sehr hilfreich“ sei. „Wir lernen hier viel aus dem Leben“, sagte die Frau, „zum Beispiel, wie der Müll getrennt werden soll.“ Bei einem früheren Kurstermin hatte Teilnehmerin Sarah Rinkowitz ihren Traum preisgegeben. Sie möchte „einmal mit dem Flugzeug fliegen“. Damals ahnte sie nicht, dass sich der sehnlichste Wunsch bald erfüllen würde. Ob der OBA und der Initiative der Betreuer wird sie noch in diesem Jahr zusammen mit der Gruppe im Flugzeug nach Mallorca reisen. Zwei Termine im Mai und Juni stehen bis dahin noch aus. Es wird Antworten geben auf die Fragen „Was will ich über Sex wissen? Wie pflege ich meinen Körper? Was mache ich, wenn es brennt?“

Von der OBA Haßberge werden Menschen mit Behinderung sowie deren Angehörige in punkto Alltagsbewältigung und Verarbeitung der Behinderung beraten. Außerdem werden Auskünfte erteilt in Sachen Durchsetzung von sozialrechtlichen Ansprüchen und passende Wohn-, Lebens- und Arbeitsformen. Die OBA bezeichnet sich als Ansprechpartner für Menschen mit Beeinträchtigung, unabhängig vom Alter, sowie für Menschen aus dem sozialen Umfeld und für Fachkräfte. Die OBA vermittelt Freizeiten sowie Bildungs- und Freizeitangebote für Erwachsene, Jugendliche, Kinder und Familien unter Berücksichtigung der Inklusion.

Kontakt: OBA Haßberge, Angelika Seifert, Burgstraße 1, Maroldsweisach, Tel. (0 95 32) 92 21 32; ab 6. Mai: Hauptstraße 11, Haßfurt, Tel. (0 95 21) 5 04 86 55; Internet: www.behindertenhilfe-rummelsberg.de

 
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