Das sicherlich schönste Geschenk hatte Deschners Freund und Förderer Herbert Steffen, Vorsitzender der Giordano Bruno Stiftung, dabei: ab sofort wird alle zwei Jahre ein Karlheinz Deschner Preis in Höhe von 10 000 Euro an Personen und Organisationen vergeben, die wie der Namensgeber in besonderem Maß zur Stärkung des säkularen, wissenschaftlichen und humanistischen Denkens und Handelns beitragen.
Karlheinz Deschner ist in Tretzendorf aufgewachsen, hat in Bamberg studiert und promoviert und lebt seit 38 Jahren in Haßfurt. "Er ist ein wahres Kind unserer Gegend und hat seiner Liebe zur fränkischen Heimat schon zahlreiche literarische Denkmäler gesetzt, zum Beispiel mit dem wunderbaren Vorwort zu unserem neuen Landkreis-Führer. Aber er ist kein pflegeleichter Heimatdichter", sagte Landrat Rudolf Handwerker in seinem Grußwort.
Deschner sei der populärste Kirchenkritiker unserer Zeit im deutschsprachigen Raum, so Handwerker weiter. Er habe zwar auch lyrische Schriften, Aphorismen und Romane veröffentlicht. Doch die Mehrzahl seiner Veröffentlichungen setze sich kontrovers mit herrschenden Doktrinen und gesellschaftlichen Tabus auseinander, mit globalen Fehlentwicklungen wie beispielsweise der rasanten Amerikanisierung der Welt oder der Bedenkenlosigkeit, mit der der moderne Mensch Tiere quält und für seine Zwecke instrumentalisiert. "Er ist einer, der aneckt, der zum Nachdenken anregen will."
Man möge seine Veröffentlichungen zur unheiligen Allianz zwischen Staat und Kirche, zu dem lange Zeit immer wieder grausam durchgesetzten Absolutheitsanspruch der christlichen Kirchen polemisch und übertrieben finden, gut recherchiert seien seine Bücher aber allemal, so der Landrat. Er selbst habe fast alle Werke gelesen und wünsche sich noch viele Bücher von ihm.
"Es ist für eine Stadt Verpflichtung, einen so bekannten Mitbürger zu ehren und damit auszudrücken, dass man gerade in unserer christlichen fränkischen Heimat auch Andersdenkenden die Anerkennung ihres schriftstellerischen Wirkens nicht versagen darf", fasste Bürgermeister Rudi Eck seine und die Meinung der Stadtratsfraktionen zusammen. Mit den humorvollen Worten: "Lacht einer, lach mit. Singt einer, sing mit. Schafft einer, lass'n schaff!" wünschte er Deschner, dass er auch einmal andere schaffen lassen könne.
Die Liste der weiteren Gratulanten umfasste neben Dr. Uwe Naumann und Herbert Steffen auch den Vorsitzenden des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten, Rudolf Ladwig, den langjährigen Lektor Hermann Gieselbusch sowie Professor Dr. Hermann-Josef Schmidt von der Universität Dortmund, der die Laudatio hielt. Mit multimedialen Collagen und einem Ausschnitt aus einem Video wurde ein Einblick in das Schaffen und Denken Deschners vermittelt, der selbst am Schluss einige seiner kirchenkritischen Aussagen in den Raum stellte.
Die Moderation des Abends hatte Dr. Michael Schmidt-Salomon, Geschäftsführer der Giordano Bruno Stiftung übernommen, für die einzigartige musikalische Umrahmung mit Werken von Franz Liszt, Robert Schumann und Alexander Skrjabin hatte sich Igor Kamenz, ein international gefeierter Pianist, spontan und unentgeltlich zur Verfügung gestellt.