Jagd ist für die meisten betroffenen Personen ein Hobby, das in der Freizeit stattfindet. Wie bei allen Freizeitbeschäftigungen fällt dabei die Ernsthaftigkeit je nach Charakter unterschiedlich aus. Jäger sprechen diesbezüglich von "Jagdpassion." Die Ausübung der Jagd ist mit Zeitaufwand, Kosten, zahlreichen Regelwerken und mit Gefahr verbunden. Einer, für den die Jagd Passion ist, ist Reinhard Dünisch aus Dürnnhof. Er ist bereits 60 Jahre ununterbrochen Jagdpächter des Reviers Dürrnhof-Herbelsdorf.
Der Waidmann, der in der Mühle in Junkersdorf geboren ist, wird im Juli dieses Jahres 87 Jahre. Er sitzt in seinem Wohnzimmer, mit grauem Vollbart, grünem Pullover, darüber eine braune ärmellose Weste, einer speckigen Lederhose, eben, wie man sich den klassischen Jäger vorstellt. Als Müllersohn hat er auch, wie weitere zwei Brüder, den Beruf des Müllers erlernt. Bei einer Firma in Bamberg war er als Vertreter im Gastrobereich tätig, hat dann aber mehr als 20 Jahre, bis zu seiner Rente mit 65 Jahren, als Selbstständiger ein Futtermittelgeschäft mit Sitz in Dürnnhof betrieben. "Ich hatte hier ein Lager und habe die Futtermittel selbst an die Landwirte ausgeliefert", sagt Reinhard Dünisch.
Schon als 20-Jähriger hat er die Jägerprüfung 1960 in Würzburg abgelegt. Zwei Jahre musste man einen Jagdschein haben, um selbständig eine Jagd pachten zu können. Für ihn war die Zeit im Mai 1962 gekommen. Er unterzeichnete mit dem damaligen Jagdvorsteher Friedrich Hauck seinen ersten Pachtvertrag für das Revier Dürrnhof-Herbelsdorf. "Es wird empfohlen, den Pächter zum Ersatz des vollen Wildschadens zu verpflichten", schlug damals Regierungsinspektoranwärter Söhnlein von der Unteren Jagdbehörde vor. 810 Mark Jahrespacht hatte der junge Reinhard Dünisch an die Grundholde zu entrichten. "Zu dieser Zeit ein stattlicher Betrag", wie der Jäger sagt.
Enttäuscht vom Jagdvorstand
Jetzt sind es 60 Jahre draus geworden. Sein letzter Pachtvertrag läuft am 1. April 2022 aus. Er wird nachdenklich, ist etwas enttäuscht, als er sagt: "Im Mitteilungsblatt der Gemeinde musste ich lesen, dass meine Jagd ab 1. April 2022 neu verpachtet wird. Das hat mich schon geärgert, dass ich vorher nicht gefragt wurde, ob ich eventuell die Jagd wieder haben möchte." Drei Jahre hätte er, demnächst wird er 87 Jahre, gerne noch einmal angehängt. Aber jetzt, nachdem die Jagd ohne ihn zu fragen ausgeschrieben wurde, will nicht mehr. Er zeigt sich über den Jagdvorstand enttäuscht, dass dieser vorher nicht mit ihm gesprochen hat.
Das Revier Dürrnhof–Herbelsdorf hat eine Fläche von etwa 300 Hektar mit einem Feldanteil von 75 Prozent. Da ein 16,5 Hektar großer Solarpark im Revier, etwa 700 Meter westlich der Ortschaft Herbelsdorf, gebaut wurde, kann diese Fläche von ihm nicht mehr bejagt werden. Auch die Maisfelder, die in den letzten Jahren deutlich an Größe zugenommen haben, stellen ein Problem dar. Die Sauen gingen da oft gar nicht mehr raus, selbst mit Hunden sei es teilweise nicht möglich, sie aus den riesigen Flächen rauszutreiben. Dünisch ließ sich in seinem Vertrag den Wildschaden, der teilweise beträchtlich ist, nach oben deckeln.
Heute kostet ihn die Jagd im Jahr 1200 Euro, dazu kommt ein Jagdessen, sodass etwa 1500 Euro zusammen kämen. "Ein Jagdrevier kann ganz schön teuer sein, man muss ja auch noch sonstige Kosten für ein Fahrzeug, Treibstoff hinzurechnen. Ich bin jeden Tag in meinem Revier unterwegs", sagt Reinhard Dünisch. Wäre er nicht selbständig gewesen, hätte er sich die Jagd nicht über 60 Jahre leisten können. Zufrieden ist er, dass er in den ganzen Jahren nie einen Jagdunfall hatte. Der Absatz von Wildbret sei auch ein Problem, die Nachfrage sei nicht besonders hoch.
30 Tiere im Jahr fehlen
Zudem bedauert er, dass angrenzende Revierinhaber Fütterungen anlegen würden, um das Wild in ihr Revier zu locken. Das Erlegen von Wildsauen sei, auch infolge der Schweinepest, eine lukrative Aufgabe. Pro Kopf gebe es eine Prämie von 100 Euro vom Staat. "Mir ist bekannt, dass in einem Nachbarrevier, in dem gefüttert wird, auf einer Treibjagd einmal 35 Sauen geschossen wurden, dazu mehrere Rehe", so Dünisch. Auch dem Straßenverkehr fallen viele Rehe zum Opfer, die ihm dann im Revier fehlen. "So um die 30 Tiere sind es im Jahr", sagt der passionierte Waidmann, der vermutet, dass mehrere Unfälle mit Wild nicht gemeldet würden. Gewildert wurde in seinem Revier offensichtlich nicht. "Einmal, es ist schon 30 oder 40 Jahre her, habe ich einmal eine Schlinge gefunden", so Dünisch.
Die Jagd erfordere viel Zeit. "Mein Zeitaufwand beträgt pro Woche so um die 20 Stunden, oft auch mehr. Einige Male war ich bis zu 14 Stunden bei der Jagd nach Sauen am Stück auf dem Hochsitz gesessen", sagt der Jäger. Er habe viele geschlossene Kanzeln, sonst könnte man das nicht so lange aushalten. Zu einem Jäger gehört auch der Jagdhund. Solche hatte Reinhard Dünisch in den sechs Jahrzehnten mehrere. Er erinnert ich an den Deutsch Langhaar "Barri" oder auch an seinen Dackel "Gauner."
Zeit schnell vergangen
60 Jahre Jagd und 60 Jahre Pächter eines Reviers, dass sei schon eine lange Zeit, resümiert Reinhard Dünisch. Ihm käme das gar nicht so lange vor, die Zeit verging wie nichts, sagt er. Nun sei es aber soweit, dass er nicht weiter ein Revier pachten wolle, auch weil er über die Art und Weise wie er von der Neuverpachtung erfuhr, enttäuscht ist. "Ab dem 1. April 2022 ist das für mich vorbei", sagt er. Es gibt eine Vielzahl von jagdlichen Signalen, die bei Treibjagden auf Jagdhörnern durch Wald und Flur hallen. Das Signal "Jagd vorbei – Halali," kann nun für Reinhard Dünisch geblasen werden. Im Text dazu heißt es: "Jagd aus, die Jagd aus! Das Jagen ist zu Ende – Halali."