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Bamberg
Schülerinnen auf den Spuren von Frauen-Straßennamen: Wie weiblich ist Bamberg?
Acht der zehn Schülerinnen des P-Seminars konnten mit ihrem Lehrer Jürgen Schmidt an der Ausstellungseröffnung teilnehmen.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Acht der zehn Schülerinnen des P-Seminars konnten mit ihrem Lehrer Jürgen Schmidt an der Ausstellungseröffnung teilnehmen.
Marion Krüger-Hundrup
 |  aktualisiert: 02.07.2022 02:27 Uhr

Sicher nur wenige Menschen machen sich Gedanken darüber, wie Straßen zu ihrem Namen kommen. Zu dieser Spezies gehört Jürgen Schmidt, seines Zeichens Deutsch- und Geschichtslehrer am Eichendorff-Gymnasium. In seiner Freizeit erradelt er mit seiner Frau Dörfer und Städte, schaut auf Straßenschilder und stellt fest, dass darauf Frauennamen stark unterrepräsentiert sind.

Und dass so mancher eigentlich unbekannter Namensgeber – gleich ob männlich oder weiblich – einen erklärenden Hinweis brauchen würde: "Ein QR-Code wäre hilfreich", meint Schmidt.

Während dieser Radltouren kam dem Pädagogen aber noch eine andere Idee, mit der er schließlich zehn Schülerinnen für ein Projekt-Seminar gewinnen konnte: Die jungen Damen sollten über Frauen mit Bamberg-Bezug recherchieren, nach denen Straßen in der Stadt benannt sind. "Gib Straßen ein Gesicht! Wie weiblich ist Bamberg?" stand als Überschrift über dem P-Seminar.

"Mit Feuereifer und Teamgeist haben sich die Schülerinnen an die Aufgabe gemacht", freut sich Jürgen Schmidt. Zu Hilfe kam auch der Artikel "Männer dominieren bei Bambergs Straßen", der unabhängig von den Plänen des Mädchengymnasiums im Februar 2021 in der Bamberger Presse erschienen ist. "Wir sind voll im Trend", wussten die Schülerinnen und machten sich im Stadtarchiv, Internet und auf Stadtspaziergängen ans Werk.

"Fast alle Straßen in Deutschland sind nach männlichen Vorbildern benannt, in Bamberg ändert es sich allmählich ein wenig.“
Ansgar Lennartz, Schulleiter 

Das Endergebnis der heute 18-jährigen Abiturabsolventinnen kann sich blicken lassen: Sichtbar in einer Plakatausstellung im ersten Stock des Gymnasiums an der Kloster-Langheim-Straße und in einem gedruckten Begleitheft. Vor Gästen – unter ihnen die Bürgermeister Jonas Glüsenkamp und Wolfgang Metzner sowie Archivdirektor Horst Gehringer – eröffnete Schulleiter Ansgar Lennartz die Präsentation. "Fast alle Straßen in Deutschland sind nach männlichen Vorbildern benannt, in Bamberg ändert es sich allmählich ein wenig“, erklärte der Oberstudiendirektor.

Metzner verwies auf die städtische Straßennamenkommission, die entsprechend entscheidet. "In den letzten Jahren sind Frauen bei der Namensgebung zu kurz gekommen", räumte der Bürgermeister ein. Umso mehr verdienten die Schülerinnen "bei diesem tollen Thema und der vielen Arbeit Hochachtung, auch dass sie nach dem Abitur die Ausstellung aufgebaut haben", so Metzner. Zumal, wie Lehrer Schmidt ergänzte, die Zusammenstellung der Seminarergebnisse durch häufige Corona-Ausfälle erschwert gewesen sei.

Aus den Text- und Fototafeln erfährt der Betrachter, dass es in Bamberg 721 Straßen gibt, 232 tragen Männernamen, nur 40 sind nach Frauen benannt: von Äbtissinensee über Dr. Ida Noddack bis Raatschkatlweg und Theresienstraße.

"Ich habe bei meinen Recherchen viel über die Hexenverfolgung erfahren."
Paula Prosch, P-Seminaristin

Bei der Vernissage stellten die Schülerinnen jeweils ihre erforschte Frauenpersönlichkeit vor. Heidi Kern zum Beispiel hatte sich Agnes Schwanfelder gewidmet, "eine Schwertgoschen, die 1454 mit dem Stiftskanoniker von St. Gangolf Johannes Schwab im Rechtsstreit lag und das berühmte Götz-Zitat geprägt hat".

Paula Prosch wählte die Dominikaner-Nonne Anna Maria Junius, die die Folgen der Folter an ihrem Vater Johannes Junius im Drudenhaus dokumentierte: "Ich habe bei meinen Recherchen viel über die Hexenverfolgung erfahren", sagte Paula.

Ihre Mitschülerin Tina Knipper machte sich mit der heiligen Kaiserin Kunigunde vertraut, nach der der Kunigundendamm, die Kunigundenruhstraße und der Kunigundenweg benannt ist: "Ich habe viel über ihre Zeit und die Legenden gelernt", blickte Tina zurück.

"Jetzt hoffen die Ausstellungsmacherinnen, dass die Idee eines QR-Codes wieder aufgegriffen wird. Und dass das Gesicht Bambergs künftig zumindest in der Namensgebung neuer Straßen weiblicher wird. Denn es gebe auch in Bamberg genügend ehemalige Frauenpersönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Kultur, die ein Straßenbild zieren können", heißt es auf einer Tafel.

 
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