
Es gibt Künstler, die schaffen schon zu Lebzeiten Kunstobjekte, die bei ihren Mitmenschen die Erinnerung an sie auch nach ihrem Tode noch lange wach halten. Zu diesen gehört ohne Zweifel Waldemar Kuhn, der am Samstag in Fatschenbrunn seinen 90. Geburtstag feiern konnte, und der seit einiger Zeit in Königsberg wohnt.
Waldemar Kuhn wurde am 19. Januar 1923 in Westheim geboren und begann 1938 seine Laufbahn als Bildhauerlehrling bei Heinrich Söller in Schweinfurt. Im Zweiten Weltkrieg geriet er in französische Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung studierte er ab 1948 an der Werkkunstschule Köln und später an der Akademie der bildenden Künste in München Bildhauerei. 1950 zog es ihn nach Emmerich am Niederrhein. Und dort hat Waldemar Kuhn auch viele Spuren hinterlassen und Zeichen gesetzt, die bis heute deutlich sichtbar sind. Wer dort durch die Innenstadt läuft und einen Blick auf die Aldegundiskirche wirft, sieht auf dem Turm den steinernen Kranz aus lauter kreuzförmigen Fialen, eine Krone für den Schöpfer. Eines der vielen ungewöhnlichen Kunstobjekte Waldemar Kuhns, die er am Niederrhein geschaffen hat. 1958 erhielt er für sein bildhauerisches Wirken den Kunstpreis der Stadt Krefeld.
Sein berühmtestes Werk ist das 1966 von ihm geschaffene „Schrottkreuz“ für die Heilig-Geist-Kirche in Emmerich. Aus Wrackteilen, Industrieschrott und Materialien der Kriegszeit schuf er ein sakrales Gesamtkunstwerk der Moderne, das bis heute Kunstfreunde aus aller Welt anlockt.
1970 kehrte Waldemar Kuhn zusammen mit seiner Frau Margarethe, die er an der Kunstschule Köln kennen gelernt hatte, nach Franken zurück. Auch hier blieb er seinem künstlerischen Grundsatz treu: „Es geht nicht anders, ich muss immer weitermachen!“. Hier schuf er unter anderem die Brunnenanlage „Ein Weltbild zerbricht“ am Regiomontanusgymnasium Haßfurt, die Säule vor dem Krankenhaus der Kreisstadt, Skulpturen an der Berufsschule Haßfurt sowie am Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt und Wandgestaltungen in der Hauptschule in Knetzgau und im Sitzungssaal des Landratsamtes Haßberge. Alles Kunstwerke, mit denen Waldemar Kuhn auch in seiner Heimat Franken bleibende Erinnerungen geschaffen hat.
Sechs Kinder sind aus seiner Ehe mit seiner Frau Margarethe hervorgegangen. Leider verunglückte ein Sohn im Jahre 1999 beim Drachenfliegen tödlich, was so eine tiefe Spur bei Waldemar Kuhn hinterließ, dass auch er sein größtes Hobby, das Drachenfliegen, das er bis ins hohe Alter selbst betrieb, aufgab. Ein weiterer Schicksalsschlag folgte im Jahr 2006 als seine Frau und zwei Söhne innerhalb von drei Monaten starben. Wohl auch aus diesem Grund und auch auf Grund seines Freiheitsdranges zog er sich danach für fünf Jahre allein in einen Wohnwagen bei Eltmann zurück, bis er nun nach Königsberg in den Steinweg gezogen ist.
Seinen Jubeltag feierte er in Fatschenbrunn, wo seine Tochter Salome Scholtens zusammen mit ihrem Mann Nico ein Weingut betreibt.