Die 6. Haßfurter Bluesnacht des Kulturamts der Kreisstadt unter dem Motto „Let the good times roll“ war eine Nacht voller positiver Überraschungen und Höhepunkte. So erlebte das Publikum in der ausverkauften Rathaushalle Musiker am Beginn und auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, die mit Professionalität und Leidenschaft ganz unterschiedliche Ausprägungen des Blues, des Blues-Rock und des Boogie Woogie darboten.
Die Intimität der Ratshaushalle, die Intensität der vorwiegend akustisch gespielten Musik und die Begeisterung der Zuhörer führten dazu, dass die Stimmung von Anfang an großartig war. Dieses Mal hatte der Bluesgitarrist und Sänger Ignaz Netzer ein besonders glückliches Händchen bei der Auswahl der Musiker bewiesen; auch wenn er nach einem Unfall die rechte Hand in einer Schlinge trug und nicht wie geplant selbst aktiv in die Saiten greifen konnte.
Zu Beginn des Abends faszinierte die Gruppe „Miss Sophy and the Blues“ mit Sophia Weinberger aus Obertheres (Gesang), Silas Ambiel aus Heidelberg (Gitarre) und Niko Wörtmann aus Haßfurt (Gitarre). Die beiden Musiker entlockten ihren akustischen Gitarren einen mitreißenden Blues, während die Sängerin den Songs mit ihrer fantastischen Stimme und ihrer ausdrucksstarken Interpretation eine Seele verlieh, wofür das Publikum begeisterten Applaus spendete.
Brillant wurde die Bluesnacht dann, als der erst 18-jährige Dan Popek in die Tasten des Klaviers griff. Seine fast schon schwindelerregenden, technisch hervorragenden Interpretationen von Boogie Woogie- und Jazzmusik wurden von den Zuhörern regelrecht bejubelt. Zumal der junge Preisträger von „Jugend jazzt“, dem eine tolle Karriere bevorsteht, nicht nur faszinierend spielen und ausgezeichnet improvisieren, sondern sein Publikum auch charmant um den Finger wickeln kann.
Nach so viel Feuer und Brillanz leiteten Ignaz Netzer (Gesang, Blues Harp), die deutsche Reinkarnation des Blues, und der filigrane Gitarrist Werner Acker mit einem kurzen Set an ruhigen Bluesliedern zum nächsten Höhepunkt über: dem Auftritt des aus Virginia stammenden Sängers und Songwriters Greg Copeland. „Blues ist der Schrei aus der Seele des schwarzen Mannes“, erklärte der Sänger, um anschließend das Publikum mit einigen teils selbst komponierten Bluessongs in den Bann zu ziehen. Seine herrliche Bluesstimme brachte zusammen mit dem intensiven Gitarrenspiel von Werner Acker und den melancholischen Klängen der Mundharmonika von Ignaz Netzer die Luft zum Vibrieren und die Gäste, die der Aufforderung zum Mitsingen des Gospels „Jesus on the mainline“ begeistert nachkamen, zum tosenden Applaus.
Den fetzigen Schlusspunkt des Abends, den Ignaz Netzer in seiner bekannt ironischen Art und mit großem Respekt für alle eingeladenen Musiker moderierte, setzte die „Fast Eddy's Blues Band“ des Engländers Eddy Wilkinson. Was der Sänger mit seiner unverwechselbaren, röhrenden Stimme und seine Musiker mit viel Tempo, Dynamik und virtuosen Soli an Blues-Rock darboten, rang den Zuhörern große Bewunderung ab. Damit endete eine wunderschöne Bluesnacht, für die alle Musiker am Ende nochmals gefeiert wurden.