Zu den Meilensteinen der abendländischen Musikgeschichte zählt Arnold Schönbergs Melodramenzyklus "Pierrot Lunaire". Das Werk besteht aus 21 ausgewählten Stücken aus der gleichnamigen Gedichtsammlung des belgischen Symbolisten Albert Giraud, die für Sprechstimme und Kammerensemble vertont wurden. Die deutsche Fassung von Otto Erich Hartleben verdient es ebenfalls, als eigenständige poetische Schöpfung wertgeschätzt zu werden. Am 20. November wird das Werk in Bamberg aufgeführt.
Die Uraufführung 1912 war für die Neuerer unter den Komponisten und Schriftstellern ein großer Erfolg, für die meisten Kritiker und einen Teil des Publikums jedoch ein Anlass für Empörung. Alfred Döblin schrieb: "Sie fesselt ungemein, diese Musik; es sind Klänge und Bewegungen drin, wie ich sie noch nicht gehört habe; bei manchen Liedern hatte ich den Eindruck, dass sie nur so komponiert werden können."
Andere Stimmen sprachen von "Disharmonie" und "häßlich schrillem Streit". Schönberg beschritt hier in der Tat neue Wege, "emanzipierte" die Dissonanz in freier Atonalität und erfand eine bis dato unbekannte Form der Klangfarbenrede. Dabei gelangte die Vokalpartie zu einer Art Sprechgesang zwischen nicht-mehr-sprechen und noch-nicht-singen. Dieser innovative Stil verlieh dem Kunstwerk eine Schlüsselstellung innerhalb der Moderne und übte starken Einfluss auf andere zeitgenössische Komponisten aus.
Die Bamberger Aufführung des "Pierrot Lunaire" ist ein Anliegen des Dirigenten und Komponisten Arnaud Arbet, der mit seinem Ensemble "Le Seuil Musical" die meist als schwierig empfundene Musik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu erklären und zu verbreiten sucht. Dafür stehen Namen wie Webern, Berg, Bartók, Strawinsky, Debussy und Ravel, aber eben auch Schönberg, dessen 150. Geburtstag in zwei Jahren stattfindet. Das Ensemble, das seine Anfänge in Berlin hat und in Paris weitergeführt wird, spielt in wechselnden Besetzungen, in der Regel aber in kammermusikalischer Größe. Die Mezzosopranistin Anais Yvoz wird in Bamberg den Gesangspart übernehmen.
Das Konzert am 20. November findet als Matinee um 10.30 Uhr im Spiegelsaal der Harmonie am Schillerplatz statt. Veranstaltet wird es von der Katholischen Erwachsenenbildung im Erzbistum Bamberg und vom Dominikanischen Freundeskreis hl. Katharina von Siena an St. Gangolf.
Eine Einführung in den "Pierrot Lunaire" gibt der Musikwissenschaftler Raphael Woebs (Uni Bamberg). Gegen 12 Uhr besteht die Möglichkeit, bei einem Stehempfang mit den musikalischen Künstlern ins Gespräch zu kommen.
Karten sind im Vorverkauf beim BVD, Lange Straße, Bamberg und online erhältlich: www.bvd-ticket.de