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WONFURT
Schnelles Internet kommt schnell in den Boden
Die Experten stecken die Köpfe zusammen: Vertreter von Landratsamt, Baufirmen und Telekom tauschten erste Erfahrungen aus.
| Die Experten stecken die Köpfe zusammen: Vertreter von Landratsamt, Baufirmen und Telekom tauschten erste Erfahrungen aus.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:41 Uhr

Schnelligkeit ist heutzutage Trumpf. Besonders beim Internet. Damit nicht nur die Daten in Hochgeschwindigkeit durchs Netz rauschen, sondern auch die Tiefbauarbeiten beim Verlegen der Datenleitungen künftig noch schneller abgewickelt werden können, hat die Bauwirtschaft spezielle Verlegetechniken entwickelt. Dazu gehört das „Mini-Trenching“ – eine Methode, die als Pilotprojekt in der gesamten Region derzeit erstmals in Wonfurt zum Einsatz kommt. Experten von Baufirmen, Behörden und der Telekom waren deshalb am Mittwoch in die Grillengasse gekommen, um den riesigen Spezial-Lkw einer französischen Firma bei seinem lautstarken Einsatz zu beobachten.

Die Deutsche Telekom erschließt derzeit eigenwirtschaftlich das Breitbandnetz in Wonfurt und in Steinsfeld. Dafür werden vom Ortseingang aus Leerrohre zu mehreren Kabelverzweigern und zur bestehenden Leerrohr-Trasse des Unterfränkischen Überlandwerks Lülsfeld verlegt, durch die später die Glasfaserkabel eingeblasen werden. Ein Datenvolumen von bis zu 50 Megabit pro Sekunde soll in beiden Ortschaften dann zur Verfügung stehen, erklärt Bürgermeister Holger Baunacher.



 

Bis zu 70 Prozent der Kosten beim Ausbau eines Breitbandnetzes entfallen bislang auf die reinen Tiefbauarbeiten. Der Asphalt muss aufgesägt werden, Gräben müssen ausgebaggert und später wieder verfüllt werden. Die Kosten für Maschinen, Material und geleistete Arbeitsstunden sind enorm. Unschöner Nebeneffekt: Oft gleichen die Straßen danach auch noch einem Fleckerlteppich.

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Spezialfräse

Das Mini-Trenching kann hier eine interessante Alternative sein. Der Begriff leitet sich vom englischen Begriff „trench“ ab, was auf Deutsch so viel heißt wie „Graben“. In der Tat wird bei diesem Verfahren nur ein Mini-Graben – rund 15 Zentimeter breit und 30 bis 40 Zentimeter tief – in die Straße oder den Gehweg gefräst. Die Spezialfräse ist hinten an einem großen vierachsigen Lkw montiert. Das von der Fräse ausgeworfene Material wird gleichzeitig über zwei Schläuche vom Lkw abgesaugt und in einem großen Tank auf der Ladefläche zwischengelagert.

In den ausgefrästen Schlitz kann dann bequem ein Leerrohr verlegt werden. Danach werde der Graben mit „Flüssigboden“, einem sehr mageren Beton, komplett verfüllt, um keine Stolperfalle entstehen zu lassen, erklärt Gustel Schneider, Geschäftsführer der planenden Schneider Networkservice GmbH aus Römhild.

Der Beton muss 28 Tage aushärten, ehe dann die obere Schicht wieder abgefräst wird, um Platz zu schaffen für den eigentlichen Asphaltbelag, der mit einem Fugenband eingebaut wird.

Der Vorteil des neuen Verfahrens: Es ist deutlich schneller und kostengünstiger als das altbekannte Leitungsverlegen in breiten Gräben. Allgemein rechnet man beim konventionellen Tiefbau im günstigsten Fall von Kosten von 70 Euro pro laufenden Meter. Der neue Mini-Graben schlägt mit nur 45 Euro pro Meter zu Buche. „Und was wir heute in einer Woche schaffen, würde sonst drei bis vier Wochen dauern“, sagt Gustel Schneider. Ein Umstand, den auch Bürgermeister Baunacher hervorhebt: Man müsse schließlich auf die Bedürfnisse der Anwohner Rücksicht nehmen. „Wir hätten hier sonst wochenlang eine Baustelle gehabt und der Verkehr wäre eingeschränkt gewesen.“ Deshalb habe er sich gleich offen gezeigt, das Mini-Trenching als neue Alternative mal vor Ort auszuprobieren.

Es liegt natürlich im Wesen eines Pilotprojekts, dass noch nicht alle Eventualitäten und alle Fragen erschöpfend geklärt sind. So sagte Alfons Schanz, Leiter der Tiefbauverwaltung am Landratsamt Haßberge, ein mit Flüssigboden verfüllter Mini-Graben am Straßenrand sei letztlich wie eine „Betonplombe“, die möglicherweise die Drainage der Straßentrasse negativ beeinflussen und für Entwässerungsprobleme im Untergrund sorgen kann – insbesondere dann, wenn es sich um alte Straßen handelt, die noch keinen starken frostsicheren Oberbau haben. „Hier ist eine detaillierte Betrachtung vor Baubeginn nötig“, betonte Schanz. Er sei dem Neuen gegenüber offen, wolle aber sensibilisieren.

Planer Gustel Schneider antwortete, das Verfüllmaterial werde hinsichtlich Setzungsverhalten und Abflussfähigkeiten ständig weiterentwickelt. Von dem Pilotprojekt in Wonfurt werde man ein ausführliches Protokoll anfertigen und es dem Straßenbauamt zur Verfügung stellen.

 
Fräse und Staubsauger zugleich: Dieser Lkw sorgt für die Mini-Gräben.
| Fräse und Staubsauger zugleich: Dieser Lkw sorgt für die Mini-Gräben.
Abgewickelt: In dieses Leerrohr wird später die Glasfaserleitung eingeblasen.
| Abgewickelt: In dieses Leerrohr wird später die Glasfaserleitung eingeblasen.
Ferngesteuertes Arbeiten: Die Stahlzähne der Fräse fressen sich in den Untergrund, gleichzeitig wird der Schotter abgesaugt.
| Ferngesteuertes Arbeiten: Die Stahlzähne der Fräse fressen sich in den Untergrund, gleichzeitig wird der Schotter abgesaugt.
Quasi ein minimalinvasiver Eingriff: Mit der neuen Verlegemethode muss nicht die halbe Straße aufgerissen werden, sondern eine schmale Rinne reicht aus.
Foto: Klaus Vogt | Quasi ein minimalinvasiver Eingriff: Mit der neuen Verlegemethode muss nicht die halbe Straße aufgerissen werden, sondern eine schmale Rinne reicht aus.
 
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