Aufgeregt und schwer beschäftigt huscht das Personal durch die Gänge, bringt alles auf Hochglanz. In der Küche herrscht Hochbetrieb, denn das Weihnachtsfest steht an. So oder so ähnlich mag man sich die Situation kurz vor Heiligabend in einem Schloss vorstellen. „Ja, wie in den Märchen“ sagt Monica von Deuster Fuchs von Bimbach und muss lachen. „Ich bin 1949 geboren und kurz nach Kriegsende war man von märchenhaften Zuständen weit entfernt“.
Das erste Weihnachten, an das sich die Baronin noch erinnern kann, liegt ungefähr 70 Jahre zurück. „Die sicherlich einprägendste und älteste Erinnerung, die ich an das Weihnachtsfest habe, war unser gigantischer Christbaum. Er war etwa vier Meter hoch und es musste extra ein Holzgestell für den sicheren Stand gezimmert werden“, erzählt von Deuster.
Wendeltreppe ist ein Problem
Sehr problematisch sei es gewesen den Baum über die Wendeltreppe an Ort und Stelle zu verbringen. „Ich habe mit meinen Eltern im Turm gewohnt. Da galt es 32 Stufen zu erklimmen“, erzählt die Schlossherrin. „Ich weiß das genau – in späteren Jahren war ich es schließlich, die die Treppe fegen musste.“
Stand der Baum, wurde das Wohnzimmer abgesperrt und durfte erst, wenn das Glöckchen läutete, betreten werden. Es galt, in der Küche auf diesen Moment zu warten. „Da gab es auch kein Spicken. Sonst kommen die Engel und sprühen einem Pfeffer in die Augen!“ Das habe ihre Mutter zumindest behauptet, so die Baronin und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Nach der Bescherung gab es Essen. „Wurzelgemüsesalat mit Wienerchen kamen bei uns auf den Tisch.“, erinnert sich von Deuster.
Wirklich Angst hatte die kleine Monica aber nicht vor den Engeln, sondern vor dem Nikolaus, wie sie weiter erzählt. Der gute Mann, es war wohl der Förster, spielte Nikolaus und Knecht Ruprecht unisono und das sehr überzeugend. Laut, polternd und mit der Rute drohend, hat er eine Standpauke gehalten. Zwar versuchte er im weiteren Verlauf den Schrecken zu mildern, aber da sei es schon zu spät gewesen. „Ich hatte einen regelrechten Schock. Alle folgenden Nikoläuse waren wesentlich geziemter, aber die Panik hat sich erhalten und dass die Rute über das ganze Jahr als Erziehungsinstrument zum Einsatz kam, wirkte sicher bestärkend“, ist die Baronin sicher.
Ansonsten wurde in der Vorweihnachtszeit gebacken, eingekocht und dergleichen. Das Kind hatte brav und tüchtig zu sein und schrieb einen Wunschzettel. Der wurde, wenn er fertig war, außen auf die Fensterbank gelegt. „Unter dem Christbaum lag dann später nicht immer das, was man sich gewünscht hatte – aber bei mir war immer etwas zum Spielen dabei. Die schönsten Geschenke, an die ich mich erinnere, waren einmal ein funktionstüchtiger Puppenherd und einmal gab es ein Paar Ski.“
Gleiche „Regeln“ für die Enkel
Das mit dem Glöckchen wurde bis dato beibehalten. Die Töchter Stephanie, Eva und Cristina und später die vier Enkelkinder – alle müssen auch heute noch auf den süßen Klang der kleinen Glocke warten, ehe sie das Wohnzimmer betreten dürfen. „Nur beim Essen sind wir von der Tradition abgewichen. Am 24. gibt es bei uns mittags Linsensuppe mit fränkischen Mehlspatzen und nach der Bescherung Kassler mit Kartoffelsalat“, verrät die Baronin. Ansonsten seien „Heilig Abend“ und die Weihnachtsfeiertage fest in der Familientradition verankert. So erklingen nach dem Glöckchen immer Weihnachtsevergreens. Früher vom Plattenspieler, heute von der CD. „Wir können alle nicht besonders gut singen, aber staunen. Denn während die Musik spielt, wird ehrfürchtig der Baum bestaunt. Losstürmen und den Gabentisch plündern, das gibt es bei uns nicht!“, erklärt sie lächelnd – aber bestimmt.
Natürlich – man ahnt es schon, wird der Baum traditionell geschmückt. „Früher allerdings mit Lametta“, erklärt sie und sie erinnert auch, dass dieses Lametta jedes Jahr wieder sorgfältig vom Baum genommen und für das nächste Jahr verpackt wurde. Die Christbaumkugeln mussten natürlich sukzessive ersetzt werden, aber es gibt noch Christbaumschmuck der ersten Stunde, weiß sie stolz zu berichten. Wahrlich eine Leistung – bei Glaskugeln – über Generationen.
Die Kerzen sind immer rot
„Rote Kerzen schmückten den Baum. Sie anzuzünden, war bei einem vier Meter hohen Baum immer ein Kraftakt für den Vater. Und auch das Schmücken war nicht so einfach“, erinnert sich die Baronin. Bei der Familie von Deuster sind die Bäume heute nicht mehr so hoch, dafür aber, wie anno dazumal, mit echten Kerzen bestückt.
Der Kreis vergrößert sich
Am ersten Weihnachtsfeiertag habe es immer Rahmschnitzel gegeben, die Großmutter und die beiden Tanten kamen zu Besuch, so von Deuster. „Weihnachten wurde bei uns eher im kleinen Kreis gefeiert. Erst mit der Geburt der eigenen Kinder wuchs die Zahl derer, die sich um den Christbaum versammelten. Seit die Kinder erwachsen sind, wechselt es. Aber heuer kommen alle Kinder und die vier Enkelkinder“, freut sich die Baronin. „Das wird ein gelungenes Weihnachtsfest“, glaubt sie und wünscht auch allen Burgpreppachern frohe Festtage und einen guten Start ins Neue Jahr.
Schloss Burgpreppach: Daten und Fakten
Schloss Burgpreppach war bis ins 18. Jahrhundert eine Wasserburg 1717 wurde an dieser Stelle mit dem Neubau eines Schlosses in Burgpreppach, begonnen. Zwar ist es nie nach den ursprünglichen Plänen fertiggestellt worden, aber auch in der reduzierten Form gilt Burgpreppach als eines der bedeutendsten Beispiele barocker Schlossarchitektur in Unterfranken.
Die männliche Linie der Fuchs von Bimbach erlosch mit Dietrich Julius Freiherr Fuchs von Bimbach. Das Schloss Burgpreppach erbte seine Tochter Monica von Deuster-Fuchs von Bimbach und Dornheim.
Der Ostflügel dient seit 1996 wieder als privater Wohnsitz der Familie. Oft werden klassische Konzerte im historischen Festsaal im ersten Stock veranstaltet.
Nach Voranmeldung ermöglicht die Schlossherrin Interessierten die Innenbesichtigung des Schlosses. Auch Hochzeiten und andere Feste können hier gefeiert oder Gästezimmer gebucht werden. (bra)