Frischer unverbrauchter Wind weht durchs Lendershäuser Tor in die Innenstadt Richtung Sparkasse. So lässt sich die Sanierungsmaßnahme der Landgerichtsstraße in Hofheim umschreiben, die momentan in vollem Gange ist. Das Ziel ist fast zur Hälfte erreicht. Der barrierefreie Ausbau bringt Bewegungsfreiheit für Fußgänger, Flächen für gastronomische Außenbewirtung, Parkplätze, Pflanzbeete und Bäume. Doch wie stehen die Anlieger zu dieser Baumaßnahme? Vor ihren Türen waren und sind anlässlich der Kanal- und Straßensanierung wochenlang Bagger, Radlader, Rüttler und Steinsägen im Einsatz. Welche Erwartungen verbinden sie mit dem Ausbau?
"Hinsichtlich der auf uns zukommenden Beeinträchtigungen habe ich die Luft angehalten, doch es lief alles gut. Ich mach' eh Termine und habe die Leute zur Augenprüfung gleich früh bestellt. Es klappte alles perfekt", so das zusammenfassende Statement von Augenoptikermeisterin Elvira Müller-Homa, Inhaberin des Schmück- und Sehzentrums.
Straßenbau und zusätzlich Corona brachten Umsatzeinbruch
Für Edeltraud Gabriel vom Hosen-Shop Gabriel war die Lärm- und Staubbelastung tragbar. "Wir können und konnten keine Türen geöffnet lassen und sagten uns, irgendwann ist es vorbei. Ich habe mit diesen Beeinträchtigungen auf Grund der Baumaßnahme gerechnet, aber es kamen unvorhersehbare Faktoren hinzu wie Corona und damit verbunden Geschäftsschließung und Maskenpflicht, sodass es zum Umsatzeinbruch im Textilgeschäft kam. Schade ist auch, dass die große Mehrheit der Bevölkerung mit dem Auto zum Einkaufen fährt und möglichst genau vor dem Geschäft parken will. Die Bauarbeiter haben Brücken zum Geschäftseingang gelegt und waren vielen Menschen behilflich, wenn's mal schwierig war zwischen dem Pflaster oder den Rampen zu laufen, aber die meisten Leute kommen schon gar nicht und sagen im gebührenden Abstand: Baustelle –Nein danke!"
Ebenso ergeht es Karin Finger vom Cafe Finger. "Der Umsatzschwund im Cafe belief sich auf mindestens 40 Prozent. Diese schwierige Zeit ist für uns nur überbrückbar, da die treue Stammkundschaft uns nicht im Stich lässt und zu uns hält. Freuen würde ich mich, wenn in der Zeit der Bauphase die Politesse nicht im Einsatz wäre. Die Straße wird schön."
Gerd Gräf, Inhaber des Salons Haarmode Gräf, gefällt die Straße auch sehr gut. Er blickt optimistisch in die Zukunft. "Auf Grund der Corona-Vorsorgemaßnahmen war unser Friseurgeschäft geschlossen. Nachdem wir wieder öffnen durften und die Kundschaft sich Termine geben lässt, können wir nicht klagen. Die Beeinträchtigung durch diese Großbaumaßnahme ist nicht so schlimm wie von uns befürchtet. Maßgeblichen Anteil daran haben die Arbeiter der Firma Hoch-Tiefbau Müller aus Gerolzhofen, die uns Anlieger immer vorher informieren, ob es Verzögerungen gibt, welche baulichen Schritte anstehen, sodass negative Überraschungen von vorneherein so gut wie ausgeschlossen werden."
Die Stimmen der Geschäftsleute waren voll des Lobes, wie fleißig, schnell, hilfsbereit und fürsorglich die Straßenbauarbeiter sind und drückten dies unter anderem so aus: "Wir können nur Positives sagen. Der Vorarbeiter Viktor Resler ist sowas von liebevoll zu seinen Kollegen." Er setze sie zwar unter Druck und gebe Ziele vor, verstehe es aber, "sie trotzdem arbeitsmäßig bei Laune zu halten".
Von den Anliegern wird diese Fürsorglichkeit mit viel Lob, Getränken, Kaffee und selbstgebackenem Kuchen honoriert. Für Edeltraud Gabriel ist dies eine Selbstverständlichkeit: "Fleiß und Hilfsbereitschaft gehören belohnt." Auch die Brauerei Raab hat mit kostenlosen, alkoholfreien Getränken Sommerhitze erträglicher gemacht.
Viktor Resler freut sich mit seinen Mitarbeitern in Hofheim arbeiten zu dürfen und findet die Anlieger der Landgerichtsstraße mehr als nett. Für ihn ist es wichtig, die Bürger zu informieren, einzubinden und deren Belastung durch die Baustelle so gering wie nur möglich zu halten. "Ich empfinde dies als Selbstverständlichkeit."
Die Straße ist teilweise schon fertig
Elvira Müller-Homa und ihr Ehemann Rudi haben es hinter sich. Die Straße vor ihrem Anwesen ist fertig und beide sind vom Resultat angetan, sodass sie sich mit dem Gedanken tragen, ihre eigene Einfahrt mit denselben Steinen pflastern zu lassen.
Elvira Müller-Homa: "Wir sind begeistert. Zukünftig Rosen am Stadttor, Blumen bei Gabriel, Laudensack, Finger, Appoldt, dem Amtsgerichtsgebäude, dazu sechs Bäume, einfach genial. Bei uns ist es leider zu eng aber wir stellen auf jeden Fall Pflanzkübel auf die Treppe und in den Hof damit sich alle daran erfreuen können und wir und unsere Nachbarn es wohlig blumig haben. Die Straße ist wirklich wunderschön geworden."
Auch für Edeltraud Gabriel und ihren Sohn Thomas, der der Hauseigentümer ist, gehören die direkten Baubeeinträchtigungen der Vergangenheit an. Die Pflasterung finden beide sehr schön und einladend. Für Thomas war die Zustimmung zum Pflanzbeet vor seinem Anwesen eine Selbstverständlichkeit. Er beabsichtigt, dieses nicht nur zu pflegen, sondern selbst zu bepflanzen. Edeltraud Gabriels großer Wunsch ist, dass die Menschen nun mehr in Hofheim ihr Einkaufsglück suchen und ist überzeugt, dass die Landgerichtsstraße, sobald sie fertig ist, zu einer richtigen Flaniermaile wird.