Das Museum Barberini in Potsdam ist ein neues Kunstmuseum im alten Gewand. Bamberger Steinfachleute haben dem einst königlichen Barockpalais, das im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und später rückgebaut worden ist, mit einer gelungenen Rekonstruktion sein prächtiges Äußeres zurückgegeben.
Das Museum in der brandenburgischen Landeshauptstadt lockt seit seiner Eröffnung im Jahr 2017 zahlreiche Besucher an. Zuletzt waren es die Werke des französischen Malers Claude Monet (1840 - 1926), die trotz Corona-Pandemie und entsprechender Beschränkungen Tausende Menschen in die Ausstellung und damit in das in voller Schönheit wieder erstandene Palais gezogen haben. Das Äußere des Gebäudes ist mit seinen opulenten Sandsteinfassaden nicht nur ein Schmuckstück am historischen Ort, sondern hat auch Anteil an der breiten Anerkennung des Museums.
Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der Platz lange schmucklos
Zu Beginn der 1770er Jahre hatte der preußische König Friedrich II (1712 – 1786) das herrschaftliche Palais in direkter Nachbarschaft zum Potsdamer Stadtschloss erbauen lassen. Infolge der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg war der Platz lange schmucklos geblieben, bis der Unternehmer und Kunstmäzen Hasso Plattner das Palais nach dem Wiederaufbau mit seiner Gemäldesammlung und wechselnden Ausstellungen für die Öffentlichkeit zugänglich machte.
Der Wiederaufbau des Gebäudes, dessen architektonisches Vorbild und Namensgeber der Palazzo Barberini in Rom ist, stellte zugleich das barocke Herzstück des Alten Marktes der Stadt Potsdam wieder her. Unter anderem würdigte der Verein Stadtbild Deutschland die bauliche Leistung und damit auch die handwerklich meisterhaft gestalteten Fassaden.
Im Gespräch mit dieser Redaktion erläutert Nina Graser vom Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser die Arbeiten: "Wir haben sowohl die rekonstruierten Fassaden der Vorderfront am Alten Markt als auch die im Innenhof gefertigt." Dafür seien vorab Pläne, Zeichnungen und statische Berechnungen angefertigt worden. Es folgte die Herstellung der Werkstücke und deren Einbau vor Ort. Natursteinelemente, wie Sockel, Fenster- und Türumrahmungen sowie Gesimse und Balustraden seien entstanden. Auch komplexe Bildhauerarbeiten, darunter Säulen der verschiedenen Säulenordnungen und opulente Ziervasen, haben Bamberger Steinbildhauer geschaffen.
Riesige Mengen Sandstein wurden in Potsdam verarbeitet
Für die Massivelemente am Barberini sind laut Graser insgesamt etwa 350 Kubikmeter Sandstein verwendet worden, die mit weiteren 300 Kubikmetern Ziegelmauerwerk verbaut worden sind. Macht man sich bewusst, dass ein Kubikmeter dem Volumen von 1000 Litern entspricht, so kann sich auch ein Laie in etwa vorstellen, um welch riesige Menge es sich handelt: Mehr als 850 Tonnen bearbeiteter Sandstein wurden eingesetzt.
Neben den Naturstein-, Bildhauer- und Mauerwerksarbeiten erbrachte das Bamberger Unternehmen weitere Leistungen, beispielsweise die Verputz- und Malerarbeiten. Originalteile standen für die Rekonstruktion des Gebäudes nicht mehr zur Verfügung, weshalb den Bildhauern Modelle zur Verfügung gestellt worden sind. "Mit der Hilfe eines 3D-Scanners haben wir in unserem Bamberger Betrieb digitale 3D-Modelle angefertigt, die dann die Basis für die Programmierung der Roboter bildeten", beschreibt Graser die Vorgehensweise.
Mit den Industrierobotern des Natursteinwerks seien die Rohteile der Werkstücke und Bildhauerelemente gefräst und im Anschluss handwerklich und bildhauerisch nachbearbeitet worden. Die Rekonstruktion des Museums Barberini bezeichnet Hermann Graser jun., der die Geschäfte gemeinsam mit seinem Bruder Martin Graser führt, als "ein tolles Projekt". Er lobt besonders die angenehme Zusammenarbeit des Bamberger Familienunternehmens mit dem Bauherrn und dem Architekturbüro als Basis für die kurze Bauzeit von einem Jahr. "Stehen wir jetzt vor dem fertiggestellten Gebäude, sind wir sehr stolz auf unsere Arbeit", sagt Nina Graser im Namen aller Beschäftigten.