„Gottschalk-Weine“ sind in aller Munde, seitdem ein Discounter damit wirbt, diesen Tropfen mit dem bekannten Namen künftig in den Regalen stehen zu haben. Was liegt da näher, als das „Weingut Gottschalk“ in Sand am Main aufzusuchen und nach den Gründen zu fragen?
Bei dem Betrieb handelt es sich um ein kleines Weingut mit gerade einmal 3,5 Hektar Rebfläche, das seinen Wein bisher vorwiegend in seinem idyllischen Weingarten vermarktet. Den jungen Winzer aus dem „Abt-Degen-Weintal“ trifft unser Reporter - wie sollte es auch anders sein - in seinem Weinberg „Sander Kronberg“, wo er gerade seine neueste Rebsorte bewässert. „Sauvignon blanc“, heißt die Rebsorte, die dem Klimawandel besonders gut trotzen soll. In Franken ist sie derzeit noch selten anzutreffen.
„Ich experimentiere gerne mit fruchtigen und trockenen Sorten und dieser Wein schmeckt mir auch. Es ist ein Experiment, mit dem ich auch herausfinden will, ob sich die Rebe bei uns wohlfühlt", sagt Oliver Gottschalk, der diesen Wein im dritten Jahr anbaut. Der Sauvignon braucht sehr gute Lagen, die Südseite, einen Hang und einen besonderen Boden. Das alles ist am Kronsberg gegeben. 2018 begann das Experiment mit dem „Sauvignon blanc“, seit 2019 hat Gottschalk auch den „Gewürztraminer“ im Programm, nun auch noch „Grauburgunder“ und „Pinot Grigio“.
Oliver Gottschalk ist also durchaus für Neues aufgeschlossen. Will er nun auch seine Vermarktung auf neue Füße stellen und seinen Wein beim Discounter verkaufen? Nein, damit hat der Sander Winzer nichts zu tun. Er macht den größten Teil seines Umsatzes in seinem Weingarten und im Verkauf vom Hause weg oder online. Der Wein, der seit Ende August beim Discounter in den Regalen steht, kommt also nicht aus Sand am Main. Tatsächlich steht auf den in der Werbung angepriesenen Flaschen groß „Gottschalk“, etwas kleiner darüber der Vorname „Thomas“ und die Frage: „Wetten, der schmeckt?“ sowie die Unterschrift des bekannten Entertainers und der Hinweis „California“.
Gibt es verwandtschaftliche Beziehungen zu dem bekannten und beliebten Entertainer, der in Bamberg zur Welt kam und in Kulmbach aufwuchs? Ein Lächeln kommt über das Gesicht des Sander Winzers. „Tatsächlich werde ich fast bei jeder Weinprobe oder auch in unserer Gastronomie gefragt, ob wir mit Thomas Gottschalk verwandt sind. Das ist aber nicht der Fall oder wir haben – besser gesagt – noch keine Nachforschungen betrieben, ob es vielleicht doch gemeinsame Wurzeln gibt", erklärt der Winzer, dessen Großeltern stammen nämlich auch aus Oberfranken: aus Memmelsdorf bei Bamberg.
Weinwerbung eines "Bierfranken"
Ausgerechnet dieser Namensvetter, der in einer fränkischen Bierstadt geboren wurde, macht jetzt für „Kalifornischen Wein“ Werbung. Hätte er nicht besser für Frankenwein werben sollen? Der Sander Winzer sieht das gelassen. Die Werbung des Weinbauverbandes Franken sieht er zurzeit sehr positiv - auch ohne prominente Unterstützung. "Dafür stehen doch unsere Weinprinzessinnen und die besondere Qualität unserer Weine“, sagt Gottschalk.
Mit den Weinen aus Kalifornien will sich Oliver Gottschalk gar nicht weiter beschäftigen. „Vom Klima her produzieren wird die besten Weißweine der Welt", Gottschalk, der Klimawandel spiele den fränkischen Winzern derzeit in die Karten. Das Spiel aus Sonne, Regen und Tau sei etwas, was die Südländer nicht bieten können. Was speziell den Wein des Sanders ausmacht: "Ich baue meinen Wein auf gerade einmal dreieinhalb Hektar an, kenne meine Weinberge ganz genau und fast jeden Stock. Dazu erfolgt bei mir die Weinernte in Handlese. So kann ich die Trauben selektieren. Das garantiert eine besondere Qualität. Schlechte Trauben gibt es also nicht in meinem Wein.“
Tradition verpflichtet
Schon die Großeltern und Eltern betrieben Weinbau. Und so machte Oliver Gottschalk nach zwölf Jahren als Industriekaufmann bei einem großen Getränkehersteller sein damaliges Hobby zu seinem Beruf, erlernte den Beruf des Winzers und wagte mit seinem Wein und seinem mediterranen Weingarten den Schritt in die Selbständigkeit.
Allein die Dimensionen des Frankenweins mit einem Anbaugebiet von insgesamt etwa 6000 Hektar und rund 4000 Winzern in Familienbetrieben seien gar nicht vergleichbar mit dem in Kalifornien. Dort werden über 200 000 Hektar Wein angebaut. Das größte Weingut „Gallo Winery“ in dem US-Bundesstaat an der Westküste produziert alleine pro Jahr mit 7,2 Millionen Hektolitern des Rebensafts alleine fast so viel alle deutschen Winzer zusammen (8,4 Mio Hektoliter).
Oliver Gottschalk setzt auf den Mix aus fränkischer Gemütlichkeit und dem mediterranen Ambiente in seinem Weingarten. „Ich verbinde zu Italien und dem italienischen Stil eine besondere Liebe und war dort oft in Urlaub. Dabei kam mir die Idee, ein Stück dieses mediterranen Flairs nach Franken zu holen", sagt der Winzer, der seinen berühmten Namensveter gerne einmal zu sich nach Sand einladen würde. „Ich wäre auch bereit, ihm einen Schnell- oder Einführungskurs in den Weinbau zu geben."
