Wegen der Corona-Krise sind seit November auch die Museen und Sammlungen im Landkreis Haßberge geschlossen. Damit die vielfältige Kulturlandschaft nicht in Vergessenheit gerät, hat die Kulturstelle im Landratsamt gemeinsam mit Stefan Andritschke, Vertreter des Heimatmuseum-Trägervereins, des Bürgervereins Ebern, eine besondere Aktion ins Leben gerufen, die Vorfreude auf den nächsten Museumsbesuch weckt. Darüber informiert das Landratsamt in einer Pressemitteilung.
In einer kleinen Artikelserie macht jedes Museum, beziehungsweise jede Sammlung in den nächsten Wochen mit einem ausgewählten Exponat auf sich aufmerksam. „Die Idee dieser etwas anderen Ausstellungsmöglichkeit ist auf große Resonanz gestoßen“, freut sich Landrat Wilhelm Schneider und bedankt sich bei den Museumsleitern für die rege Teilnahme. „Das ist zwar nur ein kleiner, aber ein schöner Ersatz für den entgangenen Museumsbesuch, der Appetit auf mehr macht.“
Der Spaziergang durch die Ausstellungen startet mit dem Heimatmuseum Ebern. „Wir brauchen neue Formen, sich mit Kultur auseinander zu setzen, wenn die Museumstüren geschlossen sind“, so Stefan Andritschke. „Und so möchten wir die kulturlose Zeit überbrücken, indem wir Einblick in unsere Schätze geben.“ Das Eberner Heimatmuseum geht auf eine im Jahr 1965 vom Bürgerverein Ebern begründete ortsgeschichtliche Sammlung zurück und ist einem von der Stadt Ebern zur Verfügung gestellten, ehemaligen Sparkassengebäude neben dem „Grauturm“ untergebracht.
Der Leichlader lud zur Beerdigung ein
Nach mehreren Erweiterungen zeigt es in 18 Räumen etwa 3500 Exponate, darunter historische Bestände aus der Stadt und dem ehemaligen Landkreis Ebern. Neben Bodenfunden und einer kleinen naturkundlichen Sammlung sind dies vor allem Objekte aus den Bereichen Handwerk, Land- und Forstwirtschaft sowie Hausrat und bäuerliches Mobiliar.
Unter der Vielzahl an Exponaten finden sich immer wieder kleine „Schätzchen“, wie zum Beispiel: der „Leichenbitterstab“, eines der Prunkstücke in der Sammlung des Heimatmuseums. Der Stab stammt aus Allertshausen und kam als Schenkung an das Heimatmuseum Ebern.
Noch bis ins Jahr 1935 wurde er als Würdezeichen vom Leichlader mitgeführt, wenn er von Haus zu Haus ging. Wenn jemand aus dem Dorf verstorben war, ging der Leichlader auch in die Nachbardörfer, um den Leuten das Ableben des Mitbürgers mitzuteilen und sie zur Beerdigung und dem anschließenden Leichenschmaus zu laden.
Einer der 100 Heimatschätze Bayerns
Der 115 Zentimeter lange Stab besteht aus einem noch nicht definierten Holz. Der Griff ist durch vierblättrige Perlmutt-Inkrustationen und eine fein gravierte Manschette aus Silber verziert. Am unteren Ende des Griffes ist eine Spange befestigt, an den schwarze Schmuckbändchen gebunden sind. Die Stabspitze wird durch eine Metallhülse geschützt.
Das Alter dieses Stabes wurde von Experten der Sendung „Kunst und Krempel“ im Bayerischen Rundfunk auf circa 300 Jahre geschätzt. Dieser Leichenbitterstab stellt nach deren Aussage eine absolute Rarität dar. Das Finanz- und Heimatministerium hat den Stab im Jahr 2018 im Rahmen eines Wettbewerbs als einen der 100 Heimatschätze Bayerns ausgezeichnet.
Das Heimatmuseum Ebern hat in der Regel sonntags und feiertags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Auf Anfrage kann das Museum auch außerhalb dieser Zeiten besucht werden.