
"Radspaß pur" verspricht der Mainradweg auf seiner Webseite. Doch bekanntlich hört jeglicher Spaß auf, wenn der Durst überhand nimmt. Das zumindest dachte sich das Ehepaar Göb aus Untertheres, als bei ihnen die Überlegung reifte, in ihrem Wohnort auf einem Gelände direkt am Main gelegen eine Ruheoase mit Getränkestation einzurichten.
Roland Klement (52) ist Dirigent im Musikverein Untertheres und Mitglied des Gemeinderates. Er blickt zurück auf die Entstehungsgeschichte des Rastplatzes. Reisen war wegen der Corona-Pandemie 2020 nahezu unmöglich, als Verein überlegte, wie die Attraktivität von Untertheres erhöht werden könne.
Gute Voraussetzungen waren gegeben, so liegt der Ort direkt am Main und eine ehemalige Fährstelle ermöglicht einen bequemen Einstieg ins Wasser. Das Gelände um diese Anlage herum sei prädestiniert gewesen als Liegewiese, mehrere hochgewachsene Eichen spenden den Verweilenden erfrischenden Schatten. Kurzerhand stimmte der Gemeinderat zu und die Gemeinde Theres übernahm das Gelände per Pachtvertrag vom Wasserwirtschaftsamt.
Allianz-Gelder und Eigeninitiative
Mit Geldern der Allianz Main & Hassberge und Eigeninitiative wurde eine Ruhegruppe mit zwei Bänken, einem Tisch und einer Liegebank aufgestellt. Im Herbst 2022 kam dem Ehepaar Göb die zündende Idee, dort einen Rastplatz einzurichten. Mit gekühlten Getränken, Liegestühlen, Bänken und Tischen. Der Gemeinderat gab wiederum grünes Licht und die Vorbereitungen konnten starten.

Am 18. Mai war die Eröffnung. Wenige Tage danach füllte sich das Gästebuch schon beachtlich. "Danke für diesen wunderschönen kleinen Ort zum Verweilen, die spürbare Liebe für Details und das Vertrauen", schrieb eine Christine in das Gästebuch, und ein Radlerpaar des Weges, Hanna und Georg, hielten fest: "Ein ganz wunderbarer Ort, Danke. Er ist so liebevoll gestaltet, mit Pfingstrosen auf dem Tisch, ganz liebe Grüße".
Verkaufswagen ab 9 Uhr geöffnet
Jeden Tag um 9 Uhr begibt sich Göb seitdem zu seinem Verkaufswagen und schließt ihn auf. Er beseitigt bei Bedarf auf der Wiese herumliegenden Müll und stellt die Liegen zurecht. Als der Autor kürzlich vorbeiradelte, frühstückten zwei Familien gemütlich bei der Sitzgruppe, begaben sich zum Standup-Paddeln und genossen die Morgenstunden. "Die Anlage", erklärte Klement gegenüber der Redaktion, "hat die Lebensqualität in unserem Dorf erheblich aufgewertet. Die Besucher liegen ganz entspannt unter den Eichen". Im Main schwimmen, paddeln, die Ruhe genießen. Alles vor Ort, nur wenige Schritte entfernt von Zuhause. Es sei Entschleunigung im eigenen Zuhause.

Etwas weiter hatte es das Ehepaar Petra und Manfred Herzog aus Westheim. Sie seien froh, diesen Platz gefunden zu haben. Freunde hatten von ihm geschwärmt, "und nun sitzen wir selbst da". Sie unternehmen gerne Radtouren am Main, genießen die Bewegung an frischer Luft. Einen solchen Platz hätten sie lange vermisst: "Wir suchen immer etwas, wo man sich selbst bedienen und auf die Schnelle trinken kann", erklärt Manfred. Zwischen Haßfurt und Schweinfurt gebe es nichts Vergleichbares.
Mittlerweile liegt das vierte Gästebuch auf
Auf dem Tisch unter dem Pavillon liegt das mittlerweile vierte Gästebuch. Einträge in deutscher, englischer, französischer und spanischer Sprache zeugen von der unglaublichen Attraktivität des Mainradweges, aber auch von dem ungewöhnlichen Genuß der hier herrschenden Atmosphäre. Er habe schon mit so viel netten Leuten gesprochen, schwärmt Göb. "Aus Australien, Venezuela, England, Polen und Italien".
Er zieht Bilanz: "Meistverkauft ist alkoholfreies Radler". Dieses und weitere alkoholfreie Getränke seien ohne Beschränkung im Selbstbedienungsverfahren erwerbbar. Wer alkoholhaltiges Bier wählt, muss sich einer Alterskontrolle unterwerfen. Wenn das Wetter mitspielt und die Stimmung entsprechend ist, wird Kaffee verkauft. "Kuchen bieten wir noch nicht an, behalten den Gedanken aber im Auge". Schließlich backe seine Frau den besten Streuselkuchen der Welt, ist der Fachmann überzeugt.

Drei Zielgruppen bedient er: Einheimische, Fernreisende "und immer mehr Menschen aus der Umgebung". Für jeden hat er ein freundliches Wort, eine aufmerksame Geste. Bänke zusammenschieben für eine größere illustre Gruppe, Erinnerungsfoto für die Gäste im traumhaftem Licht der untergehenden Sonne. So bei der Vierergruppe Olga, Irene, Alex und Wilhelm. Sie stammen aus Hassfurt und Schonungen und hätten sich auf dem Radweg zufällig getroffen. hier erlebten sie viel Urlaub für wenig Geld: "recht schön, direkt am Main, Getränke kaufen und gemütlich sitzen". Um 19 Uhr wird der Getränkestand geschlossen. Der Weg für die Nachtruhe ist bereitet.
