Die internationale Rockabilly-Szene versammelte sich am Wochenende in Ebelsbach und Eltmann. Deutsche und amerikanische Bands versetzten das tanzhungrige Publikum mit hochqualitativem Rhythm and Blues in rockige Schwingungen.
Der Rock'n'Roll entstand in den USA aus Bebop-Jazz, Boogie-Woogie, Blues und Countrymusik um 1955, ausgelöst durch die protestierende Jugendbewegung, die sich damit ihre eigene Musik kreierte um sich von den Eltern abzugrenzen. Die dem Swing ähnliche Stilrichtung entwickelte sich schnell zu einer breiten Musikkultur. Für den Durchbruch des Rock'n'Roll sorgte der Song „Rock around the Clock“ von Bill Haley aus dem Film „Die Saat der Gewalt“, in dem es um Jugendkriminalität an Schulen im Jahr 1955 ging.
Stars wie Elvis Presley, Chuck Berry, Little Richard, Jerry Lee Lewis und Johnny Cash sorgten für Veränderungen in der Musik und in der Kultur, die bis heute nachwirken. Und nach knapp 60 Jahren ist die Rockabillyszene noch nicht von der Bühne verschwunden, sondern erlebt viel mehr eine Renaissance.
Zum dritten Mal veranstaltete der Kirchlauter René Rottmann mit seiner Band „Marc & the Wild Ones“ das Event „Get Rhythm – Go Wild“. Zum Auftakt verwandelten die Veranstalter am Freitag die Musikkneipe in Eltmann in ein bebendes Lokal im Stil der 1950er Jahre. Rottmanns Band und „Carolina & her Rhythm Rockets“ beschallten die Gäste mit feinster, hausgemachter Livemusik.
Die fast 18-jährige Sängerin Carolin Rottmann begann vor sechs Jahren mit Gesangsunterricht ihre rockige Stimme weiter zu entwickeln: „Rock'n'Roll ist vielmehr als nur Musik, es ist ein Lebensgefühl mit Harmonie. Kein Krawall, wie viele Leute denken, einfach Rhtyhm and Blues. Die Mode ist sehr stilvoll und elegant, es ist eine Lebensart und ein Gefühl wie damals, und das nicht nur am Wochenende.“
Stefan Dürrbeck aus Neubrunn mischt in beiden Kirchlauterer Bands als Schlagzeuger mit und beschreibt die „kleine Szene als eine Riesenfamilie. Du kannst nach England fliegen und kennst fast jeden auf der Party. Eine wahre Freundschaft ohne Vorurteile, ein Zusammenhalt über Grenzen hinweg.“
Der 45-jährige Ralph Braband aus Cuxhaven, Chef von Rhythm Bomb Records, hat sich das Event im Haßbergkreis nicht entgehen lassen. Er ist hauptberuflich Ingenieur und in seiner Freizeit steht die Musik im Vordergrund. Mit seinem vor zehn Jahren gegründeten Label hat Braband um die 60 Bands weltweit unter Vertrag. „Es ist der absolute Knaller, gleich zwei international erfolgreiche Bands aus dem Dorf Kirchlauter zu haben. Es ist schon verrückt, in der Zwei-Millionen-Stadt Hamburg gibt es annähernd keine Band, die so einen authentischen, mitreißenden und guten Sound spielt“, sagt Braband, der vor zwei Jahren in Hamburg den Auftritt der Vollblutmusiker „Marc & the Wild Ones“ gesehen hatte und sofort begeistert war. Keine der bei ihm unter Vertrag stehenden Bands habe jemals sein Label verlassen – abgesehen vom berühmten Billy Lee Riley aus Amerika, als dieser vor vier Jahren starb. Braband hat die Szene seit seiner Jugend miterlebt: „In den 80'ern gab es Prügeleien, heutzutage sind die Leute entspannt und es gibt überhaupt keinen Stress, das ist der wahre Geist des Rock'n'Roll.“
Am Samstagnachmittag stimmten sich die Rock'n'Roller mit einem Vintageflohmarkt vor dem Ebelsbacher Bürgersaal mit DJ-Musik auf den Abend ein, die Besucher und Verkäufer tanzten sich sogar an den Ständen warm. „Spoo-dee-o-dee“ aus Berlin legte sich zum Start richtig ins Zeug und verwandelte den Bürgersaal in ein Tanzlokal. Die unbeschreibliche Atmosphäre steigerte sich von Song zu Song. Weiter ging es mit dem charismatischen Frontsänger von „Desperados“, Slim Cervantes aus Los Angeles, instrumental unterstützt von den „The Wild Ones“. „This is the best place in Europe, the atmosphere and people are wonderful and the beer ist the best in the world“, lobte der Sänger die Atmosphäre, die Leute und das fränkische Bier.
Ohne Pause heizte sich die Stimmung weiter auf als „The Rhythm Shakers“ aus Los Angeles mit Sängerin Marlene auf den Putz hauten und das Gebäude durchschüttelten. Zum Abschluss sorgte die deutsche Band „Eddy & the Backfires“ für pausenlosen Swing und Twist mit ihrem hausgemachten, klassischen Rock'n' Roll mit Stil und Charme.
Stefan Luther aus Haßfurt hatte von einem Bekannten von dem außergewöhnlichen Fest erfahren und war sprachlos: „Das ist unglaublich hier, normalerweise höre ich andere Musikrichtungen, aber so einen wahnsinnig guten und ansteckenden Livesound habe ich noch nie gehört, der Rhythmus, die Show und die Stimmung haut mich wirklich um, ich bin echt baff. Die Mädels sind attraktiv gestylt und angezogenen, mir gefällt dieser Stil. Jeder, der nicht hier ist, hat echt was verpasst.“
So war auch Veranstalter und Gitarrist René Rottmann zufrieden: „Alles hat gepasst, coole Leute, geile Bands und super Helfer. Ein tolles Ambiente – genau wie wir uns es gewünscht haben. Das ist Rock'n'Roll!“