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Rettungshunde: Supernasen im Einsatz
Rettungshundestaffel 21 Helfer mit 27 Hunden vom BRK-Kreisverband Haßberge werden frankenweit zu Vermisstensuchen alarmiert – in diesem Jahr schon 54 Mal. Dabei retteten sie mehreren Menschen das Leben.
Gespannt wartet Rettungshündin „Ronja“ auf ihren Einsatz.
Foto: Michael Will/BRK | Gespannt wartet Rettungshündin „Ronja“ auf ihren Einsatz.
Bearbeitet von Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:09 Uhr

Urgel“ hat sich seit Jahren über die Landkreisgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Die neun Jahre alte Labrador-Mischlingshündin von der Rettungshundestaffel des BRK-Kreisverbands Haßberge ist ein alter Hase auf dem Gebiet der Personensuche. Immer wieder gelingt es der Mantrailer-Hündin mit ihrer Hundeführerin Brigitte Fiedler, Vermisste zu finden. Zielstrebig verlässt sich „Urgel“ auf ihre Supernase, die den Geruch eines Menschen über viele Kilometer hinweg noch nach Tagen aufspüren und so Rettungsmannschaften zu dem Gesuchten führen kann.

Die 21 Helfer der im Jahr 2001 gegründeten Rettungshundestaffel sind allesamt ehrenamtlich tätig. Seit Januar 2017 wurden sie zu 54 Vermisstensuchen alarmiert, berichtet das BRK. Durchschnittlich bedeutet das alle sechs Tage einen Einsatz. Diese Zahl zeige, so das BRK, wie wichtig Rettungshunde sind, um Menschen aus Notlagen zu retten, die sich meist in hilfloser Lage befinden und mitunter dringend auf medizinische Hilfe angewiesen sind.

Derzeit verfügt die Staffel über 27 Hunde, wie stellvertretende Staffelleiterin Brigitte Lutz aus Haßfurt sagt. Davon sind elf geprüfte Flächenhunde und jeweils einer Mantrailer und Trümmerhund. Weitere sieben Flächenhunde, vier Mantrailer und ein Trümmerhund sind in Ausbildung, bilanziert Ausbilderin Heike Iffland (Sendelbach). Es gibt aber auch „Rentner auf vier Pfoten“: vier Hunde haben ihr aktives Einsatzleben hinter sich.

16 Mitglieder besitzen die abgeschlossene Fachdienstausbildung, elf davon mit geprüftem Hund und fünf im Moment ohne geprüften Hund. Alle Mitglieder verfügen zudem über eine Sanitätsausbildung San A/B, einer ist sogar Erste-Hilfe-Ausbilder.

Für Mantrailer-Hündin „Urgel“ sind solch statistischen Zahlen unwichtig. Für sie zählt nur eines: Vermisste zu finden! Wenn es im Einsatz in besonders dramatischen Fällen mitunter um Leben und Tod geht, es also darauf ankommt, ob ein Vermisster rechtzeitig gefunden wird, so ist das für „Urgel“ und ihre vierbeinigen Kollegen vor allem eines: ein Spiel. Die Hunde wissen nicht, dass sich die gesuchten Personen womöglich in lebensbedrohlicher Lage befinden. Für sie ist das Suchen ein Spiel, an dessen Ende es eine Belohnung gibt: das Lieblingsspielzeug oder eine leckere Leberwurst. Und jede Menge Lob und Streicheleinheiten vom Hundeführer.

Auch für die Hundeführer ist eine erfolgreich abgeschlossene Suche ein tolles Erfolgserlebnis. „Es bleibt das Gefühl etwas Gutes getan und einem Menschen geholfen zu haben“, sagt Brigitte Lutz. Für die Ehrenamtlichen ist das ihre „Belohnung“. Dafür trainieren sie zweimal in der Woche. Bis ein Hundeführer mit seinem Hund zur Fachprüfung zugelassen werden kann, dauert es bis zu zwei Jahre. Zu den 54 Einsätzen im laufenden Jahr mit knapp 5000 gefahrenen Kilometern und einer reinen Einsatzzeit von rund 160 Stunden kommen für Ausbildung, Übungen, Sanitäts-, Funk-, Karten- und Kompass-Schulungen und dem Training weit über 2000 Stunden hinzu.

Bei ihren Trainingseinheiten übt die Rettungshundestaffel auf verschiedenen Terrains. Beispielsweise in Gemeindebauhöfen, Staats- und Privatwäldern, auf Wiesen, in Gebäuden und Innenstädten. Zum Einsatz wird die Rettungshundestaffel des BRK-Kreisverbandes Haßberge längst nicht nur im eigenen Landkreis gerufen. Vor allem die Nachbarlandkreise Schweinfurt, Bamberg, Coburg, Lichtenfels, Rhön-Grabfeld, Forchheim, Erlangen, Bayreuth und Hof zählen zum Einsatzgebiet, sozusagen ganz Franken.

Angefordert wird die Staffel bei Vermisstensuchen von der Polizei und alarmiert über die Integrierte Leitstelle (ILS) Schweinfurt. Im Zuständigkeitsgebiet der ILS Schweinfurt gibt es neben der BRK-Rettungshundestaffel noch Hundestaffeln beim BRK in den Landkreisen Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen sowie zwei weitere Staffeln von Arbeiter Samariterbund (ASB) und Johanniter Unfallhilfe in Schweinfurt, mit denen zusammengearbeitet wird.

Vor allem Hundeführerin Brigitte Fiedler wird mit ihrer Hündin „Urgel“ häufig angefordert. In ganz Unterfranken gibt es bei den Hilfsorganisationen derzeit nur diesen einen geprüften Mantrailer, berichtet das BRK.

Die meisten Einsätze, erzählt Ausbilderin Heike Iffland, sind nachts beziehungsweise bei Dunkelheit. Die Rettungshunde können helfen, Vermisste auch bei Dunkelheit und in unwegsamem Gelände zu finden. Vor allem das Zusammenspiel zwischen Mantrailer und Flächenhunden beweist sich nach Worten der stellvertretenden Staffelleiterin Brigitte Lutz als bewährte Kombination.

Bei den in diesem Jahr absolvierten Einsätzen konnten durch die Rettungshunde fünf Menschen lebend, weitere acht leider nur tot gefunden werden. 18 Einsätze hat die Polizei abgebrochen, weil die Vermissten wieder aufgetaucht sind. Weitere 27 Vermisste haben Polizisten, Feuerwehrleute oder Angehörige gefunden oder sind von selbst zurückgekehrt. Bei vier Vermissten ist deren Schicksal bis heute unbekannt.

Um kommendes Jahr ein benötigtes neues Einsatzfahrzeug für die Rettungshundestaffel zu kaufen, benötigt das BRK Spenden, denn das 50 000 Euro teure Fahrzeug muss zur Hälfte über Spenden finanziert werden.

Spendenkonto des BRK-Kreisverbands Haßberge: IBAN DE37 7935 1730 0000 080440, Kennwort „Rettungshunde – neues Einsatzfahrzeug“. Auf Wunsch stellt das BRK eine Spendenquittung aus, nach Anforderung unter Tel. (0 95 21) 95 50 16.

Infos zur Rettungshundestaffel per E-Mail an rettungshunde@kvhassberge.brk.de oder unter Tel. (0 95 21) 95 50 18.

Mantrailer, Flächen- & Trümmerhund

Mantrailer suchen eine Person anhand eines Geruchsträgers. Sie können einen Trail (gelaufenen Weg) noch nach mehreren Tagen und Wochen nachlaufen.

Flächenhunde suchen großflächige Gebiete ab. Der Hundeführer durchquert das Gebiet und der Hund durchstreift in weiten spiralförmigen Bögen das Gelände. Dabei suchen die Hunde nach menschlichem Geruch. Diesen Duft nehmen sie auf weite Entfernung wahr. Sie zeigen jeden Menschen an, der in ihr „Opferschema“ passt. Eine Gruppe Spaziergänger beachtet er nicht, aber zum Beispiel jede Person, die sich nicht rührt, am Boden liegt, oder sich auf einem Baum befindet.

Trümmerhunde spüren verschüttete Menschen in unwegsamem Gelände auf, wie nach dem Einsturz eines Hauses. Im Ausland werden Trümmerhunde etwa nach Erdbeben eingesetzt.

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Foto: Heike Iffland / BRK
 
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