Die trüben Wintertage lassen die Sehnsucht nach Sonne, Sandstrand und Meer wachsen. So hatte sich auch die Bambergerin Emilia Maier (Name geändert) kurzerhand im Dezember ins TUI ReiseCenter in der Langen Straße aufgemacht, um ihr Traumziel Fuerteventura zu buchen. Anfang Februar sollte der Flieger ab Nürnberg starten. Und dann kam die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes für die Kanarischen Inseln: Hochrisikogebiet!
Emilia Maier recherchierte und entdeckte auf dem Coronavirus-Monitor der kanarischen Regierung die Inzidenzzahlen (Stand: 12. Januar 2022): Alle Inseln weisen Werte zwischen 1100 bis 1500 auf, speziell Fuerteventura 1378. „Da überlege ich nicht mehr lange und storniere meine Reise“, sagt die enttäuschte Frau, die nach eigenen Worten „keine Lust hat, 14 Tage Urlaub mit Maskenpflicht im Freien und hohem Infektionsrisiko zu verbringen“.
Verständnisvoller Einsatz
Dank des vom Reiseveranstalter eingeräumten Flex-Tarifs läuft die Stornierung kostenlos. Und dank des verständnisvollen Einsatzes des ReiseCenters muss Emilia Maier nicht selbst die Formalitäten erledigen, anders als bei einer Buchung im Internet.
„Mit Herr oder Frau Internet kann man nicht telefonieren, und wird auch nicht beraten!“ hört die Reporterin des Fränkischen Tags immer wieder aus Bamberger Reisebüros, die sie zur „Reiselust und zum Reisefrust in Corona-Zeiten“ befragt.
„Wir sollen ausbügeln, was bei der Buchung von Flügen und Reisen im Internet schief läuft“, meint etwa Pius Schiele lakonisch, dessen gleichnamiges Reisebüro in der Langen Straße in diesem Jahr den 110. Geburtstag begehen kann. Ein Wiegenfest in unsicheren Zeiten. Denn die „Tourismusbranche ist die meistgestrafte Gruppierung in der Pandemie“, meint Pius Schiele. Reisebüros könnten anders als die Gastronomie keine Ware To go anbieten oder wie Bekleidungsgeschäfte für Saisonware Rabatte einräumen: „Die Preise für Flugtickets bleiben!“
Interesse an Reisen lässt nicht nach
Gleichwohl erleben Pius Schiele und sein Mitarbeiterteam ein nicht nachlassendes Interesse an Reisen: „Die Leute gehen gerne weg“, informieren sich schon einmal über europäische Ziele – Spanien, Portugal, Italien, Griechenland usw. – für die Pfingst- und Sommerferien oder planen im Herbst Fernreisen in die Dominikanische Republik und die Karibik. Etliche würden auch fest buchen: „Wer das jetzt tut, kennt die jeweiligen Bedingungen in dem Land und bleibt dabei“, hofft Schiele. Zum Service seines Reisebüros gehören tagesaktuelle Auskünfte über die Lagen vor Ort, „wo wir Kontaktpersonen haben“.
Trotz aller vorsichtigen Hoffnungen auf ein besseres Geschäftsjahr als 2021 ist Andrea Lang realistisch. Die Chefin des Reisebüros Tropicana in der Zollnerstraße, das seit 27 Jahren überwiegend Stammkunden betreut, sieht derzeit „zwei Lager“ unter den Reiselustigen: „Familien mit ungeimpften Kindern sind sehr zurückhaltend mit Buchungen wegen der Quarantänebestimmungen, die Sache ist ihnen zu heiß“, weiß die Reiseverkehrskauffrau. Das „zweite Lager“ aus geimpften Erwachsenen zieht es nach wie vor hinaus in die Welt – Hochrisikogebiete hin oder her: „Die Leute wollen Urlaub und Tapetenwechsel!“
Ständig neue Vorgaben, keine Planungssicherheit
Das Tropicana ist spezialisiert auf Fernreisen: Länder am Indischen Ozean, Amerika, Australien seien gefragt, so Andrea Lang. „Wir haben gut zu tun, aber nicht vergleichbar mit Vor-Corona“, räumt sie ein. Zumal das „Hauptproblem ständig neue Vorgaben sind, und es keine Planungssicherheit gibt“. Sie und ihr Team würden ihr Bestes geben, um den hohen Informationsbedarf der Kunden zu decken und etwa bei der Erledigung von notwendigen Online-Registrierungen in den Urlaubsländern „unterstützend tätig zu werden“.
Die fehlende Planungssicherheit beklagt auch das Reisebüro Basel in den Theatergassen, das ausschließlich Busfahrten zu innerdeutschen und europäischen Zielen anbietet. „Wir haben genügend Nachfragen“, freut sich einerseits Reisekauffrau Petra Bauer, „die Reiselust ist da!“ Andererseits seien die Kunden wegen der sich laufend ändernden Bestimmungen verunsichert: „Uns werden Knüppel zwischen die Beine geworfen!“ beklagt Petra Bauer und bringt ein Beispiel. Die Weihnachtsmarkt- und Silvesterfahrten 2021 „waren ausgebucht, dann durfte der 50er-Bus nur zu 25 Prozent belegt werden, und wir mussten Kunden absagen, Hotels stornieren.“
Rege Nachfrage nach Pilgerreisen
Das Wort vom „Reisefrust“ fällt, das Domkapitular Norbert Jung - schon berufsbedingt voller Gottvertrauen – allerdings nicht in den Mund nimmt. Er leitet die Bamberger Diözesanpilgerstelle, die in Kooperation mit dem Bayerischen Pilgerbüro Wallfahrtsorte im Portfolio hat. „Wir haben durchaus rege Nachfragen nach Pilgerreisen, vor allem solche, die für die zweite Jahreshälfte geplant sind“, erklärt Jung. Zumal „Pilgerreisen problemlos unter Beachtung der Corona-Auflagen je nach Reiseland möglich sind“, und Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Diözesanpilgerbüros respektive Bayerischen Pilgerbüros „sowieso vollständig geimpft oder genesen sein müssen“. Ausnahme sei derzeit Israel – dahin geht es Ende Februar 2022: Dort gelte 1G, das heißt nur vollständig Geimpfte dürften einreisen, zusätzlich werde ein PCR-Test verlangt, so der Domkapitular.
Wie seine weltlichen Kollegen und Kolleginnen in den befragten Reisebüros sieht Norbert Jung jedoch sämtliche Planungen durch die Ungewissheit erschwert: „Wie in vielen Lebensbereichen auch kann durch die aktuelle Entwicklung vieles mittelfristig wieder ganz anders aussehen!“