
Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, führte das Landratsamt Haßberge in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Feuerwehrschule Geretsried am Donnerstag eine groß angelegte Katastrophenschutzübung durch, eine sogenannte Stabsrahmenübung: An der Übung beteiligt waren die "Stabsstellen" von Polizei, Feuerwehr, Rotem Kreuz (BRK), Technischem Hilfswerk (THW) und Bundeswehr und die Integrierte Leitstelle (ILS) Schweinfurt mit zusammengenommen über 100 Beteiligten.
Feuerwehrschule Geretsried verriet Übungsszenario vorher nicht
Das Szenario: Ein Murenabgang hat zu zwei Unfällen mit einem Reisebus und einem Tanklaster mit einer Vielzahl von Verletzten geführt, außerdem besteht die Gefahr, dass zwei Ortschaften überflutet werden. So sah sich Landrat Wilhelm Schneider in der Übung veranlasst, den Katastrophenschutzfall auszurufen. Dabei war das angenommene Geschehen vorher niemanden aus den einheimischen Rettungsorganisationen bekannt. "Wir waren im Vorfeld der Übung zu Besuch im Landkreis und haben uns eine örtlich geeignete Stelle ausgesucht", sagte Hans-Christian Eibl von der Feuerwehrschule Geretsried, der die Gesamtleitung inne hatte.
Als Einsatzort hatte er die Staatsstraße 2276 zwischen Unterschleichach und Tretzendorf ausgewählt. Vor Ort indes kam es am Übungstag zu keinen Beeinträchtigungen für die Bevölkerung, hier waren keine Rettungskräfte eingesetzt. Die Übung spielte sich ausschließlich in den Räumlichkeiten des Landratsamtes ab.
Eine wirklich bedrohliche Ausgangslage
Hier erfuhren die Anwensenden, dass es aufgrund von anhaltendem Dauerregen zu einem Hangrutsch beziehungsweise zu einem Murenabgang im Bereich der unteren Tretzendorfer Weiher gekommen war und die bereits stark wasserführende Aurach dadurch aufgestaut wurde. Dabei wurde ein Doppelstockreisebus mit 70 älteren Personen an Bord auf der Fahrt von Oberaurach nach Knetzgau von den Gesteinsmassen von der Staatsstraße gerissen und lag auf der Böschung zwischen Straße und Weiher. Zahlreiche Personen waren im Bus eingeschlossen und verletzt. Ein aus der anderen Fahrrichtung kommender Tanklaster wurde ebenfalls mitgerissen und teilweise von den Gesteinsmassen verschüttet.

Der Fahrer konnte sich retten, ob der Gefahrguttank des Fahrzeuges ein Leck hat, war in der Anfangszeit für die Rettungskräfte nicht bekannt. Wohl aber, dass der Druck des sich weiterhin schnell aufstauenden Wassers aus dem Oberlauf der Aurach drohte, die Mure zu durchbrechen. Dadurch könnten die im Unterlauf liegenden Häuser in Trossenfurt, Tretzendorf und Kirchaich überflutet und die Rettungs- und Sicherungsarbeiten am Reisebus und am Tanklastwagen gefährdet werden. Soweit das fiktive Geschehen. Auch im Übungsfall zähle hier jede Minute und Teamarbeit sei unverzichtbar, merkte Eibl an.
Auch der Umgang mit den Medien gehört zur Übung
Nachgestellt wurde auch eine Pressekonferenz in der Stadthalle, bei der Mitarbeitende der Feuerwehrschule Geretsried die Rolle der Reporterinnen und Reporter einnahmen und die Verantwortlichen mit Landrat Wilhelm Schneider und Christian Mottl als Leiter der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) der Öffentlichkeit Rede und Antwort standen. Sie erklärten den Medien, dass rund 1000 Einsatzkräften alarmiert seien und man von vier Toten und 56 verletzten Personen ausgehen müsse. Schneider und Mottl gaben auch "die Evakuierung der knapp 2000 Einwohner von Tretzendorf, Trossenfurt und Kirchaich" bekannt, die in Turnhallen in der Umgebung vorübergehend untergebracht würden.
"Die Übung hat gezeigt, dass im Krisenfall alle notwendigen Abläufe ineinander greifen und der Notfall bestmöglich gemanagt wurde", war das Resumé von Landrat Wilhelm Schneider. Beeindruckt von dem reibungslosen Miteinander im Landratsamt zeigte sich auch Gesamtleiter Hans-Christian Eibl, der die Übung als wichtigen Beitrag zur Sicherheit der Bevölkerung sieht, denn sie helfe, bestehende Einsatzpläne für den Ernstfall weiter vorzubereiten.