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Bamberg
Bamberg: Reich gedeckter Gabentisch im Historischen Museum
Das kurioseste Exponat ist ein Wasserklosett aus der Zeit vor 1900 aus dem Haus Obere Brücke 2, das Eigentümerin Doris Eminger dem Museum schenkte.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Das kurioseste Exponat ist ein Wasserklosett aus der Zeit vor 1900 aus dem Haus Obere Brücke 2, das Eigentümerin Doris Eminger dem Museum schenkte.
Bearbeitet von Marion Krüger-Hundrup
 |  aktualisiert: 03.12.2021 02:21 Uhr

Prinzregent Luitpold von Bayern blickt auf den liebevoll gedeckten Gabentisch mit geschmücktem Christbaum, geheimnisvoll verpackten Geschenken und rotbackigen Äpfeln. Natürlich ist der 1912 verstorbene Regent nicht leibhaftig im Historischen Museum in Bamberg anwesend. Doch in seiner Paradeuniform lächelt er von einem monumentalen Gemälde herab auf den unmittelbar davor aufgebauten Tisch. Ein pfiffiges Szenario, das allein schon in die Schatzkammer der Alten Hofhaltung lockt und in Nostalgie schwelgen lässt.

Despektierlich könnte man beim Luitpold-Gemälde zwar von einem "Ölschinken" sprechen. Auch der künstlerische Wert der anderen großformatigen Bilder im Schauraum mag begrenzt sein. Doch ihre einstigen Besitzer brachten es nicht über sich, diese Zeugnisse von Familienkultur einfach zu entsorgen. Sie schenkten diese Objekte den Museen der Stadt Bamberg.

"Das Museum ist die Treuhand, es sorgt dafür, dass die Objekte gut verwahrt werden, aber auch dafür, dass die Informationen darüber nicht verloren gehen, damit sie die Bedeutung, die sie für ihre Voreigentümer hatten, nicht verlieren", sagte Teresa Lohr bei der Eröffnung dieser Winterausstellung 2021/22 am ersten Adventssonntag. Die wissenschaftliche Volontärin der städtischen Museen fügte hinzu: "Wenn ein Gegenstand den privaten Bereich verlässt, verändert sich die Art der Wertschätzung. Die persönliche Erinnerung eines Menschen wird zur allgemeinen Erinnerung einer Gesellschaft."

"Das Gros der Menschen war bereit zum selbstlosen Schenken"

Teresa Lohr hat diese Ausstellung nach einer Idee von Museumsdirektorin Regina Hanemann kuratiert. "Geschenkt! Geschenke aus 22 Jahren an die Museen der Stadt Bamberg" heißt die Präsentation. Das weist auf die Dienstzeit Hanemanns hin, die sich zum Jahresende in den Ruhestand verabschiedet.

Die meisten Geschenke verdanken es ihrer Sammelleidenschaft und Überredungskunst, dass sie ihren Weg überhaupt in die städtischen Museen gefunden haben: "Es waren rund 2000", bilanzierte die scheidende Museumschefin. Da ihr Ankaufsetat "chronisch niedrig war und mit den Jahren immer niedriger wurde", habe sie bei Objekt-Angeboten immer gleich direkt gefragt, ob nicht über eine Schenkung verhandelt werden könne. "Das Gros der Menschen war bereit zum selbstlosen Schenken", freut sich Hanemann über die Großzügigkeit der Bamberger Bürgerschaft.

Eine repräsentative Auswahl dieser Gaben aus Sammlungen, Erbschaften, Dachboden- oder Kellerfunden ist nun zu bewundern: Große Konvolute wie die Grafiksammlung des Bamberger Pelzhändlers Ernst Rössner, Werke des Bamberger Bildhauers Löwisch, die Stücke aus der Glockengießerei und Feuerlöschmaschinenfabrik Lotter, aber auch so unscheinbare Objekte wie Etiketten der Firma Greiff, Kleiderbügel alter jüdischer Modegeschäfte in Bamberg, Lebensmittelkonserven aus einem Care-Paket aus den USA von 1947  oder ein Teller mit Logo aus der Erba-Kantine. Historische Spielzeugschätze wie ein Kinderherd oder ein Bonbonladen verzaubern. Architekturmodelle von Carl Schropp (1794-1875) hat seine Ur-Ur-Ur-Enkelin dem Museum überlassen.

Eine "Art Kulturgeschichte des Sammelns"

Das kurioseste Geschenk auf dem Museumsgabentisch ist aber wohl ein gusseisernes Wasserklosett aus der Zeit vor 1900. Damals hochmodern und neu auf dem Markt, soll es bis in die 1990er Jahre im Bamberger Haus Obere Brücke 2 in Gebrauch gewesen sein. Das erzählte jedenfalls Doris Eminger, die das Haus 1999 erwarb und bis 2002 generalsanieren ließ. Sie schenkte dieses "künstlerisch schön gemachte" und höchstwahrscheinlich aus England importierte Original-WC der Museumsdirektorin zum Aufbewahren: "Ich kann nichts wegwerfen", seufzte Doris Eminger.

Für Kulturreferentin Ulrike Siebenhaar ist die Präsentation von Geschenken im Historischen Museum auch eine "Art Kulturgeschichte des Sammelns". Die Ausstellung "schenkt Geschichten: Wer hat wann was gesammelt oder gefunden?“ knüpfte Siebenhaar an ihre Vorrednerinnen an und dankte Regina Hanemann für die "großartige vorweihnachtliche Idee".

Die Ausstellungseröffnung fand im Freien vor dem Haupteingang des Historischen Museums statt. Eintreten durfte danach nur, wer die 2G-plus-Regel befolgen konnte.

Die Ausstellung "Geschenkt! Geschenke aus 22 Jahren an die Museen der Stadt Bamberg" ist bis 16. Januar im Historischen Museum zu sehen, in der Alten Hofhaltung, Domplatz 7. Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 17 Uhr, am 24. Dezember von 11 bis 16 Uhr, am 1. Januar von 13 bis 17 Uhr. Tel.: (0951) 871140 (Kasse), (0951) 871142 (Verwaltung). Aktuelles unter www.museum.bamberg.de

Geschenkte Zeitgeschichte sind die Lebensmittelkonserven aus einem Care-Paket aus den USA von 1947.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Geschenkte Zeitgeschichte sind die Lebensmittelkonserven aus einem Care-Paket aus den USA von 1947.
Museumschefin Regina Hanemann (rechts), die am Jahresende in Ruhestand geht, macht den Bambergern mit der Ausstellung 'Geschenkt' ein Abschiedsgeschenk.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Museumschefin Regina Hanemann (rechts), die am Jahresende in Ruhestand geht, macht den Bambergern mit der Ausstellung "Geschenkt" ein Abschiedsgeschenk.
 
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