Aller guten Dinge sind drei: Zum dritten Mal binnen vier Wochen war großer Bahnhof angesagt für die neue Pfarrerin von Ermershausen und Birkenfeld. Zum dritten Mal hat sie das große Interesse überrascht.
„Ich dachte, jetzt kommt keiner mehr.“ Halb scherzend gab Christina Lungfiel zu, dass sie im Vorfeld dieses Festtags nicht mit so vielen Besuchern gerechnet hatte, nach den zahlreichen Gästen bei der Begrüßung am 1. März und noch mehr beim Vorstellungsgottesdienst einige Tage später.
„Ich freue mich ungemein“, bekannte die junge Seelsorgerin, die am Sonntag als Letzte in der Adolf-Höhn-Halle ans Mikrofon getreten war. Einige ihrer Vorredner hatten die erneut große Resonanz als Zeichen gewertet, dass die neue Pfarrerin mit offenen Herzen und offenen Armen empfangen wird.
Jedenfalls: „Wir sind total stolz auf unsere Kirchengemeinden“, sagte Helene Lutz, Vertrauensfrau des Kirchenvorstands Birkenfeld.
Wie bei den zwei Anlässen zuvor kam an diesem Sonntag „Lätare“ (Freuet euch) einmal mehr eine große Freude zum Ausdruck. Diese Freude teilte Regionalbischöfin Dorothea Greiner, besonders nach den „Schwierigkeiten“, wie sie selbst in ihrer Predigt sagte, beim ersten Anlauf zur Neubesetzung der Pfarrstelle im vergangenen September.
Dieser „Einschlag“, so Greiner, hatte unter anderem dazu geführt, dass sie selbst nach Ermershausen gekommen war, um mit den Kirchenvorstehern zu sprechen. Und der Vergabekommission der Evangelischen Landeskirche in München habe sie deutlich gemacht, dass die Person diesmal passen müsse.
Christina Lungfiel und die Kirchengemeinden Ermershausen und Birkenfeld – das passt, machte Greiner deutlich. Sie hatte die junge Frau als „orientierte, im besten Sinne bodenständige, kluge Theologin“ kennengelernt und nannte es einen großen Segen, dass und wie Christina Lungfiel ins Gottvertrauen hineingewachsen war: der Vater Dekanatsjugendreferent, die Mutter Kirchenvorsteherin, die Patentante Leiterin des Kindergottesdienstes.
Die beiden Gemeinden wiederum, für die Christina Lungfiel nun selbst als Pfarrerin Verantwortung trägt, charakterisierte Greiner als klein, aber sehr lebendig und aktiv. In diesem Zusammenhang gratulierte sie dem Posaunenchor zum 60-jährigen Bestehen.
Für andere Menschen Brückenbauer zu Jesus und zum Vater im Himmel zu sein – darin sieht die Regionalbischöfin eine Aufgabe von Pfarrern ebenso wie von Kirchenvorstehern und Gläubigen. Und sie vertraue darauf, dass Christina Lungfiel diese Aufgabe mit Hingabe tun werde. Die Ordination werde sie daran erinnern, berufen, gesegnet und gesandt zu sein.
Die Ordinationshandlung nahm Greiner selbst vor. Bei der Segnung assistierten Pfarrer Christian Sudermann (Mentor von Christina Lungfiel im Vikariat), ihre Studienkollegin Pfarrerin Julia Steller sowie die Vertrauensleute Helene Lutz und Werner Arnold.
Eingeleitet hatte den Festgottesdienst in der gut gefüllten Peterskirche Pfarrer Hans Körner (Rentweinsdorf), als Senior des Pfarrkapitels in Vertretung von Dekan Jürgen Blechschmidt. An der musikalischen Gestaltung beteiligten sich neben dem Posaunenchor und Organist Martin Roth der Liturgische Chor und die Landjugend.
In der Adolf-Höhn-Halle dann konnten sich die Gäste erst mal mit Gulaschsuppe für die zweite Etappe des Festtags stärken. Werner Arnold wagte gleich mal einen Vorstoß und bezeichnete die Feier als „Generalprobe“ für die Ordination von Jan Lungfiel.
Der Ehemann der neuen Pfarrerin wird wie berichtet in einem halben Jahr sein Vikariat abschließen. Und die Regionalbischöfin hatte in ihrer Predigt die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dann auch ihn ordinieren zu dürfen.
Eine Entscheidung über die erste Pfarrstelle von Jan Lungfiel oder eine Stellenteilung sei aber noch nicht gefallen, sagte Greiner auf Nachfrage dieser Zeitung.
Viele gute Wünsche, Werbung für die Haßberge und Lob für die neue Pfarrerin bestimmten die zahlreichen Grußworte. Für den Landkreis Haßberge sprach stellvertretender Landrat Oskar Ebert, für die politischen Gemeinden die Bürgermeister Günter Pfeiffer (Ermershausen) und Wolfram Thein (Maroldsweisach), für die Pfarreiengemeinschaft Sankt Kilian und Weggefährten Pater Konrad Pichler, für den Diakonieverein Ermershausen Altbürgermeister Werner Döhler.
Pfarrer Christian Sudermann zeigte sich „schwer beeindruckt“ von den beiden Kirchengemeinden, und Philipp Graf zu Ortenburg sprach ein fränkisches Kompliment aus: „Die neue Pfarrerin, die kammer gelass.“
Ein gutes Miteinander ließ der Willkommensgruß der örtlichen Vereine und Gruppen erwarten, für die Andreas Franz ans Mikrofon trat und Unterstützung zusagte.
Über ein Dutzend Verantwortlicher der anderen Vereine standen mit dem Vorsitzenden des Feuerwehrvereins auf der Bühne. Zudem würdigte Franz das Engagement von Helene Lutz und Werner Arnold während der Vakanz.
„Ich bin froh“, hier zu sein, schloss Christina Lungfiel den Kreis. Froh, weil sie jetzt alle Examina hinter sich gelassen hat, und weil „die nächsten Jahre hier sehr schön werden, so wie‘s begonnen hat.“ Eine Formalie scheint übrigens auch geklärt: Die Ankündigung von Werner Arnold, bei der Dienstbezeichnung von Christina Lungfiel auf das „z. A.“ zu verzichten, („Für uns sind Sie unsere Pfarrerin“) legitimierte Pfarrer Wolfgang Scheidel: Dieses Kürzel gebe es nicht mehr – auch im Probedienst heiße es schlicht „Pfarrer“ oder „Pfarrerin“.