Der erste sonnige Samstag im Februar. Endlich! Genau diesen Samstag in der Schule zu verbringen, war wohl nicht gerade die Idealvorstellung der Schüler der Klasse 9c der Dr.-Auguste-Kirchner-Realschule Haßfurt. Dass die Schüler am Ende dann sogar freiwillig länger bleiben, liegt an ihm: Till Mayer. Und daran, dass es eben nicht egal ist, was in der Welt um uns herum passiert.
Wenn Till Mayer nicht gerade seinem Job als Redakteur beim Obermain-Tagblatt (Lichtenfels) nachgeht, zieht er sich eine schusssichere Weste über und schnappt sich seine Kamera. Damit bereist er Krisen- und Kriegsregionen, um festzuhalten, welches Leid die Menschen dort ertragen müssen, aber auch um uns erfahren zu lassen, dass es selbst an den dunkelsten Orten der Welt noch Mut, Hoffnung und Zuversicht gibt – oder auch gerade dort.
Till Mayer arbeitet unter anderem als freier (Foto-)Journalist für Spiegel-Online und verschiedene Zeitungen. Dabei ist er oft auch mit Helfern unterwegs, wie vom Roten Kreuz oder Handicap International. Oder auch direkt mit Kämpfern im Schützengraben. Er veröffentlichte etliche Bildbände und erstellte verschiedene Ausstellungen zu seinen jeweiligen Reisen. Für seine Reportagen und Projekte wurde er mehrfach ausgezeichnet.
Seine neueste Ausstellung „erschüttert“ können die Schüler der Haßfurter Realschule seit Mittwoch besuchen – die nötigen Hintergrundinformationen bringen ihnen dabei Schüler der 9c selbst näher. Hierbei werden sie von ihren Lehrerinnen Melanie Thurn und Julia Schneider unterstützt.
Mit „erschüttert“ zeigen Till Mayer und Handicap International, was Krieg für die Betroffenen bedeutet. Die Protagonisten der Ausstellung haben eines gemeinsam: Ihr Leben wurde durch den Krieg erschüttert. Da ist der Bauer aus dem Kongo, der bei einer Granatenexplosion sein Bein verliert. Oder das irakische Mädchen, das die Mutter, einen Bruder und ein Bein verliert, weil Kämpfer ihre Heimat Mossul mit Sprengsätzen verseucht haben. Die Ausstellung zeigt deutlich, dass die Zeit eben nicht alle Wunden heilt, wenn die Seele tief verletzt ist. Werden die Schüler/innen also wieder nur hören, wie schlecht und grausam es auf der Welt zugeht? Nein. Denn trotz ihrer Schicksalsschläge sind die Protagonisten der Ausstellung Mutmacher. Mutmacher, nicht aufzugeben und sich für sein eigenes Glück einzusetzen. Wie auch immer das aussehen mag. Sie sind auch Mahner gegen die Bombardierung der Zivilbevölkerung.
Und was geht uns das an? Vielleicht haben die Jugendlichen an diesem Nachmittag begriffen, dass der Krieg eben nicht „weit weg“ ist. Dass gerade jetzt, in Zeiten des Klimawandels, neue Kriege auf uns zukommen und dass wir mit Wegschauen nichts ändern werden. Vielleicht ist schon viel gewonnen, wenn die Besucher der Ausstellung am Ende wissen, dass wir auf unseren Frieden „aufpassen“ müssen. Dass es nicht selbstverständlich ist, dass das größte Problem die Schulaufgabe am nächsten Tag ist. Dass wir alle Frieden stiften können - wenn auch nur in privatem Umfeld.
Die Schüler der 9c werden nach diesem Nachmittag definitiv eine neue Sichtweise auf die Konflikte haben, die derzeit im Gange sind. Sie werden auch ihr eigenes Glück, in Frieden leben zu dürfen, mehr schätzen.
Weitere Informationen auf der Website www.erschuettert.org. Till Mayers (www.tillmayer.de) neue Bücher "Dunkle Reisen" und „Donbas – Europas vergessener Krieg“ (beide Erich Weiß Verlag) sind im Handel und online unter www.erich-weiss-verlag.de erhältlich.