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Bamberg
Raritäten erzählen brutale Geschichte
Leihgabe aus der Karmelitenkirche: Ausstellungsleiter Michael Suffa an der Szene 'Einzug in Jerusalem' mit Figuren von Franz Bauer.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Leihgabe aus der Karmelitenkirche: Ausstellungsleiter Michael Suffa an der Szene "Einzug in Jerusalem" mit Figuren von Franz Bauer.
Marion Krüger-Hundrup
 |  aktualisiert: 17.04.2025 02:40 Uhr

Gaffendes Volk, Männer, die diesen Unschuldigen drangsalieren, ohne das jemand eingreift: So eine Szene spielt sich auch heute hierzulande ab. Peter und Edith Reus aus Altdorf bei Nürnberg haben diesen Vorfall in ein ergreifendes Bild umgesetzt: Die Figuren in ihrer Passionskrippe stellen die Dornenkrönung Jesu drastisch nach. Ein Soldat versetzt dem Marterinstrument auf dem Haupt des zum Tod am Kreuz Verurteilten noch einen heftigen Hieb…

Zur Einstimmung auf die Karwoche und das Osterfest zeigt der Verein Bamberger Krippenfreunde bis Sonntag, 27. April, in der Maternkapelle im Domgrund rund 30 kunstvolle Passionskrippen. Diese Raritäten erzählen die brutale Geschichte über Jesu Leiden und Sterben. Bibelfeste Betrachter werden die Zusammenhänge von "Einzug in Jerusalem" über "Letztes Abendmahl", "Verleumdung durch Petrus" und "Geißelung", "Kreuzigung" bis hin zu den österlichen "Emmausjüngern" herstellen können. Wer weniger firm ist, wird sich trotzdem von den künstlerisch wertvollen Krippen – darunter eine aus dem 18. Jahrhundert oder eine Makonde-Schnitzerei aus Tansania – berühren lassen.

Ausstellungsleiter Michael Suffa räumt ein, dass es "schwierig ist, überhaupt Exponate zur Passionszeit zu finden". Denn im Gegensatz zur Weihnachtskrippe, die es in vielen Haushalten gebe, sei die Passionskrippe relativ unbekannt und selbst in Kirchen kaum zu sehen. Vor allem im 18. und 19. Jahrhundert sei diese Krippendarstellung genutzt worden, um Menschen, die nicht lesen und schreiben konnten, die Passions- und Auferstehungsgeschichte näher zu bringen. "Inzwischen ist dieser religiöse Brauch fast in Vergessenheit geraten", sagt Suffa.

Ein ergreifender Moment auf dem Leidensweg Jesu: Veronika reicht ihm das Schweißtuch.
Foto: Marion Krüger-Hundrup | Ein ergreifender Moment auf dem Leidensweg Jesu: Veronika reicht ihm das Schweißtuch.

Umso bemerkenswerter ist also diese qualitätvolle Ausstellung 2025, für die bis auf wenige Ausnahmen Privatsammler ihre Kostbarkeiten zur Verfügung stellen. Zu den Ausnahmen gehört die überaus figurenreiche Passionskrippe der Bamberger Karmelitenkirche, die seit vielen Jahren nicht mehr öffentlich gezeigt wurde. In einer orientalisch anmutenden Kulisse mit einer Breite von gut zwei Metern stellt sich der Einzug Jesu auf einem Esel in Jerusalem dar: "Ein Wimmelbild zum Palmsonntag", mag Michael Suffa behutsam scherzen. Vorsichtig hebt er eine Figur aus der Koje und streicht mit einem Finger über die fein herausgearbeiteten Gesichtskonturen: "Die Figuren dieser Passionskrippe sind von Franz Bauer, dem Herrgottschnitzer aus der Höll‘."

Eine Leihgabe für die Ausstellung ist auch die Krippe "Fußwaschung" aus der Oberen Pfarre. Die filigran geschnitzten Figuren lassen den Meister dieses Kunsthandwerks ahnen: "Ja, die sind von Max Huscher", bestätigt Suffa. Der Ausstellungsleiter führt noch zu Schaukästen, in denen ausgefallene Objekte zur Meditation einladen. Das Marterl "Schmerzen Mariens" etwa: Ein symbolisches Schwert ist in das Herz der Mutter Jesu gestoßen.

Die eine oder andere Krippendarstellung in der Maternkapelle bezieht sich auf Erzählungen aus dem Alten und Neuen Testament: "Elias in der Wüste" zum Beispiel als Nachbar zur "Versuchung Jesu durch den Teufel". Oder besonders tröstlich in dem ganzen Passionselend "Der verlorene Sohn", der liebevoll von seinem Vater aufgenommen wird.

Gut zwanzig Mitglieder des Vereins Bamberger Krippenfreunde sind am Aufbau der Krippen und an den Aufsichten zu den Öffnungszeiten beteiligt. Sie sind mit Herzblut dabei, um gerade Familien mit Kindern den christlichen Gehalt der nächsten Tage nahe zu bringen. Dabei lassen die Krippenfreunde auch die Freude nicht zu kurz kommen: nämlich als besondere Attraktion die Ostereiersuche für Kinder. In einer der Krippen ist ein Osterei versteckt. Wer es entdeckt, bekommt als Finderlohn selbst eines.

Öffnungszeiten: Die Passionskrippen in der Maternkapelle sind bis 27. April 2025 zu sehen, werktags 14 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag und Ostermontag 13 bis 17 Uhr, Karfreitag 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

 
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