Die Bürgerinitiative (BI) „Lebenswertes Wonfurt“ wird im Lauf dieser Woche im Fall Loacker Anzeige erstatten wegen des Verdachts der „Vorteilsgewährung im Amt gegen Unbekannt“ und der „daraus entstandenen schweren Umweltverschmutzung und Gefährdung“ durch das Recyclingunternehmen. Dies kündigte die BI am Freitag während eines Infoabends im Pfarrsaal in Wonfurt an. Weiter veröffentlichte sie Hinweise, dass bei Loacker radioaktives verseuchtes Material angeliefert worden sein könnte.
Die angekündigte Anzeige würde sich gegen eine ganze Reihe von Behörden und deren Abteilungen richten. Neben dem Landratsamt Haßberge wären dies die Regierung von Unterfranken, das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen, das Staatliche Bauamt Schweinfurt, das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) sowie die Gemeinde Wonfurt. Der Vorwurf der BI: Sie alle hätten dafür gesorgt, dass Loacker in Wonfurt jahrelang illegal Elektro- und Kabelschrott verarbeiten konnte – in einem Betrieb, der in dieser Form von den Aufsichtsbehörden nie hätte geduldet werden dürfen.
BI-Sprecher Peter Werner stellte eine Reihe Unterlagen vor, auf die die BI ihren Verdacht stützt. Es gebe noch mehr „Beweise“ für Verfehlungen der Behörden, erklärte er, diese wolle und könne die BI aber vor Erstatten der Anzeige nicht offenlegen. Aus Sicht der BI steht die Produktionshalle von Loacker zu nahe an der Staatsstraße 2275 (Wonfurt-Haßfurt). Gesetzlich gefordert – und im Jahr 2007 vom Staatlichen Straßenbauamt ausdrücklich auch so gefordert – wäre ein Mindestabstand von 20 Metern. Tatsächlich betrage der Abstand zwischen Halle und Straße nur 16,80 bis 17,30 Meter.
Vorwurf: Gutachter befangen
Ferner wirft die BI den Aufsichtsbehörden vor, dass Gutachter von TÜV Süd und Dekra verbotenerweise für Loacker Zertifikate als Entsorgungsfachbetrieb vergeben beziehungsweise Gutachten erstellt hätten, obwohl beide bereits Planung, Errichtung und Betrieb des Unternehmens unterstützt haben. „Es stellt sich hier auch die Frage der wirtschaftlichen Befangenheit“, meinte Werner. Das jüngste TÜV-Zertifikat für Loacker als anerkannter Entsorgungsfachbetrieb stammt vom Juli 2011 – zu einem Zeitpunkt, als dem Landratsamt Haßberge seit einem Monat Messergebnisse vorlagen, die auf einen extrem hohen Austritt von Giften bei Loacker hindeuten.
Bereits im Genehmigungsbescheid aus dem Jahr 2007 sei empfohlen worden, dass die Schrottverarbeitung bei Loacker möglichst als geschlossenes System ablaufen sollte. Diese Empfehlung sei in den Wind geschlagen worden, so die BI, obwohl das Landratsamt laut internem Vermerk von Beginn an die Gefahr erkannt habe, dass sich durch Staubverfrachtungen Schwermetalle in der Umgebung ablagern könnten. Weiter habe die Behörde die Anlagen nicht sorgfältig überwacht. So blieb die ungenehmigte Lagerung von Material (darunter vorgeschredderter Elektroschrott) im Freien auf dem Betriebsgelände ohne Folgen für Loacker.
Neu in der seit Monaten geführten Debatte um Loacker ist, dass seit Freitagabend auch die Frage im Raum steht, ob das Unternehmen radioaktiv verstrahltes Material verarbeitet hat – bewusst oder unbewusst. Die BI legte einen Auszug aus dem Jahresabschlussbericht 2010 des Unternehmens vor. Darin steht, dass „die Gefahr von unbeabsichtigter Weitergabe von radioaktiv verstrahltem Material“ durch „ständige Prüfung aller Eingänge“ reduziert würde. Dies war selbst dem im Pfarrsaal anwesenden Betriebsleiter von Loacker in Wonfurt neu, wie er öffentlich sagte. Er wisse nur von Stichproben mit Geigerzählern.
Gefährliche Wechselwirkungen
In einer Erklärung fordert die BI das Landratsamt auf, Loacker in Wonfurt unverzüglich per Anordnung erneut komplett stillzulegen. Ein unabhängiger Gutachter, der keiner Behörde angehört und nicht am Genehmigungsverfahren beteiligt war, solle prüfen, ob der Genehmigungsbescheid von 2007 überhaupt rechtsgültig ist. Und: Ein anerkannter, unabhängiger Toxikologe solle ein Gutachten zur Verseuchung von Wonfurt und umliegender Ortschaften erstellen. Das LfU und das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit lehnt die BI als Fachbehörden ab, da eine „objektive Beurteilung durch die Landesämter des Freistaates Bayern nicht zu erwarten“ sei. Hintergrund: Sollte es zu Schadensersatzforderungen erkrankter Bürger kommen, würden sich diese gegen den Freistaat richten. So sollte diesem jeder Einfluss auf Gutachter genommen werden, fordert die BI.
Während des Infoabends ging der Würzburger Arzt und Metalltoxikologe Peter Jennrich, der bei mindestens zwei Menschen aus Wonfurt Schwermetallvergiftungen festgestellt hat, der Frage nach, wie viel Gift ein Mensch verträgt. Am Beispiel von Blei, dem zweitschädlichsten Schwermetall, machte Jennrich deutlich, dass aus seiner Sicht – die auf mehrere medizinische Studien beruht – die größte Gefahr in den toxischen Wechselwirkungen besteht, die Einzelgifte im Körper auslösen. Hierzu müssten die jeweiligen Grenzwerte der einzelnen Metalle nicht einmal überschritten werden. Die Gefahr besteht in deren dauerhaften Aufnahme und Anreicherung im Menschen. Aus Vorsorge sollte deshalb auch von politisch Verantwortlichen alles unternommen werden, um eine Giftbelastung zu unterbinden.
Diakon Michael Nowak kündigte an, dass er Anzeige gegen Unbekannt erstatten werde, „wenn ich feststelle, ich bin vergiftet“. Möglichst viele Menschen sollten es ihm nachmachen, forderte der Kirchenvertreter auf, um ein deutliches Signal gegen Loacker zu setzen.
Die BI vermeldete, dass es Fortschritte gebe, was die Fahrt von Sonderbussen zur Loacker-Zentrale in Götzis (Österreich) angeht. Aus der dortigen Bürgerschaft gebe es mittlerweile Zusagen, eine solche Wonfurter Aktion zu unterstützen.
Dioxine, Furane und Schwermetalle im Staub:
Der Grenzwert von Kadmium liegt für ländliche Gegenden bei 0,2 bis 0,6. Gemessen wurden bei MP3 3,6, an MP1 2,2 und an MP2 0,92.
Bei Blei (Grenzwert 10 bis 20): an MP3 128, an MP1 43 und an MP2 20.
Bei Kupfer (Grenzwert 5 bis 10) an MP3 310, an MP1 197 und an MP2 57.
Bei Nickel (Grenzwert 1 bis 3) an MP3 17, MP1 6,4 und an MP2 4,3.
Dioxine und Furane im Staub: Der Zielwert liegt hier bei 4, gemessen wurden an MP3 18, an MP1 5 und an MP3 ein Wert von 2.
http://mobil.mainpost.de/regional/art1726,6693854
Messergebnisse Januar Februar 2012
http://www.hassberge.de/fileadmin/data/Loacker/2012-03-23_Fa._Mueller_BBM_2._Ergebnismitteilung_Jan-Febr.pdf
Chronologie über Beschwerden und Maßnahmen zur Behebung durch die Fa. Loacker, Wonfurt (2011)
http://giftskandal-hassberge.de/uploads/media/2011_Chronologie_ueber_Beschwerden_LRA_04.pdf
http://giftskandal-hassberge.de/25.html
Vorgehen der Behörden ist zum Kopf schütteln
Belastungen durch den Wonfurter Giftskandal für Trinkwasserbrunnengebiete?
Sand. Die Sander SPD- Gemeinderatsfraktion macht sich Sorgen, ob der Giftskandal um die Wonfurter Firma Loacker nicht auch zu einer Gefahr für die Wonfurter Brunnen des gemeinsamen Wasserzweckverbandes Knetzgau- Sand–Wonfurt heranwächst.
http://www.spd-kv-hassberge.de/index.php?nr=43387&menu=1
"Deutliche Belastungen" festgestellt (21.09.2011)
Für Gemeinderat Karl Hellwig läuft der Betrieb "katastrophal", und für seinen Kollegen Franz-Josef Selig steht fest: "Wir haben uns keinen Dienst erwiesen, die Firma bei uns anzusiedeln."
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Kein Wunder, dass sich einige Gemeinderäte aufgrund dieses Schreibens empört zeigten, teilweise das Landratsamt verantwortlich machten und teilweise die Firmenleitung kritisierten. "Das Landratsamt und die Firma Loacker sind erst, nachdem sich die Bürger massiv beschwert haben, aktiv geworden", meinten Josef Kram und Wolfgang Thein. Franz Josef Selig monierte, dass sich die Situation in der Firma durch die Baumaßnahmen nicht verbessert, sondern verschlechtert habe.
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http://www.mediengruppe-oberfranken.de/nachrichten/lokales/hassberge/gemeinderat-wonfurt-recyclingfirma-belastungen-Deutliche-Belastungen-festgestellt;art217,204127
Die Wonfurter sind auf ganzer Linie enttäuscht (19.11.2011)
Die Wonfurter haben die Schnauze voll. Nachdem es am Dienstag erneut brannte, möchten sie den Kabel- und Elektronikschrott-Recyclingbetrieb Loacker im Gewerbegebiet zwingen, seinen Betrieb in den Griff zu bekommen. Dazu haben sie die Bürgerinitiative "Lebenswertes Wonfurt" ins Leben gerufen.
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"Wir sind enttäuscht, enttäuscht, enttäuscht", äußerten sich viele, darunter Willy Schuck. "Wir sind enttäuscht von der Firma Loacker, von Bürgermeister Dieter Zehendner und vom Landratsamt", sagte er, "denn niemand hat sich bisher ausreichend um unsere Sorgen gekümmert."
Es passiert anscheinend nichts...
Auch Luzia Settelein kritisiert, "dass nichts passiert, dass die Behörden jahrelang geschlafen haben, dass sich Zehendner zurückhält, und dass sich das Landratsamt erst nach der Anzeige einer Bewohnerin gerührt hat". Dass der Bürgermeister während des Treffens an den Bürgern vorbei in Richtung Firma Loacker fuhr und nicht einmal ausstieg, verärgerte außerdem viele.
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http://www.infranken.de/nachrichten/lokales/hassberge/Loacker-Wonfurt-Recycling-Buergerinitiative-Hassberge-Die-Wonfurter-sind-auf-ganzer-Linie-enttaeuscht;art217,223615
Firma Loacker zeigt sich von Werten überrascht (27.03.2012)
http://www.infranken.de/nachrichten/lokales/hassberge/Loacker-Giftskandal-Messungen-Schliessung-Elektroschrott-Recycling-Buergerinitiative-Wonfurt-Firma-Loacker-zeigt-sich-von-Werten-ueberrascht;art217,266078
Loacker Recycling GmbH - Lonely rare moments
http://www.youtube.com/watch?v=9AYjrkJB3o0
Recycling-Firma will gegen Stilllegung vorgehen (28.03.2012)
http://www.merkur-online.de/nachrichten/bayern-lby/wonfurt-recycling-firma-will-gegen-stilllegung-vorgehen-2256948.html
http://www.tvbayern.tv/tv-touring/wonfurter-buerger-demonstrieren-gegen-recycling-betrieb-loac.html
http://giftskandal-hassberge.de/25.html
Wirbel um Recyclingfirma Loacker
http://www.youtube.com/watch?v=EYTmvIo5uyo