
„Die Hauptaufgaben des Naturparks Haßberge lagen in den letzten drei Jahren in der Pflege, Instandsetzung und Erhaltung von Einrichtungen.“ Dies betonte Landrat Wilhelm Schneider in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Naturparks Haßberge bei der Mitgliederversammlung des dazugehörigen Vereins im Rathaus von Oberhaid. „Mit der Einrichtung von insgesamt 18 Erlebnistouren bieten wir dem Naturparkbesucher ein nach neuesten Qualitätskriterien ausgewiesenes Wanderwegenetz“, unterstrich Schneider. Mit den für dieses Jahr vorgesehenen Einrichtungen wolle man die Qualität der Wanderwege weiter steigern und dadurch auch die touristische Attraktivität des Naturparks erhöhen.
Die Maßnahmenliste für 2018 nennt zehn Einrichtungen mit einer Gesamtsumme von 114 300 Euro. Der größte Anteil fließt in Informationseinrichtungen und Erneuerung des Wegeleitsystems. Aber es sind auch drei größere Maßnahmen bei Jesserndorf und Maroldsweisach (beide im Landkreis Haßberge) und bei Unterhaid/Oberhaid (Landkreis Bamberg) vorgesehen.
Mit einem neuen Erlebnisweg „Quellen um Jesserndorf“ erschließt der Naturpark ein im Rahmen des Klimawandels aktuelles und wichtiges Themenfeld. „Er will mit diesem Projekt Groß und Klein für die Umwelt sensibilisieren und insbesondere ein Bewusstsein für das Schutzgut Wasser und die Vielfalt der Natur schaffen“, sagte Schneider. Mit neuen Thementafeln an den Quellen, Brunnen und Gewässern erhalte der Besucher Informationen zu deren Geschichte und ursprünglichen Nutzung.
Weite Wege bis zum Brunnen
Heinz Fausten aus Jesserndorf erläuterte das Vorhaben im „Oberland“ der Haßberge auf 442 Meter Höhe, wo das Wasser in früherer Zeit sehr knapp war. „Die Leute mussten deswegen weit weg Brunnen erschließen, um zu Trinkwasser zu kommen. Mit diesem Quellenweg können auch die Kinder erkennen, welches Problem es früher war, frisches Wasser zu erhalten. Außerdem bietet sich von hier aus eine wunderbare Sicht zum Staffelberg, über den ganzen Jura-Rand und bis nach Thüringen.“ Die Erlebnistour sei 7,5 Kilometer lang und mit einer Kinderwagenroute von 4,5 Kilometer ausgezeichnet. Außerdem gebe es schöne Übersichtstafeln, einen historischen Ziehbrunnen, einen Waldteich, besondere Thementafeln und aktive Brunnen und Quellen.
Das Besondere sei auch, dass sich der Haßbergverein Jesserndorf an der Umsetzung des Projektes beteilige und der Ort für die Besucher des Erlebnisweges verschiedene Einkehrmöglichkeiten anbiete, so der Vorsitzende. Nach der Schätzung betragen die Gesamtkosten 18 200 Euro, wozu der Naturpark eine Förderung von 50 Prozent erhalte.
Auch auf dem „Zeilberg“ bei Maroldsweisach soll der Steinerlebnispfad um eine Station erweitert werden und zwar eine Spielstation in Form einer „Wasserspielfläche“. Der Steinerlebnispfad wurde im Jahre 2005 mit einer Länge von rund vier Kilometern errichtet und zählt zu einem der meist begangenen Wanderwege innerhalb des Naturparks. Die Unterhaltung erfolge durch den Naturpark mit großer Unterstützung des dortigen Steinbruchbetreibers, der Firma Basalt-Actien-Gesellschaft, Hartsteinwerke Bayer-Mitteldeutschland.
Steinabbau live erleben
Hier könne der Besucher den Steinabbau „live“ erleben. Die neue Spielstation soll aber die Attraktivität des Erlebnisweges noch steigern. Der Besucher könne das Wasser spielerisch erleben und zugleich umfassende Informationen zum Schutzgut „Wasser“ erhalten, kündigte der Landrat an. Die Gesamtkosten sind Angaben zufolge mit 15 000 Euro veranschlagt.
32 Keller auf 300 Metern
Für die Anbindung der Wanderwege an das „Abt-Degen-Weintal“ und Informationseinrichtungen am Wanderweg Unterhaid wurden insgesamt 29 000 Euro eingeplant. Passend dazu begann die Sitzung der Naturparkmitglieder in der „historischen Kellergasse“ in Unterhaid. Die Mitglieder, die ja aus den Landkreisen Schweinfurt, Rhön-Grabfeld, Haßberge und Bamberg kommen, staunten über die Sanierung dieser 300 Jahre alten Kelleranlage, die 300 Meter lang ist und 32 Keller aufweist.
Bürgermeister Carsten Joneitis, Oberhaid, betonte: „Sie befinden sich hier in einem der schönsten Kulturlandschaftselemente Bayerns, an der Grenze zwischen Bier- und Weinfranken. Eine solche Kellergasse wie hier ist einmalig in ganz Nordbayern.“ Bis 2009 seien die Keller dem Gewohnheitsrecht freigegeben gewesen und es habe im Gemeinderat großer Überzeugungsarbeit bedurft, um dieses einmalige Kulturgut zu erhalten. Die Kosten hätten bei 1,2 Millionen Euro gelegen, aber das Problem sei es gewesen „50 Familien unter einen Hut zu bekommen“. In einer Art „Schneeballsystem“ hätten dann am Schluss aber alle mitgemacht, weil auch die Denkmalpflege hier eine großzügige Förderung von 85 Prozent gewährt habe und nur 200 000 Euro an der Gemeinde hängen blieb.
Bis 1972, so Bürgermeister Joneitis, seien die Keller bewirtschaftet gewesen, aber es wäre trotzdem kein fließendes Wasser und keine Toiletten vor Ort gewesen. Wenn aber Leben in die Kellergasse kommen sollte, dann wäre dies ohne Infrastruktur nicht möglich gewesen, weswegen man einen Keller als WC umfunktioniert und eine biologische Kleinkläranlage errichtet habe.
Beliebter Treffpunkt
Heute sei die „Kellergasse“ ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen und in den Abendstunden sogar illuminiert, ob für einen Glühweinabend im Winter oder für einen gemütlichen Tagesausklang im Sommer, wo man die Seele baumeln lassen könnte. Aber auch Kulturveranstaltungen oder das demnächst stattfindende Jazz-Festival seien beliebte Veranstaltungen.