
Wie präsentiert sich die Region Haßberge auf der internationalen Messe in Berlin? Im Büro des Landrats nachgefragt, informiert Pressesprecherin Monika Göhr: „Unser Landkreis ist über die „Arbeitsgemeinschaft Deutsche KönigInnen“, in der wir Mitglied sind, in Berlin vertreten. Die Bierprinzessin Kerstin Friedrich und die Abt-Degen-Weinprinzessin Anna-Lena Werb werden am Stand der Arbeitsgemeinschaft für unsere Produkte und für unseren Landkreis Haßberge die Werbetrommel rühren.“
Die Arbeitsgemeinschaft der Produktrepräsentanten existiert seit 16 Jahren. Sie ist die Organisation der „Hoheiten“, beispielsweise für Weinkönigin, Gurkenprinz oder Bier- und Rosenprinzessin unterschiedlicher Regionen Deutschlands. Derzeit vereinigt sie 151 Königinnen und andere Majestäten sowie neun Ehrenmitglieder aus 16 Bundesländern und aus Südtirol (Italien). In der Halle des Bundeslandwirtschaftsministeriums stellen sie sich abwechselnd an einem Stand vor. Hier ist die Region Haßberge mit Wein- und Bierprinzessin dabei, und hier treten Anna-Lena Werb und Kerstin Friedrich sozusagen als verkörpertes Wein- und Bierfranken auf.

Die Weinprinzessin Anna-Lena stammt aus dem Weinbaubetrieb Hömer in Steinbach. Wenn sie nicht in Sachen Frankenwein unterwegs ist, absolviert sie eine Ausbildung in einer Schreinerei in Sand. Daheim hat sie vorab entschieden, welchen Wein sie in Berlin vorstellen werde. „Ich habe Müller Thurgau mitgebracht“, erklärt sie am Messestand. „Diese Sorte habe ich ausgewählt, weil der Silvaner schon gut bekannt ist und mit unserer Weinregion in Verbindung gebracht wird. Dass unser Weingebiet aber noch viel mehr zu bieten hat, möchte ich anhand einer anderen Weinsorte, eben dem Müller Thurgau, zeigen.“ Sie wolle die Besucher auch darüber informieren, dass immer mehr Trauben von Bio-Winzern kommen und der jeweilige Wein entsprechend gekennzeichnet ist.
Region bietet mehr als Silvaner
Was erwartet die Weinprinzessin von der Grünen Woche für sich persönlich? Auf diese Frage erklärt Prinzessin Anna-Lena: „Für mich erwarte ich interessante Tage und Austausch mit den anderen Kollegen. Ich möchte den Landkreis bekannter machen und darauf hinweisen, wie schön und vielfältig wir landschaftlich und kulinarisch sind. Außerdem möchte ich jeweils die Besonderheiten von Bier- und Weinfranken hervorheben, die sich dennoch in unserer Region vereinen. Durch unsere wunderschönen Wander- und Radwege wird das bestens untermalt und sollte den Gäste der Grünen Woche auf jeden Fall einen Besuch im Landkreis Haßberge wert sein. Ich möchte das hier in Berlin so vielen Menschen wie möglich mitteilen.“
Sechs Brauereien an einem Stand
Für die Bierprinzessin Kerstin Friedrich ist es die erste Messeteilnahme in Berlin, nachdem sie das Amt von ihrem Vorgänger, Prinz Sebastian (Gocker), übernommen hat. „Ich möchte die Leute hier auf unsere Region aufmerksam machen und vermitteln, dass auch im Landkreis Haßberge gutes Bier gebraut wird und nicht nur in Bamberg, wie manche wohl meinen. Am Stand bietet sie Biere der Brauereien Göller aus Zeil am Main, Roppelt aus Trossenfurt, Hartleb aus Maroldsweisach, Raab aus Hofheim sowie der Brauereien „Zum Grünen Baum Theinheim“ und „Zeitlos Oberschwappach“ an. Die sechs Betriebe sind in „Natürlich von hier“ vereint.

Die Tätigkeit der Produkthoheiten ist ehrenamtlich. Kerstin Friedrich ist in Bamberg geboren und beruflich in der Personalabteilung einer Bamberger Mälzerei tätig. Daher stammt wohl auch ihre Affinität zum Bier. Weil in der Messehalle des Ministeriums die Besucher an mehreren Stationen erfahren können, wie Lebensmittel erzeugt und zusammengesetzt sind, so dass sie als Konsumenten bewusste Entscheidungen treffen können, tun dies auch die beiden Prinzessinnen. Wer es wissen möchte, den kann die Bierprinzessin über die Herkunft des Hopfens und die Mälzerei, die für das jeweilige Bier verantwortlich ist, informieren.
Am Mittwoch kommt die Heimatkapelle Ziegelanger
Während es in der Ministeriumshalle vergleichsweise ruhig und solide zugeht, tönt aus der benachbarten Bayernhalle Stimmengewirr und Blasmusik. Hier ist es voller Menschen und es zeigt sich: Mit Wein und Bier kommt die Geselligkeit, die viele Menschen an den Bayern, und nicht zuletzt auch an den Franken, so sehr schätzen. Am Mittwoch werden hier die Musiker der Heimatkapelle Ziegelanger für Stimmung à la Franken sorgen. Der Oberfranken-Stand befindet sich gleich neben der Bühne mit Restauration und ist ständig von Besuchern umringt. Einen Unterfrankenstand sucht der interessierte Besucher vergeblich.

Eigentlich gibt es mehr als alkoholische Getränke
Es ergibt sich die Frage, ob Reben- und Gerstensaft die einzigen Produkte der Heimatregion sind, die es verdienen, auf der weltgrößten Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau vorgestellt zu werden. Oberfranken bedient sich beispielsweise der Initiative „Oberfranken Offensiv“ und ist mit einem eigenen Stand in der Bayernhalle vertreten. Damit präsentieren sich insbesondere die Stadt Bayreuth, das Fichtelgebirge, der Frankenwald und die Fränkische Schweiz. Gleich am zweiten Messetag, dem Samstag, gab es einen Oberfrankentag, an dem die Gemeinden der Bier- und Burgenstraße teilnahmen. Alle zusammen sorgten mit Gebäck, Destillaten, (ober)fränkischen Fleisch- und Wurstwaren und mit Bier für kulinarischen Genuss. Das zieht Besucher an und vermittelt eine Ahnung von dem, was die Menschen aus Berlin und von anderswo in Franken erleben können. „Wir kommen zu Euch, verlasst Euch drauf“, ist etwa am Stand der Oberfranken zu hören. Und Unterfranken? In der Bayernhalle sucht man Vertreter aus den Haßbergen vergeblich. Kein Dorfladen, kein Gartenbaubetrieb, kein Landwirt, Imker oder Lebensmittelproduzent aus Haßfurt, Hofheim, Ebern, Eltmann, Zeil und allen ländlichen Regionen darum herum ist hier zu finden. Das ist schade, denn außer Wein und Bier gibt es noch viel mehr in Unterfranken.
Protestierende Landwirte
Auf den Straßen rund um das Messegelände zeigt sich, dass es nicht nur Zustimmung gibt. Wie bereits vor wenigen Wochen, als tausende Landwirte mit ihren Traktoren aus ganz Deutschland Protest gegenüber der Regierung in Berlin äußerten, fuhren auch am Eröffnungstag der Grünen Woche Traktoren mit Transparenten in Richtung Stadtmitte. Den Schildern war die Sorge der Bauern um ihre Existenz zu entnehmen. Mehrere enthielten Drohungen, wie etwa: „Ist der Bauer tot, gibt es kein Brot.“ An einem prangte: „Ist der Bauer platt, werdet Ihr nicht satt!“ Satt sind die Berliner schon lange, nämlich von den in immer kürzeren Abständen stattfindenden organisierten Protesten und Streiks verschiedener Branchen und den damit verbunden Verkehrsbehinderungen mit erheblichem Ausmaß.

