Neun Künstlerinnen gestalten vom heutigen Montag an bis zum 15. März in der Halle des alten Schweinfurter Rathauses eine Gemeinschaftsausstellung unter dem Motto „Ladies First“. Zentrales Ausstellungsstück wird eine neunteilige Skulptur aus Breitbrunner Sandstein der Steinbildhauerin Steff Bauer sein.
Die Künstlerin Steff Bauer verwendete mehrfach Mainsandstein aus Brüchen des Heimatkreises für ihre Kunstwerke, unter anderem für l4 lebensgroße Stationen des Kreuzweges bei Breitbrunn sowie für das Veitenstein-Denkmal in Lußberg. In Ebern schuf Bauer den Erinnerungsstein am so genannten Strasser Kreisel, der seit 2008 auf die Partnerschaft mit der Tiroler Gemeinde hinweist.
Nun fragte sich die Bildhauerin, „Wer bin ich?“, und ging dem Rätsel nach, „wie ein Mensch zu der Persönlichkeit wird, die er ist“. Ihre Antworten formulierte sie im Sandstein, indem sie eine Skulptur von 70 Zentimetern Höhe schuf und nach eigener Aussage „delikate, detailreiche Szenen mit Durchbrüchen“ schuf. Es sei dem feinporigen Mainsandstein zu verdanken, dass sie es derart darstellen konnte. „Ein tolles Material“, sagt die Bildhauerin über den weiß-grünen Mainsandstein aus einem Bruch am Rande der Gemeinde Breitbrunn.
Der Heimatzeitung verrät die Künstlerin ihre philosophisch angehauchten Gedanken. Neben der Genetik halte sie die „Erfahrungen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens macht“ für wesentlich. Kindheit, Umgebung, Begegnungen und Bindungen, aber auch Erziehung und Bildung seien ausschlaggebend für die Entwicklung eines Individuums. „Mich interessiert daran, ob es gewisse Mechanismen gibt“, erklärt sie, „beispielsweise für Menschen, die unter schwierigen Bedingungen heranwachsen“. Welche Möglichkeiten sie hätten, ein selbstbestimmtes, glückliches Leben zu führen oder inwieweit die Psyche in der Lage sei, Krisen zu bewältigen und als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Die Skulptur besteht aus neun gleich großen Steinen. Sie stünden sinnbildlich für die Bausteine, aus denen sich eine Persönlichkeit zusammensetze. „Es könnten auch mehr Teile sein“, räumt Bauer ein, „oder sie ließen sich anders zusammenstellen“, eben so, wie verschiedene Biografien sich gestalten. „Der unterste Baustein, die Kindheit“ zeige ein Kind, allein und verlassen im Keller mit seinem Stofftier sitzend. Die Treppen zum Keller gehen jedoch in die falsche Richtung, denn sie führen nur nach unten. Eine Kiste ist zu sehen, die "Schatzkiste der Kindheit", wie die Künstlerin erklärt, die aber verschlossen bleibe, weil das Kind durch fehlende Liebe vernachlässigt sei und sein Potenzial nicht entwickeln könne.
„Ich frage ich mich, in wie weit jeder Einzelne manipulierbar und von außen beeinflussbar ist“, sinniert Bauer. Es sei die Frage nach der Freiheit und dem freien Willen, „mein wiederkehrendes Thema und ein weites Feld“. Die Frage könne auch lauten: „Warum lernt der Mensch nichts?“ In ihrer Skulptur habe sie Manipulation teilweise überspitzt und humoristisch dargestellt. „Da bohrt zum Beispiel jemand mit einem Presslufthammer in den Kopf“ erläutert Bauer und an anderer Stelle ziehen gleich Leute mit Koffer in den Hinterkopf ein und machen es sich dort gemütlich.“
Eine Frau, es solle wohl die Mutter sein, „schrubbt mit großer Energie und Ausdauer das Gesicht des Sohnes.“ Poliert sie sein Image auf, statt ihm echte Liebe entgegenzubringen? Damit will die Künstlerin auf das wachsende Leistungsdenken in unserer Zeit hinweisen. „Es sind alte Fragen, die ich mir stelle und die ich mit meinen Mitteln darstelle“, bekennt Bauer.
Die Kuratorin Birgit Seidel hat die Ausstellung im Rahmen der Frauenwochen initiiert. Neben der Bildhauerin Steff Bauer tragen die Malerinnen Margarita Calvary, Ruth Grünbein, Gisela Lehner und Christa Nothroff sowie die Künstlerin Monika Dorband mit Radierungen, die Grafikdesignerin Ronni Zetner, die bildende Künstlerin Heike Kleinlein und Hille Reick mit künstlerisch gestaltetem textilem Gewebe zur Vielfalt der Ausstellung bei.
Die Ausstellung der Künstlerinnen im Alten Rathaus Schweinfurt läuft täglich bis 15. März, jeweils von 10.00 bis 18.00 Uhr.