In prekärer Lage sieht Werner Mahr das von ihm geleitete Jobcenter Haßberge im kommenden Jahr. Langzeitarbeitslose sollen hier gefordert und gefördert werden, damit sie im ersten Arbeitsmarkt wieder Fuß fassen können. Wegen fehlender Staatsmittel wird es mit dem Fördern im nächsten Jahr aber schlecht aussehen, schilderte Mahr am Montag dem Kreisausschuss für Arbeit, Bildung und Soziales.
Kommune und Staat finanzieren verschiedene Unterstützungsmaßnahmen, die Langzeitarbeitslosen zurück ins Berufsleben helfen sollen. Der Kreis komme seiner Verpflichtung uneingeschränkt nach, so Mahr; er finanziert beispielsweise Sucht- und Schuldnerberatung, Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen. Diese Maßnahmen drohten aber ins Leere zu laufen, wenn anschließend eine Vermittlung in eine Arbeitsstelle etwa am fehlenden Gabelstapler-Führerschein scheitere, den das Jobcenter künftig nicht mehr finanzieren kann. Angesichts der guten Situation am Arbeitsmarkt „haben wir nur noch sehr stark vorbelastete Klienten“, so Mahr, die ohne intensive Unterstützung keine Chance auf dem Arbeitsmarkt hätten.
Gerade die gute Lage am Arbeitsmarkt bringt es aber mit sich, dass der „Problemdruckindikator“ (PDI) dem Jobcenter Haßfurt die Mittel kürzt. Der PDI ist quasi ein Finanzausgleich. Er bewirkt, dass der Löwenanteil der Gelder, die im Topf sind, in Problembezirke wie Berlin-Neukölln, Bremerhaven oder die Uckermark fließt, während das Jobcenter Haßfurt eine 56-prozentige Kürzung des Eingliederungsbudgets hinnehmen muss.
Die Situation sei schon in diesem Jahr schwierig gewesen, er habe mit Personaleinsparungen zu reagieren versucht, was ihm eine Rüge des Personalrats eingebracht habe, so Mahr. Auf Dauer gehe das ohnehin nicht, denn „ich bin nicht bereit, meine Leute in den Burnout zu treiben“, betonte er vor dem Ausschuss.
Angesichts der Mittelverteilung 2014 bleibe dem Jobcenter nur noch, die Pflichtaufgaben zu erfüllen. Umschulungen, Führerscheine oder sozialpädagogische Begleitung seien nicht mehr möglich. Als „Liste der Leiden“ bezeichnete Mahr die notwendigen Streichungen. Gleichzeitig sieht er sich bereits in Erklärungsnot gegenüber der Bundesagentur für Arbeit, warum er seine Klienten nicht fördert und in Arbeit vermittelt.
Sogar um den Bestand der als Erfolgsmodell anerkannten Produktionsschule müsse man kämpfen, ergänzte Landrat Rudolf Handwerker. Er kritisierte ebenfalls die ungerechte Verteilung. „Geld ist genug im System, aber es wird falsch verteilt“, so der Landrat. Mahr hat sich zwar an die Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär gewandt, um das Thema in die Koalitionsverhandlungen einzubringen, doch viel Hoffnung macht er sich nicht. Denn auch wenn das Thema diskutiert wird, würde der Effekt doch lange auf sich warten lassen
Werner Mahr sieht sich jedenfalls in der Zwickmühle, vor allem weil die Bundesagentur für Arbeit jetzt mit Fernsehspots eine breit angelegte Werbekampagne starte, die für Weiterbildung in jedem Alter wirbt. Wer dann aber in Haßfurt beim Jobcenter danach fragt, wird hören müssen, dass der Staat dafür kein Geld zur Verfügung stellt.