In vielen Städten stehen sie schon: alte Telefonzellen, umfunktioniert zu sogenannten Bücherzellen. Nach Haßfurt und Ebern hat nun auch der Stadtteil Prappach eine eigene Bücherzelle, vollgepackt mit Literatur aus unterschiedlichen Genres. Das Prinzip ist einfach: Lesebegeisterte können sich ein Buch aussuchen, dieses mit nach Hause nehmen, entspannt auf der Couch lesen und im Anschluss wieder in die Bücherzelle stellen. Natürlich sollen auch Bücher abgegeben werden, sodass das Ganze wie eine Tauschbörse funktioniert. Regeln für die Nutzung gibt es keine.
Ein Herzensprojekt
Ins Rollen kam die Idee für die Bücherzelle durch die 15-jährige Schülerin Alina Weigand. "Ich habe schon immer gerne gelesen. Und bei einer Fahrt nach Würzburg haben Simone Albrecht und ich gesehen, dass es überall Bücherzellen gibt. Da dachten wir uns, dass wir so etwas auch für Prappach auf die Beine stellen könnten." Zur Realisierung des Projektes arbeitete die Dorfgemeinschaft eng zusammen, so stellte Freddy Pfaab die Telefonzelle zur Verfügung, die die Schülerin restaurierte.
Neben der Schule verbrachte sie die Wochenenden mit der Säuberung, dem Entrostung und dem Streichen der Telefonzelle. Zudem mussten Boden, Decke und Regale eingebaut werden. Ursprünglich sollte die Bücherzelle in einem knalligen Rot erstrahlen, da stellte sich aber das Bauamt quer mit der Begründung, dass sie ins Ensemble des Ortes passen muss. Deshalb ist sie nun grau.
Ob nun rot oder grau, die Bücherzelle ist für Alina ein Herzensprojekt, um das sie sich auch zukünftig kümmern möchte. "Ich werde regelmäßig schauen, was abgegeben wurde und auch unangemessene Bücher mit pornografischen Inhalten oder stark zerflederte Werke entfernen, denn letzteres sieht nicht schön aus und wird auch nicht mitgenommen." Dazu ist sie mit Simone Albrecht zuständig für die Reinigung der Bücherzelle und ist Ansprechpartnerin bei Fragen.
Ein Ort des Austausches
Mehrfach äußerten alle Beteiligten den Wunsch, dass die Prappacher Bücherzelle zu einem Ort des Austausches werde und hoffentlich rege Bücher herausgenommen und hinzugefügt werden. "Simone und ich hoffen, dass die Prappacher den Bücherschrank intensiv nutzen, ihn von sich aus in Ordnung halten und mit den geliehenen Büchern sorgfältig umgehen".
Das Projekt selbst sei im Ort auf breite Unterstützung gestoßen, die Reaktionen seien durchweg positiv gewesen. Oft habe Alina die Aussage gehört, 'Oh wie schön, eine tolle Idee'. Lesern und Leserinnen empfiehlt sie die Werke von M.M. Kaye, von denen mehrere im Bücherschrank zu finden sind, sowie das Buch "Schokolade zum Frühstück" von Helen Fielding.
Die Bücherzelle sehe Alina Weigand dabei nicht als Konkurrenz zu öffentlichen Büchereien, da vor allem ältere Bücher ihren Weg in Bücherzellen fänden. "Büchereien haben voranging neue Bücher, von denen sich die Menschen ungern trennen und die deshalb nicht abgegeben werden", so die Ehrenamtliche. "Beispielsweise würde man die bekannte Buchreihe "Das Lied von Eis und Feuer" von George R. R. Martin nicht in einem Bücherschrank finden."
Feierliche Einweihung durch Bürgermeister und Stadträtin
Eingeweiht wurde die Bücherzelle vergangenen Mittwoch von den Initiatoren des Projekts, Alina Weigand und Simone Albrecht, sowie Bürgermeister Günther Werner und Stadträtin Anja Gaukler. Dazu versammelte sich eine kleine Gruppe von Anwohnern, die dabei sein wollten, als die Bücherzelle offiziell aufgeschlossen wurde. In einer kurzen Rede lobte Günther Werner das ehrenamtliche Engagement und äußerte den Wunsch, dass fortan ein hoher Publikumsverkehr und reger Austausch über Bücher stattfindet.
Dem schloss sich auch Stadträtin Anja Gaukler an, "die Buchzelle ist eine Aufwertung für Prappach. Es ist eine feine Sache und der Dorfplatz ist gut gewählt" und weiter, "ich hoffe nur, dass die Bücherzelle nicht mutwillig beschädigt wird."