„Tudo é Fado“: Die Augen schließen und genussvoll eintauchen in die Geschichten von unerfüllter Sehnsucht und Traurigkeit, Lebensfreude und Liebesleid. Bestens dafür geeignet war die faszinierende Musik des Ensembles „Fado Sul“, mit dem Kultur e.V. den Musikherbst im Rügheimer Schüttbau eröffnete.
Fado Sul: Das sind neben der Sopranistin Daniela Bauer Luís Maria Hölzl an der Guitarra Portuguesa (portugiesische Gitarre) und Henrique Rebouças an der achtsaitigen Konzertgitarre.
In klassischer Fado-Besetzung nahmen sie das Publikum mit in die Welt der Portugiesin Amália Rodrigues. Die als „Stimme Portugals“ und „Königin des Fados“ verehrte Sängerin machte die melancholisch-sehnsuchtsvollen Lieder aus der Lissaboner Altstadt in der ganzen Welt populär.
Saudade – das ist das schmerzvolle Sehnen nach einem geliebten Menschen oder besseren Leben. Ein zugleich bitteres und süßes Gefühl. Mit wehmütigen Klagen besingt Daniela Bauer ihren Geliebten („Meu amor“) oder „Ai Mouraria“, das maurische Stadtviertel Lissabons. Schwebende, ergreifend schöne Töne schickt sie mit wunderbar klarer und warmer Stimme auf den Weg.
Aber auch den Gegenpol zur Saudade, die Lebensfreude der Alegria versprüht die Sopranistin mit temperamentvollem, strahlendem Gesang. Wenige, von Daniela Bauer übersetzte Zeilen genügen, um zu verstehen, welche Geschichten die Lieder aus Portugal und Spanien erzählen.
An der Seite der Sängerin zwei exzellente Gitarristen, die sich als kongeniale Begleiter und hervorragende Solisten erweisen. Ebenso ausdrucksstark wie die Stimme, zeichnen die Gitarren die wechselnden Gefühlszustände nach: Dur und Moll, Gram und Wonne, Schatten und Licht. Die zwölfsaitige Guitarra Portuguesa zählt zur Familie der Cistern und wird mit Spielplättchen an Daumen und Zeigefinger gezupft. Vom kraftvollen Fortissimo bis hin zu feinsten, kaum mehr hörbaren Tönen entwickeln Hölzl und Rebouças ein erstaunlich dynamisches Spiel. Bestens aufeinander eingespielt umwerben sich Gitarren und Gesang, spielen sich die Bälle zu und übernehmen abwechselnd die Führung. Die rein instrumental gespielten Choros und Tänze bringen die Füße zum Zucken oder laden zum Träumen ein.
Zum wiederholten Male erweist sich auch in diesem Konzert die ausgezeichnete Akustik des Konzertsaales als absoluter Glücksfall. Bis in die hintersten Sitzreihen der gut besuchten Veranstaltung schwingen die hauchzarten Töne und leise angedeuteten Saitenklänge.
Ein Abend voller Musik, die die Herzen berührte. Stürmischer Beifall und als krönender Abschluss eine tragisch endende Liebesgeschichte: „Maria la Portuguesa“.