Der Poetry Slam ist mittlerweile in Haßfurt zu einer festen Größe im Veranstaltungskalender geworden. Zwei Mal im Jahr treffen sich Wortakrobatiker, Lyriker und Poeten zu einem Wettbewerb, der immer wieder das Publikum fasziniert. So auch am Samstag bei der 13. Ausgabe in der Ganztageseinrichtung "Silberfisch".
Mit einem Hygienekonzept war Christian Ritter, Moderator und Poetry-Slam-Veranstalter, in die Kreisstadt gekommen, das vom örtlichen Veranstalter, dem Bibliotheks- und Informationszentrum (BIZ) perfekt umgesetzt wurde. Zwar kamen zum jetzigen Slam nur 70 Zuschauer, was aber wohl den Rahmenbedingungen geschuldet war. Eine Teilnahme war nur mit Voranmeldung möglich, so die beiden BIZ-Mitarbeiterinnen Sylvia Büttner und Verena Braun, die das Event organisieren.
Moderator und Wachhund vergessen die Desinfektion ohne Folgen
Natürlich gehörte es auch dazu, nach jedem Akteur das Mikrofon zu desinfizieren. Christian Ritter ernannte kurzerhand in seiner einmalig humorvollen Art einen Zuschauer als "Hygienebeauftragten", der mitteilen sollte, falls der Moderator mal die Reinigung vergisst. Und natürlich kam es dann so, dass prompt Christian Ritter nicht mehr an das Mikrofon dachte, aber auch der Zuschauer es nicht merkte. Eine aufmerksame Frau aus dem Publikum passte jedoch auf, was sie lautstark zum Ausdruck brachte und die restlichen Gäste erheiterte.
Rahel Benisch aus Regensburg, Max Oswald aus München, Lenny Felling aus Mainz und Tabea Schleier aus Würzburg waren die erfahrenen Profis auf der Bühne, die mit ihren Geschichtchen für Heiterkeit sorgten, aber auch zum Nachdenken anregten. Von Mädchenträumen über Spielzeugwunschmaschinen bis hin zu Omas, die Vegetariern Hühnchen anbieten und denken, dass das Huhn vorher Gemüse auf zwei Beinen war, erstreckten sich die Themen der Slammer.
Warum Robert Alan Musicomedian ist
Außer Konkurrenz trat Robert Alan auf. Der Kabarettist zog die Zuschauer in seinen Bann. Der Künstler war pubertärer Kleinstadtrapper, tragischer Singer-Songwriter, stiller Schlagzeuger in der Countryband seiner Eltern und großmäuliger Frontmann erfolgloser Indiebands. Am Ende blieb ihm nur noch die Musikcomedy, wie er augenzwinkernd mit seinem besonderen Charme berichtete.
Als Mann alleine mit drei Frauen einen Abend genießen, wer träumt davon nicht? Spaßhaft sagte das Michael Neumann aus Haßfurt, der zusammen mit Sibylle Hornbogen, der Mutter seines Patenkindes, sowie seiner Schwester Christina Neumann und deren Freundin Anna Keßler in den Zuschauerreihen saß. "Cool, dass der Poetry-Slam überhaupt stattfindet", fand es das Quartett, das eigentlich schon befürchtete, dass die Veranstaltung wegen Corona ausfallen würde.
Corona verändert die Regeln
In früheren Zeiten waren zwar mehr Leute hier, so Michael Neumann, aber "das Programm ist toll wie immer". Etwas anders waren dafür die Regeln für die Entscheidung, wer Ruhm und Ehre als Gewinner mit nach Hause nehmen kann. Sonst hielten einige auserwählte Zuschauer Tafeln mit Noten in die Höhe, jetzt wurde per Applaus abgestimmt.
Kräftig klatschen auch das Quartett für seine Favoritin, die sich zum Schluss auch als Siegerin feiern lassen konnte. Rahel Benisch, die auch bereits den Titel der Fränkischen Meisterin im Poetry-Slam trägt, war auch in Haßfurt diejenige, die das Publikum am meisten begeisterte. Bekannt für ihre originellen Siegergeschenke wählten die BIZ-Verantwortlichen auch jetzt etwas Besonderes: Eine Flasche Gurkenschnaps. Die Siegerin kommentierte nach einen Schluck aus der Pulle den Geschmack: "Zum Betrinken langts!"