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Königsberg
Philosophisches Kabarett mit Musik in Königsberg
Philosophische Gedanken, garniert mit Musik, bot Eric W. F. Seuberth am Samstagabend in Königsberg seinem Publikum an.
Foto: Gerold Snater | Philosophische Gedanken, garniert mit Musik, bot Eric W. F. Seuberth am Samstagabend in Königsberg seinem Publikum an.
Gerold Snater
 |  aktualisiert: 19.07.2024 02:40 Uhr

Es war schon mal etwas anderes, was da in der voll besetzten Konzertscheune bei Barbara May in Königsberg geboten wurde. Eine etwas ungewöhnliche Verbindung von Philosophie, Kabarett und Musik. Ungewöhnlich war auch die Bekleidung, in der Kabarettist Eric W. F. Seuberth sein Publikum mit einem Rock 'n' Roll Klavierstück begrüßte. Er hatte einen Bademantel an. Mit "Ich hoffe, Sie erwarten nichts Lustiges! Ich möchte mit Ihrem Verstand spielen", leitete er zu seinem Vortrag über. An dessen Anfang stellte er die Frage: "Was ist Philosophie?" Die Antwort gab er selbst: "Sie ist keine Lebenseinstellung, sie ist gefährlich."

Im Folgenden gelang es Seuberth, sein Publikum intellektuell zu fordern, zum genaueren Denken zu verführen und dann die sich angenehm steigernde intellektuelle Anspannung wieder in Leichtigkeit und Lachen aufzulösen. So wurden Verstand und Lachmuskeln gleichermaßen aktiviert, was dem Publikum großen Spaß bereitete.

Was ist ein Haufen?

So auch mit einer Lesung zu Impressionen aus der Uni, in der es um die Frage ging: Was ist ein Haufen? Beziehungsweise: Wann ist ein Haufen ein Haufen? Anhand eines Zwiegesprächs zweier Studenten wurde den Zuhörern mit einer Anzahl von Ziegelsteinen verdeutlicht, wie viele Steine es sein müssen, um einen Haufen zu bilden. Die Erkenntnis, die daraus gewonnen wurde: Philosophie kann provozieren.

Mit einem humorvollen Lied leitete Seuberth zum nächsten Teil über, in dem es um den Menschen an sich ging. Die Quintessenz seiner philosophischen Betrachtung, bei der er von den aus der Urgeschichte verbliebenen sechs Menschenarten ausging, war, dass wir Menschen davon die etwas Besseren sind, die sich "mit Vernunft an die Spitze der Nahrungskette gestellt haben".

Nach dem Zwiegespräch mit Gott, in die er auch die aktuelle Politik mit einbezog, beschäftigte sich der Kabarettist auch mit dem Thema "Tod", wobei der Tod für den Menschen kein Übel ist. "Er kann kein Übel sein, wenn wir noch nicht gestorben sind, und auch dann, wenn wir gestorben sind!", war dazu seine philosophisch ausgedrückte Meinung.

Sind wir ein Gehirn im Tank? Kann man überhaupt etwas sicher wissen? Würden wir die Menschenrechte auch für Neandertaler gelten lassen? Ist der Tod ein Übel? Fragen über Fragen und die Lust, immer weiter zu fragen! Nicht – wie häufig - das tagespolitische Geschehen, sondern "große und ewige Fragen" der Philosophie standen an diesem Abend im Mittelpunkt. Auch wenn man bei den Fragen die Komfortzone des eigenen Alltagsdenkens verlassen musste und sie durchaus an die Substanz gingen, fiel niemand während der Vorstellung in eine Sinnkrise. Seuberth lockerte das Ganze mit viel szenischer Komik und eigenen Liedern am Klavier und mit Gitarre wieder auf.

Esprit und rotziger Charme

Bei ihm traf der Geist der Philosophie auf den Esprit eines Wortakrobaten und den rotzigen Charme des Rock 'n' Rollers, den er mit seinen Vorträgen am Klavier unter Beweis stellte. Er bot eine geistreiche Show für Gehirnzellen und Lachfältchen. Zum Schluss meinte Eric W.F. Seuberth bei der Verabschiedung: "Es hat sich gelohnt, wenn Sie beim Rausgehen mehr Fragen haben als beim Hereinkommen". Ein Besucher fasste den Abend mit der Feststellung zusammen: "Eine gelungene Irritation".

 
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