Sie hat einen festen Händedruck. Und das Unbewusste signalisiert sofort: die kann anpacken. Und das muss sie auch. Schließlich ist Dr. Amelie Wiest Tierärztin, und dabei unterstützt sie ihren Vater Dr. Peter Wiest bei der Behandlung von Großtieren, also Rindern, tatkräftig, und das seit vier Jahren.
Zum 1. Januar 2023 ist es nun so weit: Amelie Wiest übernimmt die Tierarztpraxis im Lerchenweg in Pfarrweisach komplett mit zwei weiteren Tierärzten und zwei tiermedizinischen Fachangestellten. Und zum Verstärken des Teams sind sie aktuell auf der Suche nach einer weiteren Veterinärin oder Veterinär.
Dabei verrät Dr Amelie Wiest bei einem Pressegespräch in der Praxis augenzwinkernd, ihr Vater werde ihr weiterhin mit seinem "riesigen Erfahrungsschatz" zur Seite stehen, also helfen, wenn er gebraucht wird. Und Dr. Peter Wiest nickt dazu, mit väterlichem Wohlwollen. Er hatte einst, zum 1. April 1985, die Praxis und das Einzugsgebiet von Dr. Kob übernommen und ausgebaut. Wiest, ein gebürtiger Schwabe, war neu in der Region und ohne seine Frau Christine, so sagt er, hätte er das nicht stemmen können; vor allem die Verwaltungsarbeiten habe sie komplett übernommen.
Die neue Chefin will die Betreuung der Großtiere auf alle Fälle beibehalten
Tochter Amelie hat sich als neue Inhaberin der Tierarztpraxis hehre Ziele gesetzt. So will sie die Betreuung der Großtiere in der Landwirtschaft "auf alle Fälle" beibehalten und daneben die Behandlung von Kleintieren wie Katze, Hund, Hasen oder Meerschweinchen ausbauen. Dazu will die 33-Jährige in ein digitales Röntgengerät und ein hauseigenes Labors investieren. Im Labor, so sagt sie, könne an Ort und Stelle eine Blutuntersuchung durchgeführt werden. Man müsse die Blutproben nicht an ein externes Labor liefern, wodurch man in der Woche einen Tag verliere, "und am Wochenende läuft überhaupt nix, da heißt es warten bis Montag".
Einen Schwerpunkt will sie im Bereich der Diagnostik auf die Zahnmedizin bei Kleintieren legen. Auch den Bereich der alternativen Behandlungsmethoden, der Homöopathie, will sie stärker ausbauen. Ihr Vater hat diesen Weg schon vor vier Jahren in der Rindermedizin eingeschlagen und den will sie kontinuierlich weitergehen und die Homöopathie auch bei Kleintieren anwenden.
Und warum nimmt sie den doch beschwerlicheren Weg einer eigenen Praxis auf sich – noch dazu auf dem Land – anstatt in einer großen Tierklinik zu arbeiten, wo man eine geregeltere Arbeitszeit hat? "Weil es mich nach all den Jahren wieder in die Heimat gezogen hat und in Pfarrweisach die Praxis vom Vater da war", sagt sie selbstbewusst. Was ihre Praxis von der einer "großen" unterscheidet, ist die familiäre Organisation. "Wir sind ein richtiger Familienbetrieb", zeigt sie sich stolz; denn neben ihrem Vater unterstützt sie ihr Mann Benjamin (33) "an allen Ecken und Enden". Und Benjamin selbst ist begeistert über die offene und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Landwirten. Jedoch, wenn die Praxis nicht gewesen wäre, "wäre ich in der Schweiz geblieben", gibt sie unumwunden zu (siehe Vita, nebenstehende Box).
Als Kind lieber bei den Bauern als im Kindergarten
Obwohl sie "nicht oft im Kindergarten war, sondern lieber mit Papa draußen bei den Bauern rumgefahren bin" wollte sie als Kind oder Jugendliche nie Tiermedizinerin werden. Erst die Erfahrungen nach dem Studium in den verschiedenen Praktika und den Auslandsaufenthalten habe sie zum Umdenken gebracht. In den vergangenen vier Jahren, in denen sie ihren Vater unterstützt hat, habe sie gelernt, wie wichtig Vertrauen und Ehrlichkeit sind. "Es geht hier um ein ehrliches, gegenseitiges Miteinander mit den Landwirten und um ein ungebrochenes Vertrauen", stellt die junge Medizinerin hervor.
Müssen nun auch Tiere an dem Humbug leiden? Wird Zeit, dass Homöophatie zumindest bei Menschen nicht mehr von der Krankenkassen übernommen wird.
Mir ist es unerklärlich wie studierte Leute solch einen Hubug propagieren können.