Nach 38 Dienstjahren, die letzten fünf in der evangelischen Kirchengemeinde Westheim-Eschenau, geht Pfarrerin Doris Otminghaus in Ruhestand. Dem Abschiedsgottesdienst in der Jakobi-Kirche in Westheim hat sich ein gemütliches Beisammensein im Gemeindezentrum "Schwarzer Adler" angeschlossen.
Der Kirchenraum ist im vorderen Teil geschmückt mit bunten Sandfanten. Die Kunststoffprodukte, kreiert von Designer und Nachbar Christoph Böhler, sind ein Geschenk für die Gäste. Ihr persönlicher Sandfant weckte bei der Pfarrerin prägende Kindheitserinnerungen im eigenen Sandkasten. Irgendwann habe sie unmerklich das Spielparadies mit dem Erwachsenenleben getauscht und am eigenen Leben gebaut und sich und der Familie eine Zukunft gestaltet. Im Team einer christlichen Gemeinde kreativ und spielerisch ans Werk zu gehen, sei aus Sicht der Pfarrerin kein Sandkastenspiel mehr gewesen. Wie die Sandfantenkolonie, deren Mitte offen sei für Gottes Geistenergie, würde sich jedes Gemeindemitglied mit eigenen Gaben und Aufgaben einbringen, um an der Gemeinde Gottes zu bauen.
Die Pfarrerin habe einige Jahre vor Ort mit gebaut, eine Kirche renoviert, zwei Gemeindehäuser aufgegeben und verkauft und ins Gemeindezentrum "Schwarzer Adler" umgezogen. Für die Familien wurden Lego-Kreuzweg-Stationen gebaut, ausgezeichnet mit dem Ehrenamtspreis der Landeskirche. Die Kreativität und der Tatendrang aus der Sandkastenzeit wären laut Pfarrerin geblieben, trotz Herausforderungen der Kirche in der heutigen Zeit mit teils schwierigen und sperrigen Vorgaben des Baumaterials.
Dekanin Anne Salzbrenner (Rügheim) verabschiedete Doris Otminghaus aus dem Dienst, dankte für deren Einsatz und griff wichtige Lebensstationen auf. Doris Otminghaus ist 1960 in Plettenberg (NRW) geboren und aufgewachsen, wo sie als nebenberufliche Kirchenmusikerin und Organistin in der Kirche aktiv war. Das Studium erfolgte in Bethel, Erlangen und Tübingen mit Vikariat in Marktredwitz und Wunsiedel, wo die ersten drei Kinder geboren wurden. Dann ging es nach Haßfurt, wo sie zusammen mit Mann Gerhard eine Anstellung und drei weitere Kinder bekam. Hier baute sie den Verein Bibelwelten mit auf. Im Jahr 2017 bekam sie viel mediale Aufmerksamkeit, als sie Geflüchteten, die abgeschoben werden sollten, Kirchenasyl gewährte und dafür mit dem Menschenrechtspreis von Pro Asyl ausgezeichnet wurde.
Die Dekanin bezeichnete Otminghaus als eine Kollegin, die nie stehen bleiben würde. Das zeige der im Herbst folgende Auslandseinsatz auf Teneriffa. Dafür gab die Dekanin ihr die ersten drei Worte der Monatslosung für August aus dem Psalm 147 mit auf dem Weg: "Der Herr heilt". Bei zahlreich vorgebrachten Grußworten erfuhr Pfarrerin Otminghaus Wertschätzung. Pfarrerin Claudia Winterstein (Zeil) übernimmt die geschäftsführende Vakanz und Pfarrer Thomas Prusseit (Haßfurt) die Konfirmandenarbeit.