Nach dem überraschenden Weggang von Pfarrer Mariusz Falk ist nun Pfarrer Jaroslaw Woch (50) in das Pfarrhaus in Aidhausen eingezogen. Er ist ein Landsmann seines aus Polen stammenden Vorgängers. Seit 2006 ist Woch im Bistum Würzburg tätig, zunächst als Kaplan und Pfarrvikar, zuletzt als Pfarradministrator in Oberthulba (Lkr. Bad Kissingen).
Am 25. September wird Jaroslaw Woch als Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Aidhausen-Riedbach feierlich in sein Amt eingeführt. Wir sprachen mit ihm über seine polnischen Wurzeln und darüber, wie er sich seine neue Aufgabe vorstellt.
Jaroslaw Woch: Ja, allerdings nicht aus Pommern, sondern aus Tschenstochau (Czestochowa) in Schlesien, im Süden des Landes gelegen. Dort legte ich an der Technischen Fachschule die Prüfung zum Abitur und zum Maschinenbautechniker ab. Die erworbenen praktischen Fähigkeiten kann ich heute noch gut gebrauchen, wie bei meinem Umzug gerade.
Woch: In den Schulen gab es keinen Religionsunterricht. Aber wir hatten eine starke Jugendgruppe in unserer Pfarrei. Dort wurde uns das Evangelium verkündigt. Ich war begeistert von der Gemeinschaft, von den Exerzitien und den Wallfahrten. Dort habe ich meinen persönlichen Glauben entdeckt und mich bewusst dafür entschieden. Was ich als Botschaft bekommen habe, das wollte und will ich weitergeben.
Woch: Zur Verabschiedung aus der Jugendgruppe bekam ich eine Bibel mit einer Widmung aus dem Matthäus-Evangelium: „Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium.“ Damals dachte ich nicht, dass es wirklich so kommen wird. Doch nach dem Studium im Priesterseminar in Krakau und meiner Priesterweihe im Jahr 1991, ging ich für sechs Jahre zur Promotion nach Rom, anschließend als Dozent zurück nach Polen. Seit 1994 schon übernahm ich Urlaubsvertretungen in der Diözese Würzburg.
Ich sah die Not in Deutschland und stellte mich 2005 als Seelsorger zur Verfügung. Seit 2015 bin ich inkardinierter Pfarrer der Diözese Würzburg und gehöre deren Diözesanklerus an.
Woch: Ich war zuletzt für zwölf Pfarrgemeinden zuständig. Was an Arbeit auf mich zukommt, weiß ich. Zunächst will ich aufmerksam sein für alles, was es hier gibt, und keine neue Ära einläuten. Ich will im Gemeindeleben ankommen und nicht als Fremdkörper hier leben. In den Pfarrgemeinden tragen die Laien viel Verantwortung und unterstützen den Pfarrer in seiner Arbeit. Ich möchte den vielen Helfern und Pfarrgemeinderäten beistehen und sie motivieren. Ich freue mich über gut funktionierende Strukturen und setze meine Kräfte lieber für die Seelsorge als für Verwaltungsarbeiten ein.
Woch: Besonders liegen mir die Jugendarbeit und die Arbeit mit Familien am Herzen. Der Glaube darf nicht in der Sonntagspflicht des Gottesdienstbesuches stecken bleiben. Der Einzelne muss den Weg für sich persönlich entdecken. Heute will jeder bei allem Spaß haben. „Viel Spaß in der Schule, „Viel Spaß auf der Arbeit“ – zu allem wünscht man sich viel Spaß. Es ist legitim, dass die Menschen Freude haben wollen. Auch die Kirche sollte Freude schenken, ohne aber dabei zum Zirkus zu werden. Wichtig erscheint mir allerdings eine Freude, die nicht von Äußerlichkeiten abhängig ist, sondern die von innen kommt. Und natürlich ist das Leben nicht nur lustig.
Woch: Ich bin Motorradfahrer. Hier gibt es eine Motorradgruppe, die sich jede Woche trifft. Das finde ich toll, und da will ich hin. Das ist wie in der Kirche, da trifft man sich auch jede Woche. Wiederholung bildet Gemeinschaft und prägt die Menschen. Tradition war lange ein Träger der christlichen Botschaft.
Woch: Man muss Traditionen bewahren und gleichzeitig neue Wege suchen, damit die Menschen die christliche Botschaft erfahren können. Das Christentum hat tiefe humanistische Wurzeln. Es war stets geprägt vom Miteinander, vom Leben in der Gemeinschaft. Durch die technische Entwicklung leiden heute zwischenmenschliche Beziehungen und gemeinsames Erleben kommt zu kurz, man denke nur an die Kommunikation per Smartphone. Das persönliche Gespräch bleibt da oft auf der Strecke.
Woch: Das Evangelium ist grundsätzlich eine frohe Botschaft für jeden Menschen. Aber es enthält auch eine Moral, eine Ethik. So wie die Natur bestimmten Gesetzen folgt, ist auch der Mensch von Gott so geschaffen, dass er Regeln, sprich den zehn Geboten, folgen muss. Damit will Jesus den Menschen vor dem schützen, was ihm schaden würde. Und weiter gilt: Jesus liebt den Sünder. Aber er akzeptiert nicht die Sünde.
Woch: Papst Franziskus wird oft zitiert, wenn es der Öffentlichkeit passt. Aber man darf seine Botschaften nicht nur stückchenweise wahrnehmen. Es gibt Spielregeln, die man einhalten muss, wie zum Beispiel den Zölibat oder die Verweigerung der Kommunion für Geschiedene. Wenn sich jemand für einen bestimmten Weg entschieden hat, dann hat es auch Konsequenzen. Das gilt auch für den Glauben. Da gehört immer das ganze Paket dazu. Auch Jesus nahm sein Joch auf sich und war nicht bei jedermann beliebt.
Woch: Ich bin für die Ökumene bereit, aber die eigene Identität muss bewahrt werden. Wir spielen alle in Jesu Mannschaft und können Möglichkeiten finden, zusammen unseren Glauben zu leben. Aber man muss auch akzeptieren, dass wir bei der Eucharistiefeier und beim Abendmahl eben nicht gemeinsam hinter dem Altar stehen können.
Woch: Fertige Rezepte habe ich nicht. Aber die christliche Botschaft ist klar: Unser Leben ist wie eine Wallfahrt. Es gibt verschiedene Stationen, aber unser aller Ziel ist unsere Heimat im Himmel. Da führt unser Leben hin.
Welche Not haben Sie in Deutschland gesehen? Leider geht das aus dem Artikel nicht hervor. Ich meine, dass die Not hier nicht größer ist als in den Nachbarländern Deutschlands - zumindest aus wirtschaftlicher Sicht.