Mit dem Buch "Das Sams und der blaue Drache" hat der Bamberger Kinderbuchautor Paul Maar das zehnte Abenteuer dieses zauberhaften Wesens vorgelegt – eine fantastische Geschichte von Freundschaft, Enttäuschung und Hoffnung.
Da schlagen doch gleich die Herzen aller kleinen und großen Kinder höher: Die Wunschmaschine spuckt Erdbeereis und "die sahnigste, schmiegsamste und cremigste Sahne" ohne Ende. Und nicht nur die: Als das Sams sich einen Flugdrachen wünscht, steht plötzlich vor ihm ein ferkelgroßes Lebewesen mit zackigen Flügeln, langer Schnauze mit riesigen Nasenlöchern und dunkelblauen Schuppen. Ein echter Drache also wie aus der Fabel- und Märchenwelt. Das darf natürlich nicht Frau Rotkohl wissen, die in ihrem Haus keine Tiere duldet. Und tatsächlich….Aber halt, mehr soll nicht verraten werden. Denn es lohnt sich, selber diese abenteuerliche Geschichte über "Das Sams und der blaue Drache" zu lesen, die jetzt im Verlag Friedrich Oetinger erschienen ist.
Keine Fortsetzung in Aussicht
"Sams-Vater" Paul Maar, in Bamberg lebender Kinderbuchautor der Extraklasse, legt damit den zehnten Band der Reihe vor, die seit fast 50 Jahren Leser in vielen Ländern der Welt begeistert. Ist damit auch die Perspektive auf ein elftes Sams-Buch eröffnet? "Ich glaube nicht", antwortet Paul Maar doch eher vorsichtig auf die Frage der Reporterin. Ihm falle wohl nichts Neues mehr über das Sams ein, fügt der 82-Jährige hinzu.
Dieser neue zehnte Band geht an die Anfänge zurück, auf die Zeit, als das Sams und sein Papa Taschenbier noch in Untermiete bei Frau Rotkohl wohnten. Wir erinnern uns: Am Ende des ersten Bandes blieb vor lauter Wünscherei nur ein Wunschpunkt im Gesicht des Sams übrig. Der wurde für eine Wunschmaschine eingesetzt, die dann wegen diffuser Wünsche und damit Überforderung explodierte. "Im Nachhinein habe ich es manchmal bedauert, dass die Wunschmaschine so schnell kaputtging", schreibt Paul Maar in seiner Einleitung. Immer mal wieder habe er sich ausgemalt, was noch alles hätte passieren können, wenn die Maschine nur nicht so schnell geborsten wäre.
Wunschmaschinen-Fantasie eingebracht
Nun hat der Autor seine nachträglichen Wunschmaschinen-Fantasien zu Papier gebracht und auch selbst auf bewährte Weise illustriert. Dabei ist das Sams keinen Tag älter geworden, obwohl es ja schon 1973 auf die Welt kam. In den feuerroten Haaren keine einzige graue Strähne, die kecke Nase wie eine Steckdose nach wie vor neugierig in die Höhe gereckt. "Das Sams ist keine irdische, sondern eine fantastische Figur", erklärt Paul Maar. Es sei die Eigenschaft aller fantastischen Figuren wie etwa Feen oder Meerjungfrauen, dass sie nicht älter werden.
So sei das Sams unverändert "mein Sprachrohr", so Maar. Es vermittle das, was er gern mache: "Wortspiele und Reime". Und der Schriftsteller gibt gleich eine Kostprobe seiner Passion: "Bamberg ist eine sehr schöne Stadt, ein Glück, wenn man dort seine Heimat hat!" Eine Heimat, in der der gebürtige Schweinfurter auch dank seines Erfolges als Autor von über 50 Kinderbüchern seine Schüchternheit überwunden hat: "Als junger Mann war ich recht schüchtern", blickt er zurück und erzählt von seinem strengen, schnell aufbrausenden Vater, der ihm so manche Ohrfeige verpasste. "Ich lernte, mit der Tapete zu verschmelzen und nicht aufzufallen", sagt Maar und zieht Parallelen zum Sams-Papa Taschenbier: "Ich habe etwas von einem Herrn Taschenbier an oder in mir", lacht er und freut sich über die Entwicklung dieser Figur durch die enge Beziehung mit dem munteren, mutigen, lebensfrohen Sams. Also wieder eine Parallele.
Freundschaft, Enttäuschung, Hoffnung
Und die Moral von der neuen Sams-Geschichte mit dem Drachen? "Es geht darin um eine sehr schöne Freundschaft, um eine kleine Enttäuschung, um Hoffnung am Schluss", sagt Maar. Was gute Freunde wert sind, weiß er schließlich aus eigener Erfahrung. So hat etwa der bekannte Kunstdrachenbauer Peter Hespeler überlebensgroße Sams-, Taschenbier- und Rotkohl-Drachen konstruiert, um Paul Maar eine Freude zu machen. Und als Revanche wünschte sich Hespeler ein neues Sams-Buch mit einem Drachen. Auch wenn er dabei an einen aus Stoff oder Papier gedacht hatte. Immerhin hat ihn Paul Maar als Drachenladenbesitzer Herr Hespeler im Sams-Buch verewigt.
Ja, mit einem Denkmal setzen kennt sich Autor Maar ohnehin bestens aus. Im Herbst 2020 erscheint im S. Fischer-Verlag sein autobiografischer Roman "Wie alles kam". Es ist ein Buch für Erwachsene geworden, in dem Maar besonders seiner Ehefrau Nele bleibende Erinnerung schenkt. "Wir haben uns mit 17 Jahren in der gemeinsamen Abiturklasse kennen- und lieben gelernt", sagt Maar. Er verdanke es ihr, dass er in die Welt der Literatur, des Theaters, des Schreibens eingetaucht sei.
Das Buch "Das Sams und der blaue Drache", geschrieben und illustriert von Paul Maar, Verlag Friedrich Oetinger Hamburg 2020, ist im Buchhandel erhältlich. Es kostet 13 Euro. Für Kinder (und Erwachsene) ab sieben Jahren.