Zweckoptimismus treibt Dekan Hans-Martin Lechner in diesen Tagen um: „Man wird vielleicht in wohltuender Weise bescheidener, und dann kann das, was jetzt noch möglich ist, dennoch ganz groß sein“, meint er im Blick auf den Festgottesdienst am Sonntag, 4. Juli, mit dem das Jahrtausendjubiläum der Stephanskirche beendet wird. Fulminanter Auftakt war im Januar 2020. Weitere Präsenzveranstaltungen im Februar und dann der erste ökumenische Kunigundentag am 29. Februar 2020 „bleiben in Herz und Sinn“, sagt Lechner.
Die Enttäuschung sei freilich groß, dass die Pandemie all den weiteren Planungen für die Tausendjahrfeier einen Strich durch die Rechnung gemacht habe, bekennt der Dekan. Ein großes Team aus Kirchengemeinde und Dekanatsbezirk um Pfarrer Walter Neunhoeffer habe seit 2016 über 70 unterschiedlichste Veranstaltungen für die verschiedensten Zielgruppen aus Kirche und Gesellschaft vorbereitet: „Es war wie ein Schock, als sich im letzten Jahr im März herausstellte, dass wohl alles so nicht möglich sein wird! Einfach nicht zu fassen!“ Auch der Plan, alles um ein Jahr zu verschieben und eben den 1001. Geburtstag zu feiern, gehe coronabedingt nicht vollends auf. Umso größer sei die Freude, den besonderen Gottesdienst am 4. Juli um 10 Uhr als einen Höhepunkt der Feierlichkeiten erleben zu können.
Evangelisches Gotteshaus wurde von einem Papst geweiht
Und dies geschieht mit einem deutlichen ökumenischen Akzent. Schließlich ist die heutige evangelische St. Stephanskirche das einzige Gotteshaus auf deutschem Boden, das von einem Papst geweiht wurde. Papst Benedikt VIII., der Heinrich II. 1014 zum deutschen Kaiser gekrönt hatte, erteilte am Osterfest 1020 dem jungen Bistum Bamberg persönlich seinen Segen und vollzog am gleichen Tag in Anwesenheit des Kaiserpaares Heinrich und Kunigunde die Weihe der neuen Kirche des Kollegiatsstifts St. Stephan. Diese wurde im Zuge der historischen Umwälzungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts der knapp 150 Seelen zählenden protestantischen Gemeinde übereignet, die damit ihr erstes eigenes Gotteshaus bekam. Der erste Gottesdienst wurde darin am 28. Januar 1808 gefeiert.
Eigentlich hätte ja der jetzt amtierende Papst Franziskus das Jahrtausendjubiläum von St. Stephan mit seinem persönlichen Besuch adeln sollen. Jedenfalls hatte der Pontifex die Einladung dazu von Oberbürgermeister Andreas Starke, Erzbischof Ludwig Schick und Dekan Lechner rechtzeitig zugestellt bekommen. Doch bekanntlich tickt Rom anders. Und so bleibt der Papst im Vatikan – und ehrt die Bamberger jedweder Konfession mit einem schriftlichen Gruß. Den hat Erzbischof Schick initiiert und wird ihn im Festgottesdienst verlesen.
Gottesdienst mit Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
„Allein schon durch ihre Geschichte begründet, verstehen wir die Stephanskirche ganz grundlegend als einen Ort der Ökumene“, erklärt Dekan Lechner zu dieser päpstlichen und bischöflichen Anteilnahme am Jubiläum. Das gelingende ökumenische Miteinander im Sinne einer versöhnten Verschiedenheit liege ihm und allen in der Stephanskirche „zutiefst am Herzen gerade um Jesu Christi willen“.
Im Gottesdienst hält Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Predigt und wird gemeinsam mit dem Erzbischof den Schlusssegen spenden. An der Liturgie wirken Dekan Lechner und Pfarrer Neunhoeffer mit sowie die Katholikin und Lyrikerin Nora Gomringer, die die Lesung vorträgt. Unter der Leitung von Kirchenmusikdirektorin Ingrid Kasper sorgen Mitglieder der Vokalchöre St. Stephan und Bläser des gemeindlichen Posaunenchores für die musikalische Gestaltung. Gerade im Bereich der Kirchenmusik finden in den nächsten Monaten weitere Veranstaltungen statt, die aus dem Jubiläum heraus entstanden sind.