Bernd Ziegler wollte den Menschen in Zeiten von Corona ein bisschen Hoffnung machen. Doch dass seine Idee so hohe Wellen schlagen würde? Der 49-Jährige aus Ebern stellte vier Pandabären aus Plüsch in die Fenster seines Hauses am Marktplatz. Mit dem Wortspiel hatte es sich ja angeboten: Panda-mie!
Ohne es geplant zu haben, löste Ziegler damit eine große Sache aus: Inzwischen sitzen in über 50 Häusern in der kleinen Stadt im Landkreis Haßberge Pandas in den Fenstern. Pandas in allen Variationen: Von gekauft bis selbstgemacht, vom gemalten Bild über Papierbasteleien bis zum Stofftier ist alles dabei. Und das Medieninteresse an der Aktion ist - nach einem ersten Bericht dieser Redaktion - enorm: Die Eberner Pandas haben es deutschlandweit in Zeitungen und ins Fernsehen geschafft, bundesweit berichteten die Medien - vom "Spiegel" bis zu RTL.
Bernd Ziegler wollte eigentlich nur "ein nettes Bild"
Bernd Ziegler, mit dessen Pandas mitten im Ort alles anfing, ist zum gefragten Interviewpartner geworden. "Das wäre natürlich nicht so passiert, wenn nicht viele Leute mitgemacht hätten", freut er sich über ausgelöste Panda-mie. "Sonst wäre es halt ein nettes Bild gewesen, so wie es auch eigentlich gedacht war."
Ziegler ist in den vergangenen Jahren viel durch Asien gereist, daher der besondere Bezug zu den Pandas. Das Haus am Marktplatz, in dessen Fenster er die vier Plüschtiere stellte, hat er im Herbst gekauft. Es hatte lange leergestanden. Der 49-Jährige, der schon früher in der Gastronomie gearbeitet hat, möchte daraus ein Hotel machen. Die Stofftiere nennt er seine "ersten Gäste".
Angefangen hat es mit einem alten Teddy
Er selbst ist kaum 200 Meter entfernt von dem 1604 gebauten Renaissance-Gebäude aufgewachsen und erinnert sich noch an den Tante-Emma-Laden, den es bis Anfang der 1990er Jahre hier im Erdgeschoss gab. "Ich hatte als Kind vor allem einen Bezug zu den Bonbongläsern", erzählt Ziegler. Über dem Laden habe eine alte Frau gewohnt, die dafür bekannt war, oft stundenlang am Fenster zu sitzen und hinauszuschauen. Als er das Haus kaufte, sei ihr früheres Wohnzimmer noch voll eingerichtet gewesen - mit allen Möbeln und einem großen Teddy. "Der Bär sah immer die Wand an. Ich hab mit gedacht: Der arme Kerl."
So wurde der große, flauschige Bär zum Türsteher. Wenn Ziegler dabei ist, im Gebäude aufzuräumen, steht die Eingangstür oft offen und Passanten können den Teddy bewundern. In die vier Fenster des oberen Stockwerks setzte der neue Hausbesitzer dann die Pandas. "Einen hab ich schon gehabt, drei hab ich bestellt", erzählt Ziegler über die Anfänge der Panda-mie.
"Es hat nichts mit einer Protestaktion zu tun", sagt Ziegler in einer Zeit, in der viele andere Aktionen, die auf die Corona-Pandemie anspielen, auch als politisches Statement gedacht sind. Er finde es einfach wichtig, "dass die Leute trotzdem ein Lächeln im Gesicht haben". Fotos der Eberner Panda-Fenster wurden in den sozialen Netzwerken schnell geteilt - vor allem in der geschlossenen Facebook-Gruppe "Ebern in Unterfranken". Nur wer aus Ebern kommt oder hier wohnt, wird dort aufgenommen.
Zeitvertreib für Familien mit Kindern
Eine, die bei der Aktion mitgemacht hat, ist Corinna Wacker. "Ich bin halt eher die Nähtante", erzählt die Ebernerin, die gerne Kuscheltiere macht und in der Anfangszeit der Pandemie zahlreiche Masken nähte. So ist es wenig verwunderlich, dass in einem ihrer Fenster nun ein selbstgenähtes Panda-Kissen steht.
Wacker arbeitet normalerweise als Bedienung in der Gastronomie. Durch den Lockdown ist sie nun viel daheim. Dank Hund und Leidenschaft fürs Nähen wird ihr nicht langweilig. Vom großen Medienecho, das die Eberner Pandas bekommen, ist auch Wacker total überrascht. "Es ist eine schöne Aktion, die gute Laune verbreitet und Leute ablenkt."
Frank Wolfert hat gleich eine ganze Vielzahl an Fenstern mit Pandabildern geschmückt. In einem der Gebäude der ehemaligen Eberner Kaserne betreibt er den Coworking-Space "die compagnie". Dort hat er viele Fenster zur Verfügung, zumal die Nachfrage nach den Büros, die er dort vermietet, durch Corona stark zurückgegangen ist.
Keiner hätte mit diesem Erfolg gerechnet
Wolfert hatte schon vor einiger Zeit in der geschlossenen Facebook-Gruppe "Ebern in Unterfranken" angeregt, sich zu einem "virtuellen Stammtisch" zusammenzuschließen: "Weil es uns auf den Keks gegangen ist, dass man sich nicht treffen kann". So treffen sich mittlerweile einige Eberner alle zwei Wochen in digitaler Form. Just an dem Tag, an dem Bernd Ziegler sein erstes Panda-Foto in die Gruppe stellte, traf sich der Stammtisch wieder.
"Wir haben noch gewitzelt: Da müsste man eine Aktion draus machen. Das wird Kunst", erzählt Wolfert. Jemand habe sogar aus Spaß gefragt: "Wann kommt RTL?" Dass ein Team des Fernsehsenders nur rund zwei Wochen später tatsächlich nach Ebern kommen würde, um die Pandas zu filmen, habe sich aber keiner vorstellen können.
Mittlerweile verbreitet sich die Panda-mie auch außerhalb Eberns. Initiator Bernd Ziegler berichtet, er habe inzwischen Bilder von Panda-Fenstern aus Fürth, Erlangen und München gesehen. Und sogar in New York gebe es mittlerweile jemanden, der bei der Aktion mitmacht. "Es hat sich durch die Facebook-Gruppe verselbstständigt", freut sich Frank Wolfert und hofft, dass die Aktion nicht nur ein kurzer Trend ist, der schnell wieder abflaut. "Wir wollen das natürlich weiter am Laufen halten. Das ist gut für Ebern."